GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
sie.
»Was ist damit?«
»Nichts! Einen Augenblick lang dachte ich … es wäre Surbus’ Gesicht!«
Ich stieß einen Wutschrei aus, packte den großen Tisch, warf ihn um. Geschirr und Pagakelche fielen klirrend zu Boden. Thura und Ula kreischten, auch Sandra schrie auf und huschte davon. Luma, am Tisch angekettet, wurde von der Plattform gestoßen und stürzte zu Boden. Sklavinnen flohen laut schreiend aus dem Saal.
Aufgebracht packte ich den Goldbeutel und schleude r te ihn in den Saal. Ein Regen goldener Münzen ergoß sich über Tische und Bänke, ehe das Leder den Boden berührte. Wütend machte ich kehrt und taumelte davon.
»Admiral!« rief jemand hinter mir. »Admiral!«
Ich umfaßte das Medaillon an meinem Hals. Sto l pernd, vor Wut brüllend, taumelte ich auf mein Quartier zu. Ich prallte gegen Wände, stürzte zuweilen, rappelte mich jedoch immer wieder auf.
Dann riß ich die Tür meines Quartiers auf.
Midice und Tab keuchend, eng umschlungen. Sie fu h ren erschrocken auseinander.
Ich brüllte auf vor Wut, schlug mit den Fäusten gegen die Wände, warf meinen Umhang ab und zog das Schwert.
»Ich laß dich foltern und pfählen, Midice«, sagte ich heiser.
»Nein!« sagte Tab. »Ich habe Schuld. Ich habe mich ihr aufgedrängt.«
»Nein! Nein!« rief Midice. »Ich allein bin schuld! Ich allein!«
»Foltern und pfählen«, wiederholte ich. Dann wandte ich mich an Tab. »Du bist mir ein guter Helfer gewesen, Tab«, sagte ich. »Ich will dir die Folter ersparen.« Dann machte ich eine Bewegung mit dem Schwert. »Verteidige dich!«
Tab zuckte die Achseln, ohne die Waffe zu ziehen. »Ich weiß, daß du mich töten kannst«, bemerkte er.
»Verteidige dich!« brüllte ich.
»Also gut«, sagte Tab, und seine Waffe zuckte aus der Scheide.
Midice warf sich weinend zwischen uns. »Nein!« rief sie. »Töte mich! Laß ihn frei!«
»Warum hast du mir das angetan?«
»Ich liebe ihn«, sagte sie schluchzend. »Ich liebe ihn.«
Ich lachte. »Du kannst nicht lieben. Du bist Midice. Du bist klein und egoistisch und eitel. Du kannst nicht lieben.«
»Ich liebe ihn«, flüsterte sie. »Wirklich!«
»Und mich liebst du nicht?«
»Nein«, flüsterte sie mit erstickter Stimme. »Nein! Nein!«
»Aber ich habe dir soviel gegeben«, klagte ich. »Und habe ich dir nicht große Freude bereitet?«
»Ja«, sagte sie, »aber ich liebe dich nicht. Ich habe dich nie geliebt.«
Ich schluchzte und steckte meine Klinge in die Sche i de zurück.
»Nimm sie«, sagte ich müde zu Tab. »Sie gehört dir.«
»Ich liebe sie«, sagte er.
»Bring sie fort!« brüllte ich. »Verlaßt meinen Dienst. Aus meinen Augen!«
Midice stürzte sich ins Tabs Arme. Die beiden mac h ten kehrt und verließen den Raum. Tab trug noch die Klinge in der Rechten.
Ich wanderte ruhelos im Zimmer auf und ab und setzte mich schließlich auf den Rand meiner Steincouch und stützte den Kopf in die Hände.
Wie lange ich so dasaß, weiß ich nicht. Nach einiger Zeit hörte ich jedenfalls ein leises Geräusch und blickte auf.
Telima stand auf der Schwelle.
»Willst du hier den Boden putzen?« fragte ich streng.
Sie lächelte. »Das habe ich vorhin schon getan«, sagte sie, »damit ich dich beim Fest bedienen konnte.«
»Weiß der Küchenmeister, daß du hier bist?«
»Nein.«
Ich sah an ihrem linken Arm den Ring, den ich ihr weggenommen und Midice gegeben hatte.
»Woher hast du den Armreif?«
»Von Midice.«
»Du hast ihn gestohlen«, sagte ich.
»Nein, Midice hat ihn mir zurückgegeben.«
»Wann?«
»Vor über einem Monat.«
»Ich habe nie bemerkt, daß du ihn getragen hast.«
»Ich hatte ihn im Stroh meiner Schlafmatte versteckt.«
Ich betrachtete Telima. Sie stand schüchtern in der Tür. Sie war barfuß und trug die kurze, fleckige Tunika einer Küchensklavin. Um ihren Hals zog sich ein einf a cher Stahlkragen – doch am linken Arm trug sie das go l dene Band.
»Warum trägst du den Armreif?«
»Er ist alles, was ich besitze.«
»Warum bist du gekommen?«
»Midice«, sagte sie nur.
Ich senkte niedergeschlagen den Kopf.
Telima kam näher.
»Sie hat dich gemocht«, sagte sie.
Ich schüttelte den Kopf.
»Sie kann nichts dafür, wenn sie dich nicht geliebt hat.«
»Geh wieder in die Küche! Oder ich töte dich!«
Telima kniete nieder, Tränen in den Augen. »Nein, das brächtest du nicht fertig.«
»Ich bin Bosk!« rief ich und stand auf.
»Ja«, sagte sie lächelnd. »Du bist Bosk. Und ich habe dir diesen Namen
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