GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
sie.
Verächtlich wandte ich ihr den Rücken zu und folgte dem Wesen.
Hinter mir hörte ich ihr Weinen.
Laß sie doch klagen, sagte ich mir. Sie hat ihre Herren, die Priesterkönige, enttäuscht, und die Strafe wird nicht gering ausfallen.
Wäre ich nicht so in Eile gewesen, hätte ich sie selbst bestraft. Ich wollte doch sehen, wer hier wen bezwang!
Ich schüttelte diesen Gedanken jedoch ab und setzte meinen Weg fort. Ich mußte das gefährliche Mädchen vergessen. Es gab Wichtigeres zu tun.
Ich haßte Vika.
Ich folgte einem Priesterkönig.
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Den Priesterkönigen haftet kein Geruch an, der für menschliche Nasen erspürbar wäre, obwohl es ein b e stimmtes Duftspektrum gibt, an der sie einen Artgeno s sen erkennen, und eine Variante dieses Nestduftes, die eine Identifizierung einzelner Wesen möglich macht.
Was ich in den Korridoren für den Duft der Priesterk ö nige gehalten hatte, waren eigentlich nur die Überbleibsel von Duftsignalen, mit denen sich die Priesterkönige, äh n lich wie gewisse Insekten unseres Planeten, miteinander verständigen. Der leicht säuerliche Geruch ist dabei ein gemeinsamer Nenner all dieser Signale – so wie auch die menschliche Stimme Gemeinsamkeiten hat, ob sie nun einem Engländer, einem Buschmann, einem Chinesen oder einem Goreaner gehört.
Die Priesterkönige haben auch Augen, die über viele Facetten verfügen – aber sie bedienen sich dieser Organe kaum. Sie gebrauchen ihre Augen als sekundäre Sinne s organe, etwa wie wir Nase und Ohren einsetzen, wenn wir mit unserem Hauptsinn – dem Sehvermögen – nicht weiterkommen. Entsprechend sind die beiden bewegl i chen goldenen Fühler, die über den scheibengleichen Augen von ihrem kugelförmigen Kopf ausgehen, die wichtigsten Sinnesorgane der Priestergötter. Wie ich e r fahren sollte, sind sie nicht nur geruchsempfindlich; g e wisse Härchen können auch Schallwellen empfangen und in verständliche Signale umsetzen. So riechen sie mit diesen Ausläufern nicht nur, sondern vermögen in gewi s ser Weise auch damit zu hören. Allerdings scheint dieses Gehör – an der Menge der dafür geeigneten Härchen g e messen – von untergeordneter Bedeutung zu sein. Sel t samerweise haben mir viele Priesterkönige, die ich d a nach fragte, versichert, daß sie gar keinen klaren Unterschied zwischen Hören und Riechen machen. Ich finde das unglaublich, habe jedoch keinen Grund, die Angaben zu bezweifeln. Und wenn ich die Begriffe H ö ren und Riechen gebrauche, bin ich gar nicht sicher, ob sie im Falle der Priesterkönige auch wirklich zutreffend sind – empfindet ein Priesterkönig und ein Mensch da s selbe, wenn beide mit demselben Duft konfrontiert we r den? Ich glaube nicht – denn zum Beispiel ist die Musik dieser Wesen, die aus Duftrhapsodien spezieller Instr u mente besteht, für meine Nase kaum erträglich.
Die Verständigung durch Duftsignale kann sehr vo r teilhaft sein. Zum Beispiel vermag ein Duft viel weiter zu tragen als der Ruf eines Mannes. Außerdem kann ein Priesterkönig seinen Artgenossen Nachrichten in Zi m mern oder Korridoren hinterlassen, wenn darüber nicht zuviel Zeit vergeht. Der Nachteil ist hier natürlich, daß die Gerüche auch für Fremde zu deuten sind, und wenn man sich in den Tunnels miteinander unterhält, muß man sich vorsehen, denn die Worte halten sich in der Luft, bis sie schließlich nach längerer Zeit zu einem bedeutungsl o sen Duftrest verwischen.
Wenn die Priestergötter eine Nachricht für längere Zeit aufzeichnen wollen, bedienen sie sich mehrerer Meth o den. Die einfachste und auch faszinierendste besteht in einem chemisch behandelten Streifen aus einer Art Tuch, das die Priesterkönige mit den Düften der Botschaften tränken. Das aufgerollte Band wahrt die Düfte, und wenn ein anderer Priesterkönig die Nachricht lesen will, rollt er die Faser langsam auf und tastet sie mit seinen Fühlern ab.
Wie zu erfahren ist, gibt es in der Sprache der Prieste r könige dreiundsiebzig Phoneme – oder jedenfalls Duft-Äquivalente – gegenüber etwa fünfzig gebräuchlichen Phonemen in der englischen Sprache. Die Morpheme ihrer Sprache – kleinste bedeutungstragende Informationsstü c ke – sind natürlich – wie im Englischen – außerordentlich zahlreich. Das normale Morphem – das ist bei den Pri e sterkönigen nicht anders als bei uns – besteht aus einer Folge von Phonemen. Ich weiß nicht, ob es mehr Mo r pheme in der Sprache der Priesterkönige oder im Engl i
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