GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
stimmt wohl – aber er war trotzdem ein Narr.«
»Warum sagst du das?«
»Er ist mir ins Sardargebirge gefolgt, um mich zu re t ten«, sagte sie.
»Das bringt nur ein mutiger Mann über sich.«
Sie rollte von mir fort und starrte die Wand an. Nach längerem Schweigen sagte sie verächtlich: »Er war ein lächerlicher kleiner Mann«, sagte sie, »und fürchtete sich schon vor dem Schrei eines Larl.« Sie fuhr herum. »Wie hat meine Mutter ihn lieben können!«
»Vielleicht war er nett zu ihr«, sagte ich, »wenn andere sie grausam behandelten.«
»Warum sollte jemand eine Vergnügungssklavin freundlich behandeln?« fragte Vika.
Ich zuckte die Achseln.
»Was wurde aus ihm, als er hier ins Gebirge kam?«
Das wollte mir Vika nicht sagen.
»Weißt du es?« fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Frage mich nicht.«
Ich bedrängte sie nicht weiter. »Wie kommt es, daß er dich ins Sardargebirge reisen ließ?«
»Die Erlaubnis gab er mir nicht«, sagte Vika. »Er ve r suchte mich sogar zurückzuhalten, aber ich suchte die Wissenden von Treve auf und schlug mich als Opfer für die Priesterkönige vor. Natürlich verschwieg ich meine wahren Gründe.« Sie hielt inne. »Ich möchte wissen, ob sie meine Motive ahnten.«
»Es wäre denkbar.«
»Mein Vater wollte davon natürlich nichts wissen«, fuhr sie fort und lachte. »Er schloß mich in meinen G e mächern ein, aber der Höchste Wissende der Stadt schickte Krieger, die in unsere Wohnung eindrangen und meinen Vater verprügelten, bis er sich nicht mehr rühren konnte. Ich begleitete sie voller Freude. Oh, wie sehr es mich freute, als sie ihn schlugen und er schrie! Ich haßte ihn – wie sehr ich ihn haßte! Er war kein richtiger Mann, und obwohl er der Kaste der Ärzte angehörte, konnte er keinen Schmerz ertragen. Er ertrug ja nicht einmal den Schrei eines Larl.«
»Vielleicht fühlte er sich als Arzt besonders am Platze, weil er Schmerzen nicht ertragen konnte.«
»Vielleicht«, sagte Vika. »Er wollte immer helfen, i m mer das Leiden anderer Leute beenden, sogar von Tieren oder Sklaven.«
Ich lächelte.
»Wie du siehst, war er ein Schwächling.«
Sie räkelte sich auf dem Seidenlaken. »Du bist der erste Mann, der mit mir über solche Dinge spricht. Ich liebe dich, Tarl Cabot.«
»Ich glaube nicht«, sagte ich leise.
»Aber bestimmt!«
»Eines Tages«, sagte ich, »wirst du Liebe empfinden – aber wohl nicht für einen Krieger aus Ko-ro-ba.«
»Glaubst du, daß ich nicht lieben kann?« fragte sie.
»Eines Tages wirst du lieben, du wirst dich verzehren vor Liebe.«
»Kannst du lieben?« fragte sie herausfordernd.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich lächelnd. »Vor langer Zeit habe ich einmal geliebt – oder glaubte es jedenfalls.«
»Wer war das Mädchen?« fragte Vika nicht sehr freundlich.
»Ein schlankes, dunkelhaariges Wesen«, sagte ich. »Sie hieß Talena.«
»War sie schön?«
»Ja.«
»So schön wie ich?«
»Ihr seid beide sehr schön.«
»War sie eine Sklavin?«
»Nein«, sagte ich, »sie war die Tochter eines Ubar.«
Wut entstellte Vikas Züge, und sie sprang auf und ran n te auf und ab, und ihre Finger kämpften mit dem verhaßten Sklavenkragen. »Ich verstehe!« sagte sie. »Und ich – Vika – bin nur ein Sklavenmädchen!«
»Sei nicht wütend«, sagte ich.
»Wo ist sie?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wie lange hast du sie nicht mehr gesehen?«
»Über sieben Jahre ist das jetzt her.«
Vika lachte grausam. »Dann ist sie längst in den Stä d ten des Staubes!«
»Vielleicht«, sagte ich.
»Ich – Vika – bin hier.«
»Ich weiß«, sagte ich und wandte mich ab.
Ich hörte sie an meiner Schulter. »Ich werde dafür so r gen, daß du sie vergißt.«
In ihrer Stimme schwang die grausame, eiskalte, selbs t bewußte, leidenschaftliche Drohung einer trevischen Frau, die gewohnt war, alles zu bekommen, was sie sich wünschte, deren Wünsche nicht mißachtet wurden.
Wieder wandte ich mich zu Vika um, und ich sah vor mir nicht mehr irgendein Mädchen, sondern eine Frau aus Hoher Kaste, eine Frau aus dem Königreich Treve, die trotz ihres Kragens Befehle zu geben verstand.
Gelassen griff Vika an die Schnalle, die ihre Tunika zusammenhielt und ließ das Kleidungsstück zu Boden sinken. Sie trug ein Brandmal. »Küsse mich«, sagte sie.
»Nein«, sagte ich.
Sie lachte. »Du kannst mich nicht zurückweisen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich das nicht zulassen werde. Du mußt wissen, Cabot, ich habe beschlossen, daß du
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