GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
sieben Zentimeter im Durchmesser, rund und dunkel und schimmernd wie die Augen von Nachttieren.
Ich fragte mich, was für Wesen das sein mochten.
Als die Prozession länger wurde und die zahlreichen Fackeln den seltsamen Raum immer besser ausleucht e ten, warnte ich meine Begleiter, sich ganz ruhig zu ve r halten.
Ich vermochte nun deutlich die Priesterkönige ausz u machen, die kopfunter an der Decke hingen und deren Köpfe und Hälse neben ihren angeschwollenen Unterle i bern fast winzig wirkten.
Zu meiner Verblüffung begannen die seltsamen Wesen nun nacheinander an den fast senkrechten Wänden der Höhle hinaufzusteigen; dabei kümmerten sie sich nicht um die vorhandenen Leitersprossen. Ihre fleischigen F ü ße hinterließen eine Art Schleimspur. Eine Anzahl von Wesen blieb auf dem Boden zurück und setzte den feie r lichen Gesang fort, und das Durcheinander der Fackeln warf unruhige Schatten überall in die Ecken der Höhle. Die hinaufgestiegenen Wesen machten sich daran, ihre goldenen Behältnisse aus den Mündern der Priesterkön i ge zu füllen. Mehrere Beutel mußten einem Priesterkönig vorgehalten werden, der den Inhalt seines Unterleibs langsam darin entleerte.
Es waren vielleicht hundert Priesterkönige, um die sich ein Mehrfaches an Muls kümmerte. Die seltsame Proze s sion, die die Wände hinauf- und hinabführte, dauerte über eine Stunde lang, in welcher Zeit das unheimliche Lied keinen Augenblick abriß.
Ich vermutete, daß es sich bei der Ausscheidung, die den Priesterkönigen abgenommen wurde, um Gur handelte und daß ich nun wußte, was ›Gur bewahren‹ bedeutete.
Schließlich war der letzte der ungewöhnlichen Muls auf den Steinboden zurückgekehrt.
Die ganze Zeit über hatte niemand in unsere Richtung geschaut, so sehr hatte man sich auf die anstehende A r beit konzentriert. Wer gerade nicht aktiv am Gur-Sammeln beteiligt war, hatte die runden dunklen Augen zu den Priesterkönigen erhoben, die hoch oben an der Decke hingen.
Endlich setzte sich einer der Priesterkönige in Bew e gung und kletterte langsam an der Wand herab. Sein en t leerter Unterleib hatte nun wieder den normalen Umfang, und er stolzierte feierlich zur Tür, umgeben von mehr e ren Muls mit ihren Behältern, in denen eine helle, mi l chige Substanz schwappte. Langsam bewegte sich der Priesterkönig aus der Höhle, gefolgt von einem zweiten und einem dritten Nestwesen, bis schließlich alle Pri e sterkönige die Höhle verlassen hatten – alle bis auf einen. Im Licht der letzten Fackeln sah ich einen Priesterkönig, dem man das Gur abgenommen hatte, der jedoch weiter an der Decke hing. Eine schwere Kette, mit einem Ring an der Decke befestigt, führte zu einem dicken Metal l band, das sich um seine schmale Hüfte zwischen Brus t korb und Unterleib legte.
Es war Misk.
Ich brach das andere Ende der Mul-Fackel ab, die s o fort aufflammte, und trat in die Mitte der Höhle.
»Willkommen, Tarl Cabot«, tönte es aus meinem Übersetzungsgerät. »Ich bin zum Sterben bereit.«
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Ich legte mir das Übersetzungsgerät um den Hals und begann die Metallsprossen zu erklimmen. Sie schienen jedoch ziemlich alt zu sein, denn einige brachen mir u n ter den Fingern ab, so daß ich fast wieder zu Boden g e stürzt wäre. Als ich endlich die Decke erreichte, sah ich, daß weitere Streben in Richtung Misk führten und daß jede eine kleine nach unten gebogene Rundung bildete, durch die ich mich fortzubewegen vermochte.
Ich nahm die Fackel in den Mund und setzte meinen Weg fort. Plötzlich brach eine der Streben unter mir, und im Herabstürzen griff ich hastig nach der nächsten, die ich im letzten Augenblick zu fassen bekam. Tief unter mir polterte die losgerissene Metallstrebe zu B o den.
Im nächsten Augenblick begann sich auch die Sprosse zu lösen, an der ich hing.
Langsam ließ ich mich hin und her schwingen, wartete einen günstigen Augenblick ab und ließ dann los, nur um im nächsten Sekundenbruchteil die folgende Sprosse zu ergreifen. Diese Strebe schien nun einigermaßen festz u sitzen, und erleichtert zog ich mich hoch und hangelte mich vorsichtig zur nächsten. Wenige Augenblicke sp ä ter hatte ich Misk erreicht.
Ich nahm die Mul-Fackel aus dem Mund. Misk muste r te mich ruhig.
»Sei gegrüßt«, sagte ich.
»Sei gegrüßt, Tarl Cabot. Sarm hätte die Sprossen überprüfen müssen.«
»Ja, aber es ist schwierig, an alles zu denken.«
»Mach dich ans Werk und bring mich um.«
»Ich weiß nicht einmal,
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