GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
unruhig.
»Du weißt, daß unsere Zelle heute nacht überflutet wird«, sagte Andreas aus Tor.
»Ja«, entgegnete ich, und er starrte mich ungläubig an.
Ich wandte mich an den Mann am anderen Ende der Kammer. »Reich uns die Lampe herüber!«
Ich nahm das Licht und trat, begleitet von einigen a n deren Sklaven, unter das große, sechzig Zentimeter breite Wasserloch, durch das sich die Flut auf uns ergießen würde. Das Licht enthüllte mir in etwa zwei Metern H ö he ein Eisengitter. Irgendwo oben ertönte ein Knirschen.
»Hebt mich hoch!« rief ich, und Andreas und ein zwe i ter Sklave stellten sich unter mich, hoben mich auf ihre Schultern weiter in den Schacht, dessen Felswände glatt und schleimig waren. Meine Finger glitten ab.
Mit den angeketteten Händen vermochte ich das Gitter nicht zu erreichen. Ich fluchte.
Dann schienen Andreas und der andere Sklave unter mir zu wachsen. Andere Gefangene knieten unter ihnen, hoben sie weiter an. Meine gefesselten Hände ergriffen das Gitter.
»Ich hab ’ s!« rief ich. »Und jetzt zieht mich runter!«
Andreas und der Sklave fielen zurück, und ich spürte den Ruck der Fesseln, die von meinen Handgelenken und den ihren führten. »Zieht!« brüllte ich, und die hundert Skl a ven in unserer langen Zelle begannen an den Ketten zu zerren. Meine Hände begannen zu bluten, das Blut tropfte mir ins hochgereckte Gesicht, doch ich ließ nicht los.
»Zieht!«
Ein dünner Wasserstreifen lief an einer Seite des Schachtes herab.
Das Wasser kam!
»Zieht!« brüllte ich wieder.
Plötzlich gab das Gitter nach, und ich stürzte damit i n mitten rasselnder Ketten zu Boden.
Der Wasserstrom war breiter geworden.
»Der erste an der Kette!« rief ich.
Klirrend erschien ein kleiner strohblonder Mann vor mir.
»Du mußt dort hinaufklettern«, sagte ich.
»Aber wie?«
»Stemme dich mit dem Rücken gegen die Schach t wand«, sagte ich. »Gebrauche deine Füße.«
»Das schaffe ich nie!«
»Du schaffst es«, sagte ich.
Ich und sein Nebenmann nahmen ihn und hoben ihn in die Öffnung. Wir hörten, wie er sich keuchend im Schacht abmühte, hörten das Scharren seiner Füße, das hohle Klirren seiner Kette, als er sich zentimeterweise hocharbeitete.
»Ich rutsche ab!« brüllte er und stürzte uns weinend vor die Füße.
»Noch einmal!« sagte ich.
»Ich schaffe es nicht!« weinte er hysterisch.
Ich packte ihn bei den Schultern und begann ihn zu schütteln. »Du bist ein Mann aus Tharna!« sagte ich. »Zeige uns, was ein solcher Mann vermag!«
Das war eine Herausforderung, wie sie die tharnaischen Männer selten genug zu hören bekamen.
Wieder hoben wir ihn in den Schacht.
Ich schob den zweiten an der Kette unter ihn, und ließ auch gleich den dritten nachfolgen. Das Wasser schäumte nun durch die Öffnung; in etwa faustdickem Strahl rauschte es herab. Unsere Zelle war schon knöcheltief überflutet.
Dann hatte der erste Mann an der Kette endlich Tritt gefaßt und begann zu steigen, der zweite folgte ihm nach, gestützt von dem dritten Mann, der nun auf dem Rücken des vierten balancierte, und so verschwanden immer mehr Männer im Tunnel.
Einmal rutschte der zweite aus, riß den ersten zurück und brachte auch den dritten aus der Bahn, doch inzw i schen waren so viele Männer in dem Schacht, daß nichts mehr passieren konnte. Der erste setzte seinen Anstieg fort.
Das Wasser stand schon sechzig Zentimeter tief in der Zelle und kam der Decke gefährlich nahe, als ich Andr e as in den Tunnel folgte. Der nächste war Kron. Was war mit den armen Kerlen hinter uns?
Ich blickte in dem langen Schacht aufwärts, an der la n gen Reihe der kletternden Sklaven entlang. »Beeilt euch!« rief ich.
Der Wasserstrom schien uns nach unten drücken zu wollen, schien uns weiter zu behindern. Er war wie ein Wasserfall.
»Beeilung! Schnell! Schnell!« ertönte ein heiserer Schrei unter uns.
Der erste Mann unserer Kette hatte nun die Quelle des Wassers erreicht, einen zweiten Tunnel. Wir hörten ein plötzliches Rauschen. Er rief angstvoll: »Es kommt, eine Riesenflut!«
»Stemmt euch gegen die Wand!« rief ich in den Schacht. »Zerrt die letzten hoch! Es müssen alle aus der Zelle heraus!«
Doch meine letzten Worte gingen in einem unvorstel l baren Wasserschwall unter, der meinen Körper wie eine Riesenfaust traf und mir den letzten Atem raubte. Die Flut toste den Schacht hinab, hämmerte auf die Männer ein. Einige verloren den Halt, und Körper verklemmten sich im Schacht. Man
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