GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
wurde.
Politisch ist Port Kar ein Chaos; es wird von mehreren Ubars beherrscht, die miteinander in Zwietracht und mit ihren jeweiligen Gefolgschaften bestrebt sind, bis zur Grenze ihrer Macht zu herrschen und Steuern zu erpre s sen. Nominell steht unter diesen Führern eine Oligarchie von Kaufleuten – Kapitäne, wie sie sich selbst nennen –, die mit ihrem Rat das große Arsenal unterhalten, Schiffe und Ausrüstungen bauen und verchartern und die Flotten für Korn, Öl und Sklaven kontrollieren.
Samos, erster Sklavenhändler Port Kars, angeblich ein Agent der Priesterkönige, war Mitglied dieses Rates. Ich hatte mich mit ihm in Verbindung setzen sollen, was jetzt natürlich nicht mehr in Frage kam.
Man könnte sich vorstellen, daß Port Kar bei solchen anarchistischen Zuständen leicht dem Machtstreben a n derer Städte zum Opfer fallen müßte – aber das trifft nicht zu. Bei Drohungen von außerhalb haben es die B e wohner Port Kars stets verstanden, sich mit der Ve r zweiflung und Bösartigkeit einer in die Enge getriebenen Urt zu verteidigen. Außerdem ist es natürlich fast u n möglich, größere Einheiten von Bewaffneten durch das Voskdelta heranzuschaffen, und schon gar nicht durch den Sumpf – schon aus Versorgungsgründen.
Das Delta ist die stärkste Waffe der Stadt gegen ihre Feinde.
Das nächste Festland liegt im Norden, etwa hundert Pasang entfernt. Zwar ließe sich dieser Rand des Sum p fes als Aufmarschgebiet denken, aber die militärischen Aussichten eines solchen Projekts wären trotzdem mehr als zweifelhaft. Das Land liegt frei und offen da, auf mehrere hundert Pasang ringsum gibt es keine andere Stadt – außer Port Kar.
Es war noch sehr laut in der Taverne, aber der Aufruhr hatte sich einigermaßen gelegt. Die Musiker spielten wieder, und das Mädchen setzte ihren Tanz fort. Geläc h ter klang an den Tischen auf.
War es etwa möglich, daß Port Kar vom Meer aus a n gegriffen wurde?
Ich wurde betrunken, meine Gedanken wirbelten durcheinander. Die Musik begann mir ins Blut zu gehen. »Mehr Paga!« brüllte ich.
Aber nur Cos und Tyros hatten Flotten, die denen Port Kars gleichzusetzen waren.
Da gab es natürlich noch die Inseln des Nordens, die recht zahlreich waren, allerdings auch sehr klein, ein A r chipel, der sich sichelförmig von Cos nach Nordosten erstreckte, etwa vierhundert Pasang westlich von Port Kar. Zudem standen diese Inseln nicht unter einheitlicher Führung; sie wurden gewöhnlich nur von einer Art Dor f rat regiert.
Das Mädchen im Sand führte nun den Gürteltanz vor.
Nur Cos und Tyros hatten Flotten, die sich den Schi f fen Port Kars entgegenstellen konnten. Und für diese beiden Inselreiche war es fast schon Tradition, sich nicht auf einen Seekampf mit Port Kar einzulassen. Zweifellos war für alle Beteiligten – einschließlich Port Kar – das Risiko zu groß; man war mit der stabilen und oft gewin n trächtigen Situation eines ständigen Kleinkriegs zufri e den, bei dem zwischendurch auch Handel getrieben und geschmuggelt wurde. Gegenseitige Überfälle mit einigen Dutzend Schiffen kamen relativ häufig vor, doch große Geschwadergefechte mit Hunderten von Galeeren hatte es seit über einem Jahrhundert nicht mehr gegeben – w e der von Port Kar ausgehend, noch von den beiden Insel-Ubaraten.
Nein, sagte ich mir, Port Kar hat vom Meer aus nichts zu befürchten.
Und dann lachte ich, denn ich überlegte, wie Port Kar besiegt werden konnte, dabei war es meine eigene Stadt, meine Heimat.
»Mehr Paga!« rief ich noch einmal.
Tarnkämpfer mochten ihr mit Pfeilen oder Feuer zu schaffen machen, aber ich glaubte nicht, daß sie ihr ernsthaft schaden konnten, dazu hatten die anderen Stä d te – einschließlich des großen Ar – zu wenige Tarnreiter. Und auch dann noch wäre Port Kar schwer zu besiegen, bestand sie doch aus einer Vielzahl von Festungen, die sich einzeln verteidigen ließen, Zimmer um Zimmer; j e des Gebäude war vom anderen durch Kanäle getrennt, die die Stadt zu Hunderten durchzogen.
Auf Gor, sagte ich mir, und vielleicht auf allen We l ten, gibt es immer ein Port Kar.
Ich fand das Mädchen im Sand verführerisch und schön. Die Mädchen in Port Kar, so sagte ich mir, sind die besten auf Gor.
Tarnkämpfer, überlegte ich, Tarnkämpfer. Freudig dachte ich an meinen Tarn, das schwarze Ungeheuer, den Ubar des Himmels.
Und ich dachte voller Bitterkeit an das Mädchen El i zabeth Cardwell, Vella von Gor, die mir bei meiner A r beit für die
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