GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
hinter dem Tier hergeschleift wurde. Nach einem Viertel-Pasang ließ sie mich wieder auf die Beine kommen. E r schöpft, zittrig, blutig, mit brennendem Hals, torkelte ich das letzte Stück hinter ihr her; sie ritt zur Spitze der K o lonne zurück.
Schließlich sank ich neben ihrem Steigbügel in die Knie; es wurde mir schwarz vor Augen.
»Sieh mich an, Sklave!« befahl sie. Ich gehorchte. »Steh auf!«
Ich stand auf. Sie schien überrascht zu sein. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, daß ich überhaupt noch stehen konnte.
»Du bist stark«, sagte sie schließlich. Ich spürte die Spitze ihres Krummsäbels unter dem Kinn; sie zwang mich, den Kopf zu heben.
»Es gefällt mir, Männer neben meinem Steigbügel herlaufen zu lassen«, sagte sie. »Du bist stark. Es wird mir Spaß machen, dich zu zähmen.«
Sie drehte sich im Sattel um und deutete auf die ferne Kasbah. »Weiter!« brüllte sie, und die Kolonne bewegte sich auf das große Tor ihrer Wüstenfestung zu. Voller Interesse stellte ich fest, daß eine zweite Kasbah ganz in der Nähe lag. Etwa zwei Pasang östlich erhob sich eine viel größere Wüstenfestung. Ich wußte nicht, wem dieses imposante Bauwerk gehörte.
Nach kurzer Zeit erreichte Tarna mit ihren Männern, ihrer Beute und ihren Sklaven das große Tor. Sie hob Arme und Krummsäbel und genoß den ausbrechenden Jubel.
»Beeil dich, Sklave«, sagte das große dunkelhaarige Mädchen. »Die Herrin erwartet dich bald.«
»Ist deine Herrin hübsch?« fragte ich. Ich hatte Tarnas Gesicht unter dem Sandschleier nicht deutlich sehen können. Ich bezweifelte nicht, daß die Anführerin der Banditen eine stolze Frau von ungewöhnlicher Schönheit war. Allerdings hatte sich unter dem weiten Burnus ihre Figur bisher nur andeutungsweise abgezeichnet. Die Schönheit einer Frau läßt sich nur dann richtig beurteilen, wenn sie nackt ist – nackt wie die Sklavin, die zum Ve r kauf kommt.
»Sie ist häßlich wie ein Sand-Sleen!« sagte das du n kelhaarige Mädchen. »Beeil dich!«
»Wir haben unsere Herrin noch nie unbekleidet ges e hen«, sagte das zweite Mädchen, das für die Badeöle z u ständig war.
»Beeil dich, Sklave«, wiederholte das erste Mädchen. »Sonst rufen wir die Wächter und lassen dich auspei t schen.« Sie sah sich nervös um. Ich nahm an, daß man sie dafür verantwortlich machen würde, wenn ich nicht rechtzeitig fertig war.
Ich aalte mich im Wasser. Ich hatte gut zu essen b e kommen.
Ich hatte seit dem Morgen gut geschlafen. Ich fühlte mich ausgeruht. Und heute nacht stand mir ein langer Kaiilaritt bevor.
»Was wird aus den Sklavinnen, die am Roten Felsen gefangengenommen wurden?« fragte ich.
»Sie werden mit dem Wagen zu den Sklavenmärkten von Tor gebracht.«
»Es gibt in dieser Festung also nur wenige Mädchen?«
»Natürlich gibt es Mädchen, ein paar Mädchen – für die Männer.«
»Wo?«
»In den unteren Etagen der Kasbah.«
»Aber ihr seid nicht für die Männer da?«
»Natürlich nicht!« sagte sie ärgerlich.
Mehrere von Tarnas Männern saßen im Serail he r um. Sie trugen seidene Tuniken und waren behängt mit Schmuck. Sie schienen Hassan und mich seltsam zu finden. Einige machten einen ziemlich mürrischen Ei n druck. Heute hatte die Herrin keinen von ihnen für ihr abendliches Vergnügen erwählt. Einer der Männer ha t te sogar gesagt: »Ich bin doch wohl hübscher als er«, womit er mich meinte. Damit hatte er sicher nicht unrecht. Andererseits verfügten Hassan und ich über einen gewissen Vorteil – wir waren neu in der Ka s bah. Ich freute mich, daß Tarna mich für die Nacht ausg e sucht hatte. Der Serail der Kasbah war ganz nett – andererseits wollte ich nicht länger als nötig hie r bleiben.
»Ich verstehe nicht, wie es kommt, daß nicht ich, Ha s san, von der Herrin als erster erwählt wurde«, hatte mein Salzbruder bemerkt.
»Zweifellos bin ich der faszinierendere von uns be i den«, hatte ich erwidert.
»Für den Geschmack von Frauen gibt es keine ve r nünftige Erklärung«, bemerkte er.
»Das ist wohl wahr. Sie ist natürlich nur eine Skl a vin«, fuhr ich fort.
»Das stimmt, doch zugleich ist sie eine äußerst intell i gente junge Frau.«
»Richtig«, räumte ich ein. Die Sklavenmeister der K u rii, der Anderen, hatten es auf Mädchen abgesehen, die intelligent und zugleich sehr weiblich waren. Mädchen, die diese beiden Wesenszüge in sich vereinen, ergeben nach goreanischer Erfahrung die besten Sklavinnen. Die Goreaner
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