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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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außerdem hatte sie die Ärmel abgeschnitten, die nun nur noch bis zu den Ellenbogen reichten. Das Kleid war hel l gelb, und sie hielt es mit einem roten Gürtel zusammen. Ihre Füße steckten in einfachen roten Ledersandalen. Um ihre Schultern trug sie auf meine Anregung einen schw e ren Wollumhang. Er war rot. Ich hatte gemeint, daß ihr die Wärme vielleicht willkommen sei. Sie hatte mehr daran gedacht, daß die Wolle gut zu ihrem Gürtel paßte.
    Ich lächelte. Sie war frei.
    Und ich freute mich, daß sie offenbar glücklich war.
    Sie hatte das übliche Gewand der Verhüllung abgelegt. Sie behauptete, in diesem Aufzug werde sie ein zu großes Hemmnis für mich sein. Ich hatte dem nicht widerspr o chen, denn es stimmte. Während ich ihr blondes Haar b e trachtete, das im Winde flatterte, während ich ihr fröhl i ches Gesicht musterte, ihre Schönheit in mich aufnahm, war ich froh, daß sie auf die traditionelle Kleidung ve r zichtet hatte.
    Doch trotz meiner Bewunderung für das Mädchen und die Wandlung, die mit ihm vorgegangen war – von der kühlen Tatrix zur erniedrigten Sklavin zu dem herrlichen Geschöpf, das nun neben mir stand –, weilten meine G e danken längst im Sardargebirge, denn mich quälte der Gedanke, daß ich meine Verabredung mit den Prieste r königen noch nicht eingehalten hatte.
    Ich lauschte auf den herüberhallenden, dumpfen Ton der Torglocke.
    »Da ist jemand in die Berge gegangen«, sagte Lara.
    »Ja.«
    »Er wird umkommen.«
    Ich nickte.
    Ich hatte ihr von meinen Plänen erzählt, hatte ihr gesagt, daß ich in die Berge ziehen und dort mein Schicksal s u chen wollte. Sie hatte einfach gesagt: »Ich begleite dich!«
    Sie wußte ebensogut wie ich, daß aus diesen Bergen niemand zurückkehrte. Besser noch als ich kannte sie die angsteinflößende Macht der Priesterkönige.
    Und doch wollte sie mich begleiten.
    »Du bist frei«, hatte ich gesagt.
    »Als ich deine Sklavin war«, hatte sie geantwortet, »hättest du mir befehlen können, dir zu folgen. Nachdem ich nun frei bin, werde ich dich aus freier Entscheidung begleiten.«
    Ich musterte das Mädchen. Stolz stand sie neben mir. Ich sah, daß sie eine Talenderblüte gepflückt und sich ins Haar gesteckt hatte.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Obwohl mich mein Wille in das Sardargebirge schic k te, obwohl die Berge der Priesterkönige auf mich wart e ten, konnte ich diese Reise noch nicht antreten. Es war undenkbar, daß ich das Mädchen mit in die Berge nahm, daß sie das Schicksal teilte, das mir drohte, daß ich ihr junges Leben opferte, sie, die erst vor kurzem die Fre u den der Sinne kennengelernt hatte.
    Was konnte ich gegen sie ins Spiel bringen – meine Ehre, meinen Rachedurst, meine Neugier, meine Frustr a tion, meine Wut?
    Ich legte den Arm um sie und führte sie davon.
    Sie sah mich fragend an.
    »Die Priesterkönige müssen warten«, sagte ich.
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde dich zurück auf den tharnaischen Thron b e gleiten.« Sie fuhr zusammen, und in ihren Augen standen Tränen.
    Ich zog sie an mich und küßte sie zärtlich.
    Sie schaute mich groß an.
    »Ja«, sagte ich, »das ist mein Wunsch.«
    Sie legte den Kopf an meine Schulter.
    »Schöne Lara«, sagte ich, »vergib mir. Ich kann dich nicht mitnehmen. Ich kann dich auch nicht hier zurüc k lassen. Du würdest entweder von wilden Tieren angefa l len oder wieder in die Sklaverei entführt.«
    »Mußt du mich denn nach Tharna bringen?« fragte sie. »Ich hasse Tharna!«
    »Ich habe keine Stadt, in der ich dich unterbringen könnte«, sagte ich. »Und ich glaube, daß du Tharna zu einer Stadt machen könntest, die du nicht mehr zu hassen brauchst.«
    »Was soll ich tun?« fragte sie.
    »Das mußt du selbst entscheiden.«
    Ich küßte sie.
    Ich nahm ihren Kopf in die Hände und schaute in ihre Augen.
    »Ja«, sagte ich stolz, »du wirst es schaffen.«
    Ich wischte ihr die Tränen aus den Augen.
    »Keine Tränen mehr – denn du bist die Tatrix von Tharna.«
    Sie blickte auf und lächelte mich traurig an. »Natürlich darf es keine Tränen mehr geben, Krieger – denn ich bin die Tatrix von Tharna, und eine Tatrix weint nicht.«
    Sie zog die Talenderblüte aus ihrem Haar.
    »Ich liebe dich«, sagte sie.
    »Es ist nicht leicht, die Erste Frau Tharnas zu sein«, sagte ich und führte sie den Hügel hinab, vom Sardarg e birge fort.
     
    Das Feuer, das sich in den Bergwerken Tharnas entzü n det hatte, war noch nicht wieder gelöscht worden. Die Revolte der Sklaven hatte

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