GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor
Kaufleute, die die Wettqu o ten für die Kaissaspiele ausgeben?« fragte ich einen Bu r schen aus Torvaldsland. Er trug das blonde Haar zu Zö p fen geflochten, war in eine struppige Felljacke gekleidet und kaute an einem Riesenstück Boskfleisch herum.
»Keine Ahnung«, sagte er. »Kaissa wird doch nur im Norden gespielt.«
»Vielen Dank, guter Mann«, sagte ich. Es stimmte, daß sich das Kaissa des Nordens in mancher Hinsicht vom Turnierkaissa unterschied, wie es im Süden gespielt wurde. Doch waren die Regeln sehr ähnlich. Kaissa gab es fast überall auf dem Planeten, in verschiedenen Fo r men, wenn auch eine gewisse Vereinheitlichung auf die Turnierregeln des Südens festzustellen war – Unterschi e de, die teilweise nur in der verschiedenen Bezeichnung von Spielsteinen bestanden hatten.
Der Mann aus Torvaldsland biß energisch ab. »Wo sind die Sklavenmärkte?« erkundigte er sich.
»Da gibt es viel Auswahl«, gab ich zurück. Auf dem Jahrmarkt von En'Kara konnte man in der Tat an vielen Orten öffentlich wie auch privat Sklaven kaufen. Auf dem Territorium dieser Jahrmärkte, die viermal im Jahr stattfinden, darf nicht gekämpft, getötet oder versklavt werden, doch im Hinblick auf den Handel mit mitg e brachten Waren gibt es keine Beschränkungen. Im G e genteil, eine Hauptfunktion dieser Veranstaltungen war es, den Handel mit Gütern aller Art zu erleichtern; dazu gehören natürlich auch die Sklaven. Selbstverständlich haben die Jahrmärkte noch so manchen anderen guten Zweck. Zum Beispiel finden hier viele Kastentreffen statt, außerdem werden Erfindungen und Forschungse r gebnisse ausgetauscht und veräußert. So können Physiker und Architekten und Handwerker zum Sardargebirge kommen und Ideen und Fertigungstechniken besprechen. Hier werden auch die Handelsvorschriften erweitert und vertieft. Hier werden Lieder vorgetragen und Gesang s dramen. Dichter und Musiker, Jongleure und Zauberer werben um die Aufmerksamkeit der Menge. Hier findet man kleine Hausierer ebenso wie mächtige Handelshe r ren. Die einen verkaufen billige Andenken, die anderen Schuldscheine großer Städte. Die Veranstaltung hilft z u gleich, die goreanische Sprache zu vereinheitlichen. Die Jahrmärkte sind außerdem neutraler Boden für so ma n che Auseinandersetzung. Angehörige verfeindeter Städte können hier unbesorgt zusammentreffen. Natürlich gibt es auch politische Intrigen und heimliche Verhandlungen aller Art. Nicht selten wird über Krieg und Frieden und damit zusammenhängende Verträge in Zelten auf dem Jahrmarktsgelände entschieden. Organisiert werden die Jahrmärkte von der Kaufmannskaste.
»Der nächste Markt«, sagte ich zu dem Mann aus To r valdsland und deutete in einen Gang zwischen Zelten und Buden, »ist etwa eine Viertel-Pasang entfernt, hinter den Buden der Teppichhändler. Der größte dagegen, die Plattformen der Sklavenschau und das große Verkauf s zelt, befinden sich links von dir, zwei Pasangs entfernt, hinter den Schmieden und Kettenhändlern.«
»Für einen Mann aus dem Süden äußerst du dich sehr klar«, gab er zurück und hielt mir den Boskschinken hin. Ich packte den Knochen mit beiden Händen und biß krä f tig ab. Seit meiner Ankunft am frühen Morgen hatte ich noch nichts zu mir genommen.
»Vielen Dank«, sagte ich.
»Ich heiße Oleg.«
»Man hat mich im Norden Jarl Rothaar genannt«, antwortete ich.
»Jarl!« rief er. »Verzeih mir. Das wußte ich nicht!«
»Das Fleisch ist gut.« Ich gab ihm den Knochen z u rück.
»Ich hab mit dir gekämpft«, sagte er, »im Lager der Ungeheuer. Einmal sah ich dich bei den Zelten Tho r gards aus Scagnar.«
»Ein guter Kampf.«
»Und ob!« rief er und schnalzte mit den Lippen.
»Herrscht Ruhe im Norden?« fragte ich. »Oder stiften die Kurii in Torvaldsland viel Unheil?«
»Nein«, sagte er. »Es gibt nur wenige Zwischenfälle. Der Norden ist ruhig.«
»Gut.« Die Kurii waren in Torvaldsland also nicht a k tiv. Sie waren von den Männern mit den hochgebauten Versammlungshäusern aus ihrem felsig-öden Land ve r trieben worden.
Er grinste mich an.
»Gute Jagd auf den Sklavenmärkten«, sagte ich.
»Ja, Jarl«, antwortete er grinsend und wandte sich dem nächsten Sklavenmarkt zu. Im Gehen warf er den großen Knochen zur Seite und wischte sich die Hände an der Jacke ab. Auf seiner Schulter hing die mächtige To r valdsland-Axt.
Es hatte in der Nacht geregnet, und die Straßen des Jahrmarkts waren verschlammt. Ich bog in eine feuchte Gasse
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