GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
Waffe für Männer.«
»Verteidige dich!« rief er.
Meine Klinge sprang aus der Scheide, und ich parierte seinen Schlag. Er war viel schneller zum Angriff überg e gangen, als ich erwartet hatte.
Männer liefen zusammen. »Es ist nur Spaß«, sagte einer.
Ich ließ meine Klinge vorschnellen, doch der Junge parierte meinen Schlag. Ich war beeindruckt, denn ich hatte ihn nicht treffen wollen.
Auf dem schwankenden Deck begannen wir uns zu umkreisen, und unsere Schwerter klirrten gegeneinander. Nach etwa einer Ehn steckte ich meine Waffe in die Scheide zurück. »Ich hätte dich jetzt viermal töten kö n nen«, sagte ich.
Fisch senkte sein Schwert und starrte mich gequält an.
»Aber«, sagte ich, »du hast schon viel gelernt. Ich h a be gegen Krieger gekämpft, die weitaus weniger schnell waren als du.«
Da lächelte er, und einige Männer schlugen sich be i fällig mit der rechten Hand gegen die linke Schulter.
Fisch war überall beliebt. Wie hätte er auch sonst das erste Ruder in dem Boot übernehmen können, das mich in den Ratssaal brachte? Wie wäre er in das Boot gelangt, das mich zum Rundschiff trug? Auch ich mochte den Jungen. Im Gegensatz zu den anderen sah ich in ihm e i nen Ubar.
»Du darfst nicht mitkommen«, sagte ich. »Du bist zum Sterben noch zu jung.«
»In welchem Alter ist ein Mann für den Tod alt g e nug?« fragte er.
»Wenn du jetzt mitgehst«, sagte ich, »bist du ein Narr.«
»Jeder Mann hat das Recht, sich auch einmal wie ein Narr zu benehmen, nicht wahr?«
»Ja«, sagte ich zögernd.
»Dann sollten wir jetzt losfliegen. Der Vogel ist au s geruht.«
»Bringt einen Umhang für den jungen Narren«, wan d te ich mich an einen Seemann. »Und auch einen Waffe n gurt.«
»Ja, Kapitän!« rief der Mann.
»Glaubst du, daß du dich stundenlang an einem Seil festhalten kannst?«
»Natürlich, Kapitän«, erwiderte er.
Sekunden später breitete der Tarn seine Flügel in den Sturm und wurde vom Deck der Dorna gerissen. In schwindelerregenden Kreisen gewann er an Höhe. Der Junge hatte seine Füße gegen einen Knoten des schwa n kenden Seils gestemmt, und seine Hände krampften sich um das Hanf. Tief unten schaukelte Dorna in den mächt i gen Wellen, weiter hinten lagen die Schiffe unserer Flotte, die mit blitzenden Rudern vor dem Sturm dahinjagten.
Die Schiffe aus Cos und Tyros waren nicht mehr zu sehen.
Terence aus Treve, der Söldnerführer, hatte sich g e weigert, mit seinen Tarns vor der Flotte nach Port Kar zu fliegen. Vielleicht hatten die aufständischen Ubars and e re Tarntruppen zu Hilfe geholt, mit denen sich Terence nicht auf einen Kampf einlassen wollte.
Der Vogel wurde vom Sturm herumgeworfen, aber er war stark. Wir konnten nicht direkten Kurs nach Port Kar einschlagen, sondern mußten uns seitlich vor der Stur m front bewegen, in der Hoffnung, bald in ein ruhigeres Gebiet zu kommen. Fisch pendelte durchnäßt am Ende des Seils.
Schließlich wurden Regen und Wind schwächer, und plötzlich schimmerte das Thassa unter uns in kühlem Sonnenlicht. Wir hatten das Unwetter hinter uns gela s sen. In der Ferne sahen wir eine Felsküste und dahinter Grasland und Savanne, die in große Wälder überging.
Ich ließ den erschöpften Tarn zwischen den Bäumen landen. Fisch sprang rechtzeitig ab. Der Vogel schüttelte seine Flügel aus, ehe ich ihm den Admiralsmantel übe r streifte. Der Junge und ich zündeten ein Feuer an, an dem wir unsere Kleidung trocknen und uns wärmen konnten.
»Wir fliegen nach Anbruch der Dunkelheit in die Stadt«, sagte ich.
»Natürlich«, erwiderte er.
Fisch und ich standen nun im düsteren Saal meines Ha u ses, wo noch am Abend zuvor meine Siegesfeier stattg e funden hatte. Unsere Schritte hallten laut auf den Fliesen.
Wir hatten den Tarn draußen auf dem Hof gelassen, der an mein Hafenbecken grenzte. Keine Tarnkämpfer hatten uns aufgehalten, und die Stadt selbst lag im Dunkeln.
Wir hatten blank gezogen und sahen uns um. Niemand war uns in den Korridoren begegnet, auch in den vielen Räumen war keine Menschenseele.
Jetzt hörten wir einen gedämpften Laut aus der Ecke des dunklen Saals. Zwei Mädchen knieten dort am B o den. Sie waren geknebelt, und jemand hatte ihnen die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Es waren Vina und Telima.
Fisch wäre am liebsten sofort losgestürzt, doch ich hielt ihn zurück. Wortlos bedeutete ich ihm, sich seitlich vom Saaleingang zu postieren, wo er nicht gesehen we r den konnte.
Ärgerlich ging ich
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