GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
klirrten, und Vivina wurde zur Freude der G ä ste vor meinen Tisch geführt. Ich spürte eine Bewegung neben mir und sah, daß Telima ihren Platz wieder eing e nommen hatte. Tränen standen ihr in den Augen. Ich b e zweifelte nicht, daß sie nun die Striemen der Peitsche des Küchenmeisters auf dem Rücken trug. Ich hielt ihr me i nen Pagakelch hin, und sie füllte ihn.
Ich musterte Vivina, die von allen Seiten angestarrt wurde. Sogar einige Sklaven waren stehengeblieben und blickten herüber; auch Fisch starrte sie an.
»Sei gegrüßt, noble Vivina«, sagte ich zu ihr.
»Ist das der Name, mit dem du mich anreden willst?« fragte sie.
»Löst ihr das Haar!« sagte ich.
Der Mann, der sie zu mir geführt hatte, gehorchte. Das lange Haar fiel ihr über die Schultern herab. Ein bewu n derndes Murmeln wurde laut.
»Knie nieder!« befahl ich, und sie gehorchte.
»Du bist Vina«, sagte ich.
Sie neigte den Kopf in Bestätigung des Namens, den ich ihr gegeben hatte. Dann blickte sie auf. »Ich b e glückwünsche meinen Herrn«, sagte sie. »Es ist ein au s gezeichneter Name für ein Sklavenmädchen.«
»Was sind deine Pflichten, Sklavin?« fragte ich.
»Der Herr hat sie mir noch nicht genannt«, erwiderte sie.
Ich musterte Vina, früher die noble Vivina, die einmal Ubara von Cos werden sollte – jetzt eine Sklavin im Hause Bosks aus Port Kar.
»Ja, welche Tunika soll ich für dich holen lassen?« fragte ich. »Die Tunika einer Haussklavin? Oder die Glöckchen und das Seidengewand einer Vergnügung s sklavin?«
Sie schwieg.
Aus dem Beutel neben mir, der viele Goldstücke en t hielt, zog ich ein kleines zusammengefaltetes Kleidung s stück und warf es dem Mädchen zu.
Sie fing es auf. »Nein!« rief sie.
Ich lachte. »Zieh es an!« befahl ich.
Gelächter brandete auf, als sie die knappe Tunika einer Küchensklavin überstreifte.
»In Cos wärst du Ubara geworden«, sagte ich. »In meinem Hause wirst du in der Küche arbeiten.«
Mit zornrotem Gesicht und geballten Fäusten starrte mich Vivina an.
»Küchenmeister!« rief ich.
»Hier, Kapitän!« erwiderte Tellius aus dem Hinte r grund.
»Tritt vor!«
Der Mann näherte sich meinem Tisch.
»Hier«, sagte ich, »hast du ein neues Mädchen für die Küche.«
»Eine Schönheit«, sagte er lachend und ging um Vina herum.
»Fisch!« rief ich. »Wo ist der Sklave Fisch?«
»Hier!« rief er und trat vor.
Ich deutete auf das Mädchen. »Findest du die Sklavin hübsch?« fragte ich.
Er starrte mich verwirrt an. »Ja«, erwiderte er.
»Dann soll sie dir unterstehen.«
»Nein! Nein!« rief das Mädchen.
»Ich glaube, die Arme des Sklaven Fisch werden dir willkommener sein als die Arme des beleibten Lurius auf seinem Liebeslager in Cos.«
Tränen standen ihr in den Augen, als sie mich ansah.
Ich wandte mich an den Küchenmeister. »In der Nacht kettest du sie zusammen.«
Das Mädchen sank weinend zu Boden. Fisch beugte sich vor, hob sie sanft hoch und führte sie aus dem Saal.
Ich lachte, und die Männer meines Hauses fielen in das Gelächter ein. Was für ein Witz, das Mädchen zu versklaven, das Ubara von Cos hatte werden sollen, sie einem Küchensklaven zu überlassen, einem Jungen! Di e se Geschichte sprach sich bestimmt bald in allen Häfen des Thassa und in allen Städten Gors herum. Wie b e schämt mußten Tyros und Cos sein, die Feinde meiner Stadt, Port Kar. Was für eine köstliche Niederlage! Wie herrlich doch der Erfolg war, der Triumph!
Trunken griff ich in den Beutel neben meinem Sessel, schaufelte die Münzen mit den Händen heraus, schle u derte sie in den Saal.
»Paga!« rief ich dann und hielt Telima meinen Kelch hin.
Taumelnd richtete ich mich auf, vergoß Paga. Ich b e dauerte nur daß Midice und Tab heute abend nicht bei mir waren. Ich lachte, als die Männer hinter meinen Goldmünzen herkrochen und wild darum rauften. Immer wieder streute ich Tarnmünzen um mich.
»Heil Bosk!« vernahm ich. »Heil Bosk, Admiral von Port Kar!«
Ich trank und trank. »Ja!« rief ich. »Heil Bosk!«
Plötzlich hörte ich einen Angstschrei, und als ich mich umdrehte und benommen zum Ende des Tisches starrte, sah ich Luma dort sitzen. Sie starrte mich an. Ihr Gesicht war eine Maske des Entsetzens.
»Dein Gesicht!!« rief sie. »Dein Gesicht!«
Ich starrte sie verblüfft an. Es wurde plötzlich still im Saal.
»Nein«, sagte sie plötzlich und schüttelte den Kopf. »Jetzt ist es fort.«
»Was ist los?« fragte ich.
»Dein Gesicht!« sagte
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