GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
sich mir entgegen. Funkelnde Augen starrten mich an. Es schien ein guter Vogel zu sein; ich bedauerte trotzdem, daß ich meinen Ubar des Himmels nicht hier hatte.
»Und ich erhalte hundert Stein Gold für den Einsatz der Vögel und meiner Männer?« fragte Terence aus Tr e ve nochmals.
»Richtig«, versicherte ich ihm.
»Ich möchte gleich bezahlt werden«, meinte der Söl d nerführer aus Treve.
Ich zog blank und hielt ihm meine Klinge gegen die Kehle.
»Meine Sicherheit ist der Stahl«, sagte ich.
Terence lächelte. »Wir aus Treve verstehen solche S i cherheit.«
Ich senkte das Schwert. »Von allen Tarnkämpfern in Port Kar«, sagte ich, »und von allen Söldnerführern hast du allein das Risiko nicht gescheut – den Einsatz von Tarns über dem Meer.«
Es gab noch einen Mann, der diese Gefahr nicht g e scheut hätte – doch er war mit seinen tausend Leuten seit Wochen nicht in der Stadt. Der Söldnerführer Ha-Keel, der an goldener Kette eine abgegriffene, diamantenb e setzte Tarnmünze um den Hals trägt, eine Münze aus Ar. Wie ich erfahren hatte, waren seine Streitkräfte im A u genblick in der Nähe von Tor beschäftigt, die Überfälle gewisser Wüstenstämme zu unterbinden, die mit Tarns großes Unheil anrichteten. Die Dienste Ha-Keels und seiner Männer standen dem Meistbietenden zur Verf ü gung; ich weiß, daß er einmal durch Zwischenmänner den Anderen gedient hatte, die mit den Priesterkönigen um die Vorherrschaft auf dieser Welt kämpfen. Ich kan n te Ha-Keel aus dem Haus des Kaufmanns Saphrar in Thuria.
»Ich fordere die hundert Stein«, sagte Terence, »egal, wie das Unternehmen ausgeht.«
»Natürlich«, sagte ich. »Hundert Stein sind kein hoher Preis bei dem Risiko. Dabei ist der Heimstein Port Kars nicht der deine.«
»Wir stammen aus Treve«, sagte Terence.
»Gib mir einen Tarnstab«, sagte ich.
Als ich das Instrument in der Hand hielt, warf ich meine Robe ab und legte einen Windschutz um. Es hatte zu schneien begonnen.
Die Tarns waren verhüllt aufs Meer gebracht worden. Da sie instinktiv das Meer mieden, wußte ich nicht, was passieren würde, wenn sie nun über dem Wasser aufste i gen mußten. Vielleicht weigerten sie sich, das Schiff zu verlassen. Vielleicht gebärdeten sie sich vor Wut oder Angst wie verrückt. Mancher Reiter war schon von se i nem Vogel getötet worden, der nicht aufs Meer hatte fliegen wollen. Aber ich hoffte, daß sich die Tarns außer Sichtweite des Landes in ihr Schicksal ergeben würden.
Meine Ungewißheit konnte nicht mehr lange dauern.
Ich sprang in den Sattel des Tarn. Er schrie auf, als ich mir den breiten purpurnen Sicherheitsgurt um die Hüfte legte. Der Tarnstab hing an meinem rechten Handgelenk. Ich legte mir den Windschutz über das Gesicht.
»Wenn ich den Vogel lenken kann«, sagte ich, »folgt ihr mir und achtet auf meine Anweisungen.«
»Laß mich als erster fliegen«, sagte Terence aus Tr e ve.
Ich lächelte. Wie konnte ein ehemaliger Tarnkämpfer aus Ko-ro-ba einem Erzfeind, einem Mann aus Treve, die Führung überlassen? Da ich ihm dies nicht sagen konnte, lautete meine Antwort einfach: »Nein.«
Um den Sattelknauf war ein Paar Sklavenfesseln und ein Stück Schnur gewickelt. Beides stopfte ich mir in den Gürtel. Dann zog ich am ersten Zügel.
Der Tarn sprang mit mächtigem Flügelschlag aus dem Laderaum. Er verhielt auf dem Deck des Rundschiffs, hob und senkte unschlüssig die Flügel, sah sich um und warf dann mit mächtigem Kampfgeschrei den Kopf z u rück. Die anderen Tarns unter ihm wurden unruhig und rasselten mit ihren Ketten.
Der peitschende Schneeregen brannte mir auf dem G e sicht.
Wieder zog ich den ersten Zügel, und schon saßen wir auf der langen, schrägen Vormastrah. Der Tarn hatte den Kopf erhoben, und jeder Muskel seines Körpers war a n gespannt. Er sah sich verwirrt um. Ich drängte das Tier nicht.
Ich tätschelte ihn am Hals und redete beruhigend auf ihn ein, dann zog ich am ersten Zügel. Der Vogel bewe g te sich nicht. Seine Klauen umfingen die Rah. Ich g e brauchte den Tarnstab nicht, sondern wartete einige Zeit, streichelte den Vogel und redete ihm gut zu.
Und plötzlich stieß ich einen Schrei aus, zog hart am ersten Zügel. Der Tarn folgte seinen Reflexen und se i nem Instinkt und schwang sich in die Lüfte, stieg in die tobenden Elemente. Ich saß wieder auf dem Rücken e i nes Tarn! Der Vogel gewann an Höhe, bis ich den ersten Zügel losließ; dann kreiste der Tarn. Seine Bewegungen waren so
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