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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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war Tatrix von Tharna«, sagte sie und senkte den Blick, »und ich möchte nicht als Sklavin weiterl e ben.«
    »Ich werde dich nicht töten«, sagte ich.
    »Gib mir dein Schwert, Krieger«, sagte sie, »und ich stürze mich hinein.«
    »Nein.«
    »Ja, ein Krieger hat nicht gern das Blut einer Frau an seinem Schwert.«
    »Du bist jung, schön und voller Leben. Schlag dir die Städte des Staubes aus dem Kopf.«
    Sie lachte bitter auf.
    »Warum hast du mich gekauft?« fragte sie. »Du wol l test doch sicher deine Rachegelüste befriedigen! Hast du vergessen, daß ich dich unter ein Joch gezwungen habe, daß ich dich auspeitschen und schließlich in die Arena schicken ließ? Daß ich es war, die dich verriet und in die Bergwerke Tharnas schickte?«
    »Nein«, sagte ich kurz, »ich habe das nicht vergessen.«
    »Ich auch nicht«, sagte sie stolz. Es war klar, daß sie nichts von mir erwartete und mich um nichts bitten wü r de – nicht einmal um ihr Leben.
    Sie musterte mich furchtlos – doch war sie hilflos und mir völlig ausgeliefert. Es war ihr wichtig, eines guten Todes zu sterben, und ich bewunderte sie dafür und fand sie in ihrer Hilflosigkeit unwiderstehlich. Ihre Unterlippe zitterte, und sie versuchte sie mit einer unmerklichen Bewegung unter Kontrolle zu bringen. Ein winziger Blutstropfen stand auf ihrer Lippe. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, daß ich das Blut am liebsten mit meiner Zunge abgeküßt hätte.
    Ich sagte nur: »Ich möchte dir kein Leid tun.«
    Sie starrte mich verständnislos an.
    »Warum hast du mich gekauft?« fragte sie.
    »Ich habe dich gekauft, um dich freizulassen«, sagte ich.
    »Aber du wußtest doch nicht, daß ich die Tatrix von Tharna war«, sagte sie spöttisch.
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Aber jetzt weißt du es – und was tust du mit mir?«
    Ich lachte. »Du hast mir viel zum Nachdenken geg e ben«, sagte ich.
    »Was geschieht mit mir?«
    »Ich gebe dich frei.«
    Sie trat ungläubig zurück. In ihren blauen Augen stand die Verwunderung, und plötzlich erschienen Tränen da r in. Ihre Schultern begannen zu zucken.
    Ich legte die Arme um ihre schmalen Schultern, und zu meinem Erstaunen legte dieses Mädchen, das die goldene Maske Tharnas getragen hatte, das Tatrix dieser düsteren Stadt gewesen war, den Kopf an meine Brust und begann zu weinen.
    »Nein«, sagte sie, »ich bin es nicht wert, mehr als eine Sklavin zu sein.«
    »Das stimmt nicht«, sagte ich. »Denk daran, einmal hast du den Befehl gegeben, mich nicht zu schlagen. Einmal sagtest du auch, es wäre nicht leicht, die Erste Frau Tharnas zu sein. Denk daran, daß du dir einmal eine Wiese voller Talenderblumen anschautest und ich zu dumm und närrisch war, um mit dir zu sprechen.«
    Sie stand in meinen Armen, und ihre tränenerfüllten Augen sahen mich an. »Warum hast du mich nach Tha r na zurückgebracht?« fragte sie.
    »Um dich gegen meine Freunde auszutauschen«, sagte ich.
    »Und das Silber und die Edelsteine Tharnas haben dich nicht interessiert?«
    »Nein.«
    Sie trat zurück. »Bin ich nicht schön?«
    Ich sah sie an.
    »Du bist sehr schön«, sagte ich, »so schön sogar, daß tausend Krieger ihr Leben lassen würden, um einmal dein Gesicht zu sehen, so schön, daß deinetwegen hu n dert Städte in Schutt und Asche fallen könnten.«
    »Würde ich einem – einem Tier gefallen?« wollte sie wissen.
    »Es wäre ein großer Sieg für einen Mann, dich an se i ner Kette zu haben.«
    »Und doch wolltest du mich nicht behalten! Du hast mir gedroht, mich auf dem Sklavenmarkt von Ar zu ve r kaufen.«
    Ich schwieg.
    »Warum wolltest du mich nicht behalten?«
    Es war eine kühne Frage für dieses Mädchen, das ei n mal Tatrix von Tharna war. »Meine Liebe gehört Talena, der Tochter Marlenus ’ , der einmal Ubar Ars gewesen ist.«
    »Ein Mann kann viele Sklavenmädchen haben«, sagte sie hochmütig. »Gewiß tragen in deinem Sklavengarten – wo immer der sein mag – viele Mädchen deinen Kr a gen.«
    »Nein.«
    »Du bist ein seltsamer Krieger …«
    Ich zuckte die Achseln.
    Sie richtete sich vor mir auf. »Willst du mich nicht?«
    »Dich zu sehen, heißt, dich zu wollen«, sagte ich.
    »Dann nimm mich! Ich bin dein.«
    Ich blickte zu Boden und suchte nach den passenden Worten.
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte ich.
    »Tiere sind Narren!« rief sie aus.
    Nach diesem unglaublichen Ausbruch trat sie an die Zeltbahn, klammerte sich an einen Vorhang und barg ihr Gesicht in den Falten.
    Schließlich wandte sie sich um.

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