GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
eine Sch a le mit heißem Paga.
»Der Siegestrank«, sagte der Rudermeister.
Ich grinste. Ich fühlte mich gar nicht wie ein Sieger. Mir war kalt, aber ich lebte. Ich schlürfte dankbar den heißen Paga.
Die Rah war herabgelassen worden, damit das kleine dreieckige Sturmsegel gesetzt werden konnte. Die Anker wurden gelichtet, und die Rah, von Flaschenzügen geh o ben, begann am Mast emporzusteigen. Inzwischen zogen die Steuerbordruder auf Zuruf des Rudermeisters das Schiff herum, um das Heck in den Wind zu bringen. Der Sturm packte unsere Flanke, und die Dorna neigte sich nach Lee. Das Deck wurde von zwei Brechern überspült. Die beiden Steuerleute mühten sich mit ihren Seitenr u dern, drehten das Schiff herum. Dann hatten wir den Wind von achtern und der Rudermeister begann seinen Schlagrhythmus, trieb das Schiff an, bis das Sturmsegel der vollen Wucht des Windes ausgesetzt war. Die Dorna wurde wie von einer Riesenfaust gepackt, der Mast knirschte, und eine schreckliche Sekunde lang neigte sich der Bug unter Wasser, ehe er wieder in die Höhe kam und den Himmel auszufüllen schien.
»Zieht durch!« rief der Rudermeister, dessen Stimme im Toben des Winds fast unterging. »Zieht – durch! Zieht – durch!«
Die Trommel legte die höchste Schlagzahl vor. Das winzige Sturmsegel, das sich im Wind blähte, zerrte an der Takelage. Die Dorna schnitt durch das Wasser, durchpflügte die Wellen, die sich zu beiden Seiten hoch auftürmten. Sie würde es überstehen.
Ich wußte nicht, ob der errungene Sieg entscheidend für die Stellung Port Kars war oder nicht, aber eins war mir klar – der fünfundzwanzigste Se’Kara, der heutige Tag, würde in Port Kar nicht so schnell vergessen we r den, in der früher so verhaßten Stadt, die nun einen Heimstein gefunden hatte, in jener Stadt, die man die Geißel des schimmernden Thassa nannte, die sich jetzt jedoch einen besseren Ruf erwerben konnte, vielleicht sogar als Juwel des Meeres. Ich fragte mich, wieviele Männer überall auf Gor erzählen würden, sie hätten am fünfundzwanzigsten Se’Kara vor Port Kar mitgekämpft, im Schneesturm in tobender See und unter schwarzem Himmel. Ich lächelte. Dieser Tag würde zweifellos ein Feiertag in Port Kar werden.
Ich ging zu dem Tarn, der mich zur Dorna getragen hatte, zog meinen Admiralsmantel aus und legte ihn dem zitternden Vogel über den Rücken.
In der Nähe stand der Sklavenjunge Fisch.
Ich hob den Kopf und sah in seinen Augen Verstän d nis für mein Tun. »Ich komme mit«, sagte er.
Ich wußte, daß sich die Schiffe der Ubars Eteocles und Sullius Maximus unserer Flotte nicht angeschlossen ha t ten. Ich wußte auch, daß die Blockade der letzten F e stung des Sevarius aufgehoben worden war, damit die Wachschiffe an der entscheidenden Schlacht teilnehmen konnten. Es hatte einen Informationsaustausch zwischen Claudius, dem Regenten Henrius Sevarius’, und Cos und Tyros gegeben, das wußte ich. Es wäre verblendet, anz u nehmen, daß kein ähnlicher Kontakt zwischen Cos und Tyros und Eteocles Sullius Maximus bestanden hatte. So war nun mit einer gemeinsamen Aktion zu rechnen. Vie l leicht stand die Ratshalle der Kapitäne bereits in Fla m men. Die beiden Ubars und der Regent Claudius mochten bereits ihre Herrschaft ausgerufen haben, ein Triumvirat für Port Kar. Sie konnten sich natürlich nicht lange ha l ten, denn Port Kar hatte die Seeschlacht nicht verloren. Wenn der Sturm nachließ – ob in Stunden oder erst in einem oder zwei Tagen –, würde die Flotte in Port Kar einlaufen. Aber inzwischen würden die beiden Ubars und Claudius in ihrer Ahnungslosigkeit über das Ergebnis der Schlacht die Stadt von denen zu befreien suchen, die g e gen sie waren.
Ich fragte mich, ob mein Haus noch stand.
Ich ließ dem Tarn Fleisch bringen, große Brocken Tarskfleisch, die ich ihm vorwarf. Das Tier zerrte gierig an den Brocken.
»Ich komme mit«, sagte der Junge noch einmal.
Im Gürtel seiner Tunika steckte das Schwert, das ich ihm vor Beginn des Kampfs von einem Offizier hatte geben lassen.
Ich schüttelte den Kopf. »Du bist noch zu jung«, sagte ich.
»Nein, ich bin ein Mann.«
»Bedeutet dir Vina soviel?«
Er starrte mich an und wußte nicht, was er sagen sol l te.
»Ich würde dich auch so begleiten – du bist mein K a pitän.«
»Du bleibst hier«, sagte ich entschieden.
Er zog das Schwert, das ich ihm gegeben hatte.
»Prüfe mich!« verlangte er.
»Steck das Schwert wieder zurück«, sagte ich. »Es ist eine
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