GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
das Lager eines Sklavenhändlers geraten.
Langsam steckte ich mein Schwert in die Scheide und nahm den Helm ab.
»Tal«, sagte ich zu den beiden Wächtern, die am Fe n ster hockten und Steine spielten – ein Ratespiel, bei dem der eine Spieler erraten muß, ob die Zahl der Steine, die der andere in der Faust birgt, gerade oder ungerade ist.
»Tal«, sagte einer der Männer. Der andere, der mit R a ten an der Reihe war, blickte nicht einmal auf.
Ich ging zwischen den Zelten hindurch und erblickte das Mädchen.
Sie war blond; ihr Haar war so lang, daß es den ganzen Rücken bedeckte. Sie hatte blaue Augen und war verwi r rend schön. Im Augenblick zitterte sie wie ein in die E n ge getriebenes Tier. Sie war nackt an einen schlanken birkenähnlichen Stamm gefesselt, in kniender Stellung. Ihre Hände waren über ihrem Kopf hinter dem Stamm mit einer Sklavenfessel zusammengebunden. Ihre Fußg e lenke waren hinter dem Baum mit einer kurzen Kette g e fesselt.
Ihre Augen richteten sich flehend auf mich, als könnte ich sie von ihrem Schicksal erlösen, doch als sie mich anschaute, wurde ihr Blick, wenn das überhaupt möglich war, noch entsetzter, noch panischer. Sie stieß einen hoffnungslosen Schrei aus, begann zu beben und ließ den Kopf nach vorn sinken.
Ich vermutete, daß sie mich für einen weiteren Skl a ventreiber hielt.
Dicht neben dem Baum stand eine eiserne Feuerschale, in der sich glühende Kohlen häuften. Ich spürte ihre Hi t ze. In den Kohlen steckten drei Brandeisen.
Neben den Eisen stand ein stämmiger Mann mit freiem Oberkörper und dicken Lederhandschuhen, einer der Helfer des Sklavenhändlers. Er hatte nur noch ein Auge. Er musterte mich ohne großes Interesse, während er auf die Brandeisen wartete.
Ich warf einen Blick auf den Schenkel des Mädchens. Sie war noch nicht gekennzeichnet.
Wenn ein Mann sich ein Mädchen fängt, brennt er ihr nicht immer sein Zeichen auf, obwohl das sehr oft g e schieht. Ein professioneller Sklavenhändler dagegen ac h tet darauf, daß seine Ware eindeutig gekennzeichnet ist, und es geschieht selten, daß ein ungebranntes Mädchen zur Versteigerung kommt.
Das Brandzeichen ist etwas anderes als der Kragen, obwohl beide ein Zeichen für die Sklaverei sind. Der Kragen ist in erster Linie ein Nachweis über den Herrn des Sklaven und seine Heimatstadt. Im Leben eines Mädchens kann der Kragen unzählige Male wechseln, während das Brandzeichen unverändert bleibt und ihren Status angibt. Das Mal liegt gewöhnlich unter dem ku r zen Sklavenrock versteckt. Es besteht bei den Mädchen aus einem anmutig geschwungenen Zeichen, der A n fangsbuchstabe des goreanischen Wortes für Sklave. Wird ein Mann gebrandmarkt, wird der gleiche Buchst a be in etwas anderer Form benutzt.
Der Mann am Feuer bemerkte mein Interesse an dem Mädchen, trat neben sie, ergriff ihr Haar und zerrte den Kopf in die Höhe, damit ich besser ihr Gesicht sehen konnte. »Ein hübsches Ding, nicht wahr?« fragte er.
Ich nickte und fragte mich, warum mich die blauen Augen so angstvoll anstarrten.
»Vielleicht möchtest du sie kaufen?« fragte der Mann.
»Nein«, erwiderte ich.
Der untersetzte Mann blinzelte mir mit seinem einen Auge zu. Verschwörerisch flüsterte er: »Sie ist noch nicht trainiert. Und sie ist wild wie ein Sleen.«
Ich lächelte.
»Aber das Eisen treibt ihr das aus.«
Das bezweifelte ich noch.
Ich holte eines der Eisen aus dem Feuer. Es war rotgl ü hend.
Beim Anblick des erhitzten Metalls begann das Mä d chen wieder zu schreien. Sie zerrte an ihren Fesseln.
Der untersetzte Mann stieß das Brandeisen noch einmal ins Feuer.
»Sie ist laut«, sagte er beschämt. Dann warf er einen Blick in meine Richtung, zuckte die Achseln, als wollte er mich um Entschuldigung bitten, trat neben das Mä d chen und nahm eine Handvoll langes Haar. Er drehte es zu einem kleinen, festen Ball zusammen und schob ihn ihr plötzlich in den Mund. Das Haar dehnte sich sofort aus, und ehe sie es wieder ausspucken konnte, hatte er weiteres Haar um ihren Kopf gelegt und festgebunden, so daß sie ihren Mund nicht mehr freibekam. Stumm rang das Mädchen mit dem Knebel, doch es war sinnlos. Ein Trick der Sklavenhändler. Ich wußte, daß auch manche Tarnkämpfer ihre Gefangenen auf diese Weise bändi g ten.
»Tut mir leid, wildes Ding«, sagte der Mann, »aber wir wollen doch nicht, daß Targo mit seiner Peitsche kommt und uns beiden Zunder gibt, nicht wahr?«
Leise schluchzte das Mädchen und ließ den
Weitere Kostenlose Bücher