GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor
ein, an der Töpfer und Weber ihre Stände aufg e schlagen hatten. Ich nahm mir vor, mein Heil in der Str a ße der Münzen zu versuchen, wo die Buchmacher vie l leicht ihre Tische aufgestellt hatten.
Ich bog um die nächste Ecke.
»Kauft Silber aus Tharna!« rief ein Mann. »Das beste Silber auf ganz Gor.«
Er stand in einer Bude hinter einem Tresen. Wie in Tharna üblich, trug er zwei gelbe Schnüre als Gürtel, j e weils achtzehn Zoll lang. Im Hintergrund kniete eine nackte Sklavin.
Ich trat zur Seite, um einer Prozession der Kaste der Wissenden Platz zu machen. Die Kaste der Wissenden ist eine reiche Kaste. Mit Glockenklang und qualmenden Weihrauchgefäßen marschierten die Reihen der Männer an mir vorbei. Sie waren auf dem Weg zum Palisade n zaun. Der Wissende, der die Gruppe anführte, trug eine Standarte mit dem Zeichen der Priesterkönige, einem goldenen Kreis – ein Symbol ohne Anfang oder Ende, das Zeichen der Ewigkeit. Die Männer trugen weiße R o ben und hatten sich die Köpfe kahlgeschoren.
»Wo werden Wetten auf die Kaissaspiele angeno m men?« fragte ich den Silberhändler aus Tharna.
»Das weiß ich nicht.«
»Ich danke dir.« Gleich darauf wandte ich mich mit meiner Frage an einen kleinen Mann in der Kleidung der Lederarbeiter. An seiner Mütze trug er die Farben von Tabor.
»Das würde ich auch gern wissen«, gab er zurück.
»Bist du für Scormus aus Ar?«
»Und ob!«
Ich nickte und nahm mir vor, nach einem Kaufmann zu suchen, der zu den Organisatoren gehörte, oder mich an einem der Informationsstände zu erkundigen.
Wieder trat ich zur Seite. Durch den Gang zwischen den Zelten kamen vier Männer in der weiten Kleidung der Tahari. Sie waren verschleiert. Der erste führte eine gemächlich ausschreitende Sand-Kaiila am Zügel, auf der eine geschlossene seidene Kurdah-Sänfte festg e schnallt war. Die Männer hatten die Hände an den Gri f fen ihrer Krummschwerter. Ich wußte nicht, ob die Ku r dah eine hochstehende freie Frau enthielt oder vielleicht eine kostbare Sklavin, nackt und juwelenbehängt, die zu einem Privatverkauf gebracht wurde.
Zwei Angehörige der Wagenvölker gingen vorbei, dichtauf gefolgt von einem Mann in einer weiten turian i schen Robe. Auf dem Jahrmarkt herrscht wahrhaftig Waffenstillstand.
Gleich darauf kamen mir sechs junge Leute in weißer Kleidung entgegen. Ich wußte, was sie vorhatten: sie würden vor dem Palisadenzaun stehen und den gehei m nisvollen Bewohnern des Sardargebirges, den Priesterk ö nigen, ihre Ehrerbietung darbringen.
Von jedem jungen Goreaner wurde vor dem fünfun d zwanzigsten Lebensjahr eine solche Pilgerwanderung zum Sardargebirge erwartet, zur Ehre der Priesterkönige, der eigentlichen Herrscher von Gor. Die meisten haben damit keine Probleme, einige jedoch fallen Banditen und Sklavenhändlern in die Hände. Mehr als eine Schönheit, die eigentlich nur auf den Plattformen vor dem Gebirge hatte beten wollen, landete statt dessen als hilflos gefe s selte Sklavin auf den Auktionsblöcken dieses Jah r markts.
Neben mir kreischten bunte Vögel auf ihren Stangen. Sie wurden von Kaufleuten aus Schendi feilgeboten, die diese Tiere in den Regenwäldern des Landesinneren fi n gen. Die Männer trugen schwarze Gesichtsmasken und bunte Tuniken.
In der Menge bewegten sich zahlreiche Sklavinnen im Dienste ihrer Herren.
Ich verweilte einen Augenblick lang und verfolgte e i ne Puppenaufführung. Auf der Bühne stritten sich zwei Gestalten und droschen mit Knüppeln aufeinander ein.
Zwei Bauern schoben sich an mir vorbei. Sie trugen primitive knielange Tuniken aus der weißen Hurt-Wolle. In den Händen hielten sie Stäbe und über den Schultern Kornsäcke. Ein dritter Angehöriger der Kaste führte zwei Milch-Verr durch die Ladenstraße; offenbar hatte er die Tiere neu erworben.
Ich wandte mich wieder der Puppenbühne zu. Dort lief die Geschichte des Ubar und des Bauern ab. Die beiden, erschöpft von ihren Aufgaben, beschließen die Rollen zu wechseln. Natürlich erweist sich das für keinen der be i den als angenehm. Der Ubar muß feststellen, daß er den Bosk nicht lenken kann, während der Bauer entdeckt, daß auf den Steinen der Städte kein Korn wächst. Beide kö n nen aus ihrer Haut nicht heraus. Schließlich kehrt der Ubar dankbar auf seinen Thron zurück, während der Bauer dankbar seine Felder wiedersieht und noch Zeit zur Frühlingsaussaat hat. Bei seiner Rückkehr beginnen die Felder voller Freude zu singen. Goreaner lieben so l che
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