GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
Brände im Arsenal auch nur als Ablenkung gedacht. Sie hatten jedenfalls dazu gedient, die Kapitäne Port Kars in einen Hinterhalt vor dem Rat s gebäude zu locken. Wahrscheinlich hatte Henrius Sev a rius das Arsenal nicht ernsthaft beschädigen wollen, das – wenn er erst einmal Ubar war – das Kernstück seines neuen Reichtums darstellen würde.
»Ich gehe zum Arsenal«, sagte ich und wandte mich an einen der Kapitäne. »Schicke die Schreiber los und laß den Schaden schätzen. Auch sollen die Kapitäne sofort die militärische Situation in die Hand nehmen. Die Schiffspatrouillen müssen verstärkt werden und auf einen Radius von fünfzig Pasang ausgedehnt werden.«
»Aber Cos und Tyros haben doch nicht …«
»Egal. Und heute abend muß der Rat wieder zusa m mentreten.«
»Das geht doch nicht …«
»Zur zwanzigsten Stunde«, sagte ich.
»Ich schicke Pagen los«, erwiderte der Mann.
»Und ruft die vier Kapitäne Chung, Eteocles, Nigel und Sullius Maximus in den Ratssaal.«
»Aber sie sind Ubars!« flüsterte der Kapitän.
Ich deutete auf die brennenden Dockanlagen.
»Wenn sie nicht kommen«, sagte ich, »laß ihnen au s richten, daß sie nach Ansicht des Rates nicht länger K a pitäne sind.«
Die Männer starrten mich verdattert an.
»Der Rat ist jetzt die höchste Macht in Port Kar.«
Die Kapitäne nickten.
Die Macht der Kapitäne war wenig geschmälert. Der Coup, der sie blitzschnell hatte vernichten sollen, war fehlgeschlagen. Durch die Barrikade am Portal waren die meisten mit dem Leben davongekommen. Andere waren gar nicht erst in der Versammlung gewesen. Überdies ließen die Kapitäne ihre Schiffe vorwiegend in den Be c ken ihrer befestigten Häuser anlegen. Und wer die off e nen Docks benutzte, schien keinen Schaden davongetr a gen zu haben; nur die Kais der vier Ubars schienen zu brennen.
Ohnehin ist jeweils der größte Teil der Flotte Port Kars auf See. Ich hatte im Augenblick nur zwei Schiffe in der Stadt, während fünf unterwegs waren. Die zurüc k kehrenden Einheiten der Kapitäne würden ihre Macht in der Stadt weiter festigen, standen doch ihre Mannscha f ten dann auch an Land zur Verfügung. Gewiß waren auch viele Schiffe der Ubars auf See, doch die Männer, die sich die Führung Port Kars anmaßten, behielten g e wöhnlich einen größeren Teil ihrer Streitkräfte im Hafen. Ich rechnete damit, daß die Macht der vier Ubars durch den Aufruhr etwa halbiert worden war, so daß sie insg e samt vielleicht noch etwa hundertundfünfzig Schiffe ko n trollierten. Allerdings erwartete ich nicht, daß sie z u sammenarbeiten würden. Außerdem konnte der Rat der Kapitäne ihre Schiffe abfangen und beschlagnahmen, wenn sie den Hafen anliefen. Ich hatte seit längerem das Gefühl, daß fünf Ubars in Port Kar und die sich daraus ergebende Anarchie politisch untragbar waren – nicht zuletzt für meine eigenen Interessen. Ich wollte nicht g e zwungen sein, mich einem Ubar anzuschließen, ich wol l te allein arbeiten. Hieraus ergab sich mein Wunsch, daß der Rat seine Position in der Stadt konsolidieren möge. Nachdem der Staatsstreich des Henrius Sevarius fehlg e schlagen und die Macht der anderen Ubars geschmälert worden war, mochte es nun soweit sein.
Ich gedachte die heutige Ratsversammlung zu leiten.
»Bis zur zwanzigsten Stunde dann, meine Herren K a pitäne«, sagte ich.
Die Männer verließen das Dach. Ich blieb allein zurück und beobachtete die Brände. Ein Mann wie ich konnte in einer solchen Stadt viel erreichen, überlegte ich mir.
Die neunzehnte Stunde war herangerückt. Im Saal des Kapitänsrats über uns hörte ich Schritte. Stühle scharrten. Heute würden bestimmt alle Kapitäne kommen, hieß es, sogar die vier Ubars – Chung, Eteocles, Nigel und Sull i us Maximus – wurden erwartet.
Der Mann auf der Folterbank neben mir wimmerte vor Schmerzen. Er gehörte zu den Männern, die wir gefangen hatten.
»Wir haben jetzt Berichte über den Schaden in den Hafenanlagen Chungs«, sagte ein Schreiber und drückte mir einige Bogen Papier in die Hand. Ich wußte, daß die Brände dort noch nicht gelöscht waren, während wir sie auf den Kais von Eteocles, Nigel und Sullius Maximus im wesentlichen unter Kontrolle hatten, obwohl bei Su l lius noch eine Lagerhalle mit Tharlarionöl brannte, die die ganze Stadt mit Gestank und Rauch erfüllte. Soweit ich feststellen konnte, hatte Chung den größten Schaden erlitten und etwa dreißig Schiffe verloren. Die Macht der Ubars war
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