GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
empfohlen«, sagte der Neua n kömmling.
»Ich weiß«, entgegnete Misk.
»Diese Tatsache wird festgehalten.«
Misk schien die Achseln zu zucken. Er wandte den Kopf, seine Kiefer öffneten sich langsam, und die beiden Fühler zuckten kurz hin und her, als sei er ärgerlich. »Das Nest war nicht in Gefahr«, tönte es schließlich aus seinem Übersetzer.
Die Tentakel des Neuankömmlings begannen zu zi t tern, vielleicht vor Wut.
Es drehte einen Knopf an seinem Übersetzer, und im nächsten Augenblick war die Luft von schweren Düften erfüllt, die vielleicht einen Tadel darstellten. Ich hörte nichts, denn das Übersetzungsgerät war ausgeschaltet.
Auch Misk schaltete ab.
Ich beobachtete die Fühler und die Haltung der langen, anmutigen Körper.
Sie schritten umeinander herum, und ihre Bewegungen hatten etwas Peitschendes. Von Zeit zu Zeit, sicherlich aus Ärger oder Aufregung, neigten sich die Spitzen der Vorderbeine, und ich erhaschte einen Blick auf die scha r fen Hornmesser, die in den Ballen verborgen waren.
Ich lernte später, an solchen Äußerlichkeiten Gefühle und Stimmungen der Priesterkönige abzulesen. Andere Anzeichen dieser Art waren weitaus weniger offensich t lich – etwa das Zittern der kleinen Härchen auf den Stützbeinen, als wollte das Wesen jeden Augenblick d a vonrennen; oder eine gewisse Unaufmerksamkeit, eine Hin- und Herbewegung der kleinen Reinigungshaken am dritten Gelenk der Vorderbeine. Überhaupt schienen mir die Priesterkönige ungewöhnlich oft an ihre Sauberkeit zu denken. Wie ich später erfuhr, halten sie die Me n schen für außerordentlich unsauber und beschränken i h ren Auslauf in den Tunnel gewöhnlich auf gewisse Gebiete. Oft helfen sich die Priesterkönige gegenseitig bei der Wäsche, wobei sie Reinigungshaken, Kiefer und Zungen einsetzen.
Das Übersetzungsgerät hatte natürlich seine Grenzen; es beschränkte sich auf eine präzise Übertragung, ohne daß die mechanische Stimme Gefühlswerte oder sonstige Dinge mit übermitteln konnte. Zum Beispiel konnte das Übersetzungsgerät sagen, daß der Sprecher ärgerlich war, aber zeigen konnte es das nicht.
Nach kurzer Zeit gaben die Priesterkönige ihren Run d gang auf und wandten sich in meine Richtung. Wie ei n studiert schalteten sie gleichzeitig ihre Übersetzungs geräte ein.
»Du bist Tarl Cabot aus der Stadt Ko-ro-ba«, sagte der größere Priesterkönig.
»Ja.«
»Ich bin Sarm«, lautete die Antwort, »geliebtes Kind der Mutter und Erstgeborener.«
»Bist du der Anführer der Priesterkönige?« fragte ich.
»Ja«, sagte Sarm.
»Nein«, sagte Misk.
Sarms Tentakel zuckten in Misks Richtung.
»Die Größte im Nest ist die Mutter«, sagte Misk.
Sarms Tentakel erschlafften. »Das ist wahr«, sagte er.
»Ich habe viel mit den Priesterkönigen zu besprechen«, sagte ich. »Wenn das Wesen, das ihr die Mutter nennt, euer Anführer ist, möchte ich sie sehen.«
Sarm legte sich auf seine Hinterbeine zurück. Seine Tentakel berührten sich. »Niemand darf die Mutter spr e chen – mit Ausnahme ihrer Kastenhelfer und der Hohen Priesterkönige«, sagte Sarm. »Das sind der Erstgeborene, der Zweitgeborene, der Drittgeborene, der Viertgeborene und der Fünftgeborene.«
»Außer an den drei großen Feiertagen«, sagte Misk.
Sarms Tentakel zuckten ärgerlich.
»Was sind das für Feiertage?« fragte ich.
»Die Nesttage«, sagte Misk. »Tola, Tolam und Tolama.«
»Und was bedeuten sie?« fragte ich.
»Sie erinnern an die Wiederkehr des Hochzeitsfluges«, sagte Misk, »des ersten Eies und der Ausbrütung des e r sten Eies.«
»Stehen diese Feiertage bevor?« fragte ich.
»Ja«, sagte Misk.
»Aber«, schaltete sich Sarm ein, »selbst bei diesen F e sten darf niemand aus den niedrigen Ständen die Mutter sehen – nur Priesterkönige.«
»Das stimmt«, sagte Misk.
Ärger stieg in mir auf. Sarm schien diese Veränderu n gen nicht zu bemerken, doch Misks Fühler rührten sich sofort. Vielleicht hatte er schon seine Erfahrungen mit Menschen machen müssen.
»Denke nicht schlecht von uns, Tarl Cabot«, sagte Misk, »denn an den Feiertagen brauchen die Wesen der niederen Stände nicht zu arbeiten – nicht einmal an den Funguströgen.«
»Die Priesterkönige sind großzügig«, sagte ich.
»Tun die Menschen im Schatten der Berge soviel für ihre Tiere?« fragte Misk.
»Nein«, sagte ich. »Aber Menschen sind keine Tiere.«
»Sind Menschen Priesterkönige?« fragte Sarm.
»Nein.«
»Dann sind sie Tiere«,
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