GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
an. »Ich h a be meine Unterlagen berichtigt. Sie gehört dir.« Er drückte mir das Bündel in die Hand. Es war ein zusa m mengefaltetes Sklavenkleid und ein Halskragen. »Als kleine Aufmerksamkeit für einen guten Kunden«, sagte Targo. »Keine Extraberechnung.«
Ich lächelte. Die meisten Sklavenhändler hätten weit mehr getan. Ich sah, daß Targo mir sogar ein Sklave n kleid überließ, das schon getragen worden war.
Nun griff er in den Beutel, den er an seinem Gürtel trug, und streckte mir zwei gelbe Schnüre hin, die etwa je fünfzig Zentimeter lang waren. »An deinem Helm habe ich erkannt«, sagte er, »daß du aus Tharna bist.«
»Nein«, sagte ich, »das stimmt nicht.«
»Na ja«, sagte Targo, »wie soll man das auch wissen?« Er warf die Schnüre neben dem Mädchen auf den Teppich.
»Ich habe keine Sklavenpeitschen mehr«, sagte er ac h selzuckend. »Aber es müßte auch mit dem Schwertgürtel gehen.«
»Das bezweifle ich nicht«, sagte ich und reichte ihm den Umhang und den Kragen zurück.
»Bring ihr die Kleidung einer freien Frau«, sagte ich.
Targo riß den Mund auf.
»… einer freien Frau«, wiederholte ich.
Targo kniff die Augen zusammen und sah sich um. Er schien nach den Spuren eines Kampfes zu suchen. Ich ergriff seinen Ellenbogen.
»Bist du sicher?« fragte er.
Ich lachte und drehte ihn herum. Mit einer Hand ergriff ich ihn am Kragen seiner Robe, mit der anderen ein Stück weiter unten, und schob ihn auf den Zeltausgang zu.
Dort gewann er mit fliegenden Ohrringen sein Gleic h gewicht zurück und starrte mich an, als habe ich den Verstand verloren.
»Vielleicht macht der Herr einen Fehler?« fragte er.
»Vielleicht«, sagte ich.
»Wo, meinst du, soll ein legitimer Sklavenhändler wie ich wohl die Kleidung einer freien Frau hernehmen?«
Ich lachte, und Targo lächelte und ging.
Ich fragte mich, wie viele freie Frauen schon gefesselt zu seinen Füßen gelegen hatten, um taxiert und gekauft zu werden, wie viele freie Frauen in seinem Lager ihre kostbare Kleidung gegen ein Sklavenkleid und einen Knöchelring an seiner Kette ausgetauscht hatten.
Wenige Minuten später kam Targo wieder in das Zelt. Er trug ein riesiges Kleiderbündel im Arm. Schwera t mend warf er es auf den Teppich. »Such dir etwas aus, Herr«, sagte er und verschwand kopfschüttelnd.
Ich lächelte und sah Lara an.
Das Mädchen war aufgestanden.
Zu meiner Überraschung trat sie zum Zelteingang, schloß die Klappe und knotete sie von innen zu.
Dann wandte sie sich um. Sie schien kaum noch zu a t men.
Im Schein der Lampe, vor den kostbaren Zeltvorhä n gen sah sie sehr schön aus.
Langsam nahm sie die beiden gelben Schnüre auf, hielt sie in den Händen und kniete in der Stellung einer Ve r gnügungssklavin vor mir nieder.
»Ich werde dich befreien«, sagte ich.
Unterwürfig hielt sie mir die Schnüre hin, und ihre A u gen glitzerten im Lampenschein, schienen zu locken, zu fordern.
»Ich bin nicht aus Tharna«, sagte ich.
»Aber ich.«
Ich sah, daß sie auf einem roten Teppich kniete.
»Ich will dich freigeben«, sagte ich.
»Noch bin ich nicht frei«, sagte sie.
Ich schwieg.
»Bitte … Herr.«
Und dann nahm ich die Schnüre aus ihren Händen en t gegen – und nach den alten Riten ihrer Stadt wurde Lara, einst die stolze Tatrix von Tharna, mein Sklavenmädchen – und eine freie Frau.
23
Vor dem Lager Targos stiegen Lara und ich auf einen kleinen Hügel und sahen uns um. Vor mir erblickte ich in einigen Pasang Entfernung die Pavillons und Zelte des En ’ Kara-Marktes und dahinter die hochaufragenden Felszacken des Sardargebirges, düster, schwarz, drohend. Hinter den bunten Lichtern des Marktes machte ich den Holzzaun aus, aus angespitzten Pfählen errichtet, der den Markt von den Bergen trennt.
Männer, die in die Berge vordringen wollten, Männer, die des Lebens überdrüssig waren, junge Idealisten, die dem Geheimnis der Unsterblichkeit auf die Spur ko m men wollten, das in den Tälern des Gebirges verborgen liegen sollte – sie alle benutzten das Tor am Ende der Hauptstraße des Marktes, ein Doppeltor aus schwarzen Balken an gewaltigen Holzscharnieren, ein Tor, das auf seiner Mitte herumschwang und den Blick auf das düst e re Sardargebirge freigab.
Lara stand neben mir. Sie trug die Kleidung einer freien Frau, allerdings nicht das Gewand der Verhüllung. Sie hatte eines der schönen goreanischen Kleider verkürzt und enger gemacht, so daß der Rock über ihren Knien endete;
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