GOR-Zyklus 08 - Die Jäger von Go
bückte mich und fand eine schlichte Kette aus Muscheln der Vosksorp. Sie war zerrissen und mochte einem kämpfenden Panthermädchen vom Hals gerissen worden sein.
Ich untersuchte die Fußspuren. Um einige Feuerstellen lagen die Reste eines Festmahls und leere Flaschen. Der Wein stammte aus Marlenus' Vorräten. Ich wußte, daß er nur Weine Ars trank.
Einige Vögel kreisten über den Ruinen des Lagers. Zum erstenmal in seinem Leben hatte sich Marlenus verrechnet.
Es war nicht sehr schwierig, die Ereignisse nachzuvollziehen. Marlenus wollte in Kürze den Wald verlassen. Aus diesem Anlaß hatte er ein Festmahl angeordnet. Als Ehrengäste waren dazu auch die Panthermädchen aus Huras Bande geladen. Marlenus' Männer, die den Erfolg der Expedition und den Ruhm ihres Ubar feierten, hatten nach Kriegerart dem Wein kräftig zugesprochen.
Als das Fest seinen Höhepunkt erreichte, hatten ein paar Panthermädchen die Wächter am Tor überwältigt und das Tor geöffnet. Auf ein Zeichen hin waren die Panthermädchen im Lager, unterstützt durch die von draußen hereindrängenden Tyrer, mit Knüppeln und Seilen und Speerschäften zum Angriff übergegangen. Mit dem Verrat von innen und dem Angriff von außen mußte das Lager eine leichte Beute gewesen sein. Außerhalb des Palisadenzauns fand ich mehrere Leichen, von denen bereits einige von Sleen und anderen Raubtieren angefressen worden waren. Die Männer Ars hatten sich mutig gewehrt, doch alles in allem hatte es nur etwa vierzig Gefallene gegeben. Fünfundzwanzig Tote trugen das Gelb von Tyros.
Der Überfall hatte die Lagerbewohner offenbar völlig überrascht und war planmäßig verlaufen.
Marlenus hatte ich nicht unter den Gefallenen gefunden – so nahm ich an, daß der Ubar zusammen mit etwa fünfundachtzig Mann in die Gefangenschaft geraten war.
Neun von meinen Leuten waren bei Marlenus gewesen. Auch von ihnen war keiner gefallen, so daß sie wohl ebenfalls gefangengenommen worden waren. Zusammen mit Rim, der von den Angreifern aus meinem Lager mitgenommen worden war, verfügte Sarus aus Tyros also über etwa sechsundneunzig männliche Gefangene und zahlreiche Frauen in seiner Gewalt – die Sklavinnen Sheera, Cara, Tina und Grenna aus meinem Lager, Verna und ihre Frauen aus Marlenus' Lager sowie die Sklavinnen, die Marlenus mitgebracht hatte.
Meiner Schätzung nach standen also noch etwa hundertundfünfundzwanzig Mann unter Sarus' Kommando.
Ich verließ das Lager am Nachmittag. Hier konnte ich nichts mehr tun.
Die Männer aus Tyros hatten es sicher sehr eilig, ihre Gefangenen durch die Wälder nördlich von Laura und Lydius zu führen und die Austauschstelle zu erreichen, wo die Rhoda und die Tesephone auf sie warten sollten.
Doch das würde seine Zeit dauern, denn es war nicht leicht, angekettete Gefangene durch den Wald zu schaffen.
An der Austauschstelle sollten die Gefangenen zweifellos an Bord der Schiffe gebracht und als Sklaven nach Tyros geschafft werden. Auch würde man sicher versuchen, Talena ausfindig zu machen und zu erwerben oder zu entführen.
Es wäre ein großer Triumph für die Tyrer, den großen Marlenus in Sklavenketten vor den Rat von Tyros zu führen. Ich konnte mir den Triumphzug durch die Stadt vorstellen.
Doch gefesselte Sklaven kommen nicht schnell voran, auch wenn sie mit der Peitsche angetrieben werden.
Den Männern aus Tyros lag sicher am Herzen, ihre Beute schleunigst zum Meer zu schaffen. Doch zuvor forderten sicher die Panthermädchen ihr Recht. Die kommende Nacht, so vermutete ich, galt den grausamen Riten der Panthermädchen.
Ich kehrte zu meinen vier Sklavinnen zurück, die ich gefesselt und geknebelt zurückgelassen hatte, bevor ich ins Lager gegangen war.
Ich löste die Fußfesseln der Mädchen und setzte mich wortlos in Bewegung. Sie folgten mir ohne Aufforderung. Dabei behielten sie die Knebel im Mund, denn wir waren noch in der Nähe des Feindes. So konnten sie mich nicht verraten.
Ich kehrte in Marlenus' Lager zurück und nahm dort mühelos die Spur der Tyrer und der Panthermädchen auf.
Es war Nacht.
Ich stand auf einem kräftigen Ast, an den Stamm eines Baumes gelehnt, etwa zwölf Meter über dem Boden, von dem aus ich die gesamte Lichtung überschauen konnte.
Es war die Lichtung, die diese Nacht Hura als Tanzkreis dienen sollte. Sie enthielt zugleich das Nachtlager der Tyrer.
Mehrere große Feuer brannten zwischen den Bäumen. Dazwischen lagen gefesselt die Männer des Marlenus. Ein Tyrer saß an einer
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