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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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eine bestimmte Höhe erreichten, verloren die Augen des Tarn ihren Glanz, und die Balance und die Flugtauglichkeit des Tieres gingen verloren. Nun war es nicht mehr ängstlich, sondern nur noch wütend. Und wieder versuchte es anzusteigen, schneller und wilder als zuvor.
    Hastig rief ich: »Vierter Zügel!« Ich befürchtete, daß sich das mutige Tier eher umbringen würde, als der u n sichtbaren Kraft nachzugeben, die seinen Weg ve r sperrte.
    Unwillig landete der Vogel auf der Grasebene, etwa zwei Kilometer von dem En ’ Kara-Markt entfernt. Ich glaubte einen tadelnden Blick der großen Tarnaugen wahrzunehmen. Warum sprang ich nicht wieder auf se i nen Rücken und gab den Startbefehl? Warum versuchten wir es nicht noch einmal?
    Ich tätschelte ihm den Schnabel und kratzte einige Lä u se zwischen seinen Halsfedern hervor und strich sie ihm auf die Zunge. Der Tarn sträubte noch einige Sekunden lang ungeduldig die Federn, doch dann erlag er widerwi l lig der Delikatesse, und die Parasiten verschwanden in seinem gebogenen Schnabel.
    Was mir eben widerfahren war, mußte dem ungeübten goreanischen Gehirn, besonders den Menschen niedriger Kasten, als Beweis für übernatürliche Kräfte, für den magischen Willen der Priesterkönige erscheinen. Ich selbst neigte nicht zu solchen Hypothesen.
    Der Tarn war in eine Art Abwehrfeld geraten, das wahrscheinlich auf seine Ohren einwirkte und den Ve r lust des Gleichgewichtssinns zur Folge hatte. Eine ähnl i che Vorrichtung verhinderte vielleicht auch das Eindri n gen von Reittharlarions. Gegen meinen Willen mußte ich die Priesterkönige bewundern. Ich wußte nun, daß die Berichte stimmten, die ich gehört hatte – daß alle, die das Sardargebirge betraten, zu Fuß kommen mußten.
    Ich bedauerte es, den Tarn verlassen zu müssen, doch er konnte mich nicht begleiten.
    Ich redete etwa eine Stunde auf ihn ein und versetzte ihm schließlich einen leichten Schlag gegen den Schn a bel. Dann schob ich den Vogel von mir. Ich deutete über die Ebene, von den Bergen fort.
    »Tabuk!« sagte ich.
    Das Tier rührte sich nicht.
    Es war absurd, aber ich hatte das Gefühl, daß der Vogel glaubte, er habe mich enttäuscht, als er mich nicht in die Berge trug. Vielleicht ahnte er auch, daß ich nicht hier auf ihn warten würde, wenn er von der Jagd zurückkeh r te.
    Der große Kopf bewegte sich fragend hin und her, streckte sich vor und strich mir am Bein entlang.
    »Flieg, Ubar des Himmels!« sagte ich. »Flieg!«
    Als ich das Wort Ubar aussprach, hob der Tarn den Kopf. So hatte ich ihn genannt, als ich ihn in der tharna i schen Arena erkannte. Der große Vogel entfernte sich etwa fünfzehn Meter und schaute fragend zurück.
    Ich deutete über die Ebene.
    Das Tier schüttelte sein Gefieder, schrie auf und schwang sich in den Wind. Ich sah zu, bis es als winziger Fleck am blauen Himmel verschwand.
    Mir war seltsam traurig zumute, und ich machte mich auf den Weg zum Sardargebirge. Davor, auf der Gra s ebene, die ich überqueren mußte, lag der bunte En ’ Kara-Markt.
    Ich hatte kaum einen Pasang zurückgelegt, als meine Aufmerksamkeit auf eine Baumgruppe jenseits eines kleinen Flusses gelenkt wurde – von dort ertönte der En t setzensschrei eines Mädchens.

21
     
     
    Schon sprang mein Schwert aus der Scheide, und ich w a tete durch den kalten Bach und hastete auf die Bau m gruppe zu.
    Wieder klang der Schrei auf.
    Jetzt war ich zwischen den Bäumen, kam schnell vo r an. Ich bemühte mich, keine Geräusche zu machen.
    Dann nahm ich den Geruch eines Lagerfeuers wahr. Ich hörte ruhige Stimmen. Zwischen den Bäumen machte ich Zeltplanen und einen Tharlarionwagen aus, dessen Kutscher die Tiere abschirrte. Soweit ich erkennen kon n te, hatte keiner der Männer den Schrei gehört oder kü m merte sich darum.
    Ich ging langsam weiter und kam zwischen den Zelten auf die Lichtung. Einige Wächter musterten mich neugi e rig. Einer stand auf und inspizierte den Wald hinter mir, um zu sehen, ob ich allein gekommen war. Ich sah mich um. Eine friedliche Szene breitete sich aus – die Lage r feuer, die runden Zelte, das Abschirren der Zugtiere, eine Szene, wie ich sie aus der Karawane Mintars aus der Händlerkaste noch in Erinnerung hatte. Aber dies war nur ein kleines Lager und hatte wenig mit dem pasa n glangen Wagenzug gemein, mit dem der reiche Mintar zu reisen pflegte.
    Wieder hörte ich den Schrei.
    Ich sah, daß die Plane des Tharlarionwagens aus blauer und gelber Seide bestand.
    Ich war in

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