GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
zwar nicht halbiert, aber doch erheblich dez i miert worden. Der Schaden im Arsenal dagegen, den ich mit eigenen Augen gesehen hatte, war nicht übermäßig schlimm.
Einige Männer, die das Feuer gelegt hatten und e r wischt worden waren, lagen jetzt hier unter dem Ratssaal der Kapitäne auf den Streckbänken.
Die beiden Sklaven neben mir beugten sich über die Winde. Holz knirschte, prompt gefolgt von einem durc h dringenden Schrei.
»Sind die Patrouillen verdoppelt worden?« fragte ich einen Kapitän.
»Ja«, sagte er, »und der Kontrollbereich ist auf fünfzig Pasang ausgedehnt.«
»Wie sieht die militärische Lage aus?« fragte ich.
»Die Männer Henrius Sevarius’ haben sich auf seinen Besitz zurückgezogen. Seine Schiffe und Kaianlagen sind gut verteidigt. Unsere Leute halten Wache, andere bleiben in Reserve. Machen Sevarius’ Leute einen Au s bruchsversuch, sind wir bereit.«
»Wie steht es mit der Stadt?« wollte ich wissen.
»Sie ist Henrius Sevarius nicht gefolgt«, erwiderte der Kapitän. »In den Straßen rufen die Menschen: ›Der Rat muß an die Macht!‹«
»Ausgezeichnet«, bemerkte ich.
Ein Schreiber eilte an meine Seite. »Ein Abgesandter des Hauses Sevarius verlangt vor dem Rat zu sprechen«, sagte er.
»Ist der Mann Kapitän?«
»Ja – Lysius.«
Ich lächelte. »Gut«, sagte ich, »schickt einen Pagen und einen Mann mit einer Fackel, der ihn abholen soll.«
Der Schreiber grinste. »Ja, Kapitän.«
Ich gab den beiden Sklaven an der Streckbank ein Ze i chen, ihre Winde noch stärker anzuziehen. Der Mann auf der Bank warf den Kopf zurück und öffnete den Mund – aber es war kein Laut zu hören.
»Was hast du erfahren?« fragte ich den Schriftgeleh r ten neben dem Folterinstrument.
»Nichts Neues. Er wurde wie die anderen von Leuten des Henrius Sevarius angeworben – einige, um Kapitäne umzubringen, andere, um die Kaianlagen und das Ars e nal in Brand zu stecken. Heute nacht sollte Sevarius Ubar in der Stadt sein – und jeder der Männer hätte einen Stein Gold erhalten.«
»Was ist mit Cos und Tyros?« fragte ich.
Der Schriftgelehrte starrte mich verwirrt an. »Davon war nicht die Rede.«
Das ärgerte mich, denn ich war sicher, daß hinter dem Staatsstreich mehr steckte als der Plan eines Ubar von Port Kar. Ich hatte spätestens am Abend mit der Ankunft einer Flotte aus Cos und Tyros gerechnet. War es mö g lich, daß die beiden Inselreiche tatsächlich nichts mit dem versuchten Staatsstreich zu tun hatten?
»Von dem ist doch kaum etwas zu erfahren«, sagte e i ne Stimme hinter mir – es hätte ein Larl sein können, der da sprach.
Ich drehte mich um.
Mit ausdruckslosem Gesicht starrte er mich an – ein Mann, der in Port Kar wohlbekannt war.
»Du warst heute nachmittag nicht bei der Versam m lung«, sagte ich.
»Nein«, erwiderte er.
Er war ein großer Mann. Über der linken Schulter trug er die beiden Schnüre Port Kars, die gewöhnlich nur a u ßerhalb der Stadt getragen wurden. Er war warm gekle i det, seine Kapuze hatte er in den Nacken geschoben. Sein Gesicht war breit und vom Thassa gegerbt, der seine Spuren mit Wind und Salz in die Haut eingebrannt hatte. Der Mann hatte graue Augen, kurzgeschnittenes weißes Haar, und in den Ohren schimmerten zwei kleine Gol d ringe.
Ein Larl in Menschengestalt, mit all den Instinkten und der Schläue des Raubtiers – Samos, der erste Skl a venhändler der Stadt.
»Sei gegrüßt, hoher Samos«, sagte ich.
»Sei gegrüßt«, erwiderte er.
In diesem Augenblick war es mir undenkbar, daß di e ser Mann den Priesterkönigen dienen könne. Es kam mir eher vor, als könne er nur auf der Seite der Anderen st e hen, jener Wesen in ihren fernen Stahlwelten, die ve r stohlen um die Vorherrschaft auf Gor und der Erde kämpften.
Samos blickte sich um. »Sind Tyros und Cos schon belastet worden?« fragte er.
»Die Gefangenen gestehen alles, was wir wollen«, sagte ich trocken.
»Ich glaube aber, daß Cos und Tyros damit zu tun h a ben«, meinte er.
»Ich auch«, sagte ich.
»Aber wer würde Leute wie die in solche Pläne ei n weihen?«
Er wandte sich zum Gehen, blieb stehen und sagte über die Schulter. »Du bist der Mann, der Bosk genannt wird, nicht wahr?«
»Ja.«
»Man muß dir gratulieren, daß du heute nachmittag die Führung übernommen hast«, sagte er. »Du hast dem Rat einen großen Dienst erwiesen.«
Ich schwieg.
Dann drehte er sich um. »Weißt du, wer der Seniork a pitän im Rate ist?«
»Nein.«
»Ich«,
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