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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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wurde. Die gelbe Farbe der Schnüre war ein Symbol für die Talenderblume, die oft mit wei b licher Liebe und Schönheit gleichgesetzt wurde, und das Rot des Teppichs entsprach wohl der Farbe des Blutes, ein Symbol für die Leidenschaft.
    Der Sieger über das Mädchen legte ihr das Schwert auf die Brust und sprach den vorgeschriebenen Verskl a vungsspruch – die letzten Worte, die das Mädchen als freie Frau hören würde.
    Wenn der Sieger das Mädchen schließlich freigab und den Ritus vollendete, wenn sie dann aufstand und ihm folgte, war sie in seinen und ihren Augen eine Sklavin.
    Mit der Zeit gerieten diese grausamen Riten in Verge s senheit, und die Frauen Tharnas gewannen an Bede u tung, wurden vernünftiger und menschlicher behandelt. Durch ihre Liebe und Zärtlichkeit lehrten sie ihre Herren, daß auch sie des Respekts und der Zuneigung wert w a ren. Und je mehr die Sklavinnen ihren Herren am Herzen lagen, desto geringer wurde der Wunsch, sie zu demüt i gen, denn nur wenige Männer vermögen eine Frau zu e r niedrigen, für die sie echte Gefühle empfinden.
    Und als sich der Status der Frauen verbesserte und w e niger klar definiert war, begannen sich auch die feinen Spannungen der Beherrschung und Unterwerfung, die in der tierischen Welt vom Instinkt beherrscht werden, zu ändern.
    Das Gleichgewicht der gegenseitigen Wertschätzung ist stets sehr empfindlich, und es ist statistisch unmö g lich, daß es sich in einer ganzen Bevölkerung lange hält. Entsprechend begannen die tharnaischen Frauen – vie l leicht zunächst unbewußt – die Gelegenheit zu nutzen, die ihnen durch die Kindererziehung und durch die Liebe geboten wurde, und im Laufe der Generationen vermoc h ten sie ihre Stellung sehr zu verbessern – wobei sie sich aller Mittel bedienten.
    Mit der Zeit gewannen die spezifischen Fähigkeiten, die die Natur der Frau mitgegeben hat, die Talente des Mannes zu überwiegen – bewirkt durch die Erziehung der Jugend und die Kontrolle über die Bildung. Und so wie es in unserer Welt möglich ist, eine ganze Bevölk e rung zu Dingen zu erziehen, die für andere Völker völlig undenkbar und absurd sind, festigte sich bei den Mä n nern und Frauen Tharnas nach und nach der Glaube an die Überlegenheit der Frau – der Weg zu ihrer Herrschaft war eingeschlagen. So geschah es, daß den Frauen von Tharna am Ende der Entwicklung die unangefochtene Führung zufallen konnte.
    Obwohl diese Situation einige Generationen hindurch sozial vertretbar erscheint, ist sie auf lange Sicht nicht gerade förderlich für das menschliche Glück. Auch ist nicht klar, ob ihr die Männerherrschaft in den meisten übrigen goreanischen Städten vorzuziehen ist, die siche r lich auch ihre negativen Seiten hat. In einer Stadt wie Tharna werden die Männer, die sich von ihrer Erziehung her als Tiere und minderwertige Lebewesen verstehen, kaum den nötigen Selbstrespekt entwickeln, der die volle Männlichkeit fördert. Aber was noch seltsamer ist – auch die Frauen scheinen mit dem System nicht ganz zufri e den zu sein. Obwohl sie die Männer verachten und sich gegenseitig wegen ihres höheren Ranges beglückwü n schen, will es mir scheinen, daß sie auch wenig Respekt vor sich selbst haben. Im Haß auf ihre Männer hassen sie sich selbst.
    Ich habe mich manchmal gefragt, ob nicht ein Mann, wenn er wirklich ein Mann sein will, eine Frau zähmen muß, und ob nicht eine Frau, um Frau zu sein, eben di e ses Schicksal erleiden sollte. Ich habe mich auch gefragt, wie lange die Naturgesetze, so es solche gibt, in Tharna noch auf den Kopf gestellt werden können. Ich habe den Wunsch der tharnaischen Männer gespürt, den Frauen die Maske abzunehmen, und habe geahnt, daß die Frauen eben dies erhofften. Sollte es in Tharna jemals zu einer Revolution kommen, konnte ich mit seinen Frauen nur Mitleid haben, denn sie würden – zumindest am Anfang – das Opfer einer generationenlang aufgestauten Frustr a tion sein. Wenn das Pendel in Tharna wieder in Bew e gung geriet, würde es weit ausschwingen, vielleicht sogar zurück zum roten Teppich und den gelben Schnüren.
    Vor dem Zelt dröhnte Targos Stimme.
    Zu meiner Überraschung fiel Lara auf die Knie, sprei z te sie zur Stellung der Vergnügungssklavin und senkte gehorsam den Kopf.
    Targo platzte in das Zelt. Im Arm trug er ein kleines Bündel. Anerkennend musterte er das Mädchen.
    »Sehr gut, Herr«, sagte er. »Es will mir scheinen, sie lernt sehr schnell von dir.« Er blinzelte mich

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