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GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor

GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor

Titel: GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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das Knistern der Fackeln an den Wänden vernehmen konnte.
    Plötzlich stieß Kliomenes zu, und ich parierte energisch, ohne ihn selbst treffen zu wollen.
    Weitere dreimal hieb er los, und dreimal wehrte ich den Stahl ab.
    An den Tischen entstand Gemurmel. Er war zu leicht abgewehrt worden. Zornig werdend, griff Kliomenes nun ernsthaft an. Drei oder vier Ehn lang hieb er wild auf mich ein. Schwitzend und voller Zorn senkte er schließlich sein Schwert. Absichtlich hatte ich energisch pariert, besonders in den letzten beiden Ehn. Beim Schwertkampf ist nicht nur Geschick vonnöten, man braucht auch Kraft – ein Umstand, der von vielen Laien nicht richtig verstanden wird. Die Anforderungen an die Kraft werden größer, je mehr sich die Auseinandersetzung in die Länge zieht. Man kann zwar eine Stahlklinge zur Seite ableiten, doch läßt sich das auch mit kräftigem Schwung machen, was dann einen zusätzlichen Kraftaufwand des Angreifers erfordert, seinen Stahl wieder in die Ausgangslage zu bringen. Um sich selbst zu schützen, muß er seine Klinge unter diesen Umständen durch einen größeren Bogen führen, und unter verstärktem Druck und mit größerem Tempo.
    »Offensichtlich kann dieser Mann nicht Jason aus Victoria sein«, sagte Policrates lächelnd.
    Zornig schob Kliomenes seine Klinge in die Scheide. Ich steckte meine Waffe ebenfalls wieder fort. Ich hatte jeden Versuch unterlassen, auf seinen Angriff einzugehen, und mich nur verteidigt. Auf diese Weise hatte ich das Risiko einer Blöße gemieden und war kaum in Gefahr gewesen, jedenfalls nicht in der kurzen Zeit des Kampfes. Natürlich ist es schwierig, einen Schwertkämpfer, der sowohl erfahren, als auch vorsichtig ist, zu treffen. Andererseits muß es über längere Zeit gefährlich sein, sich nur auf die Verteidigung zu verlassen. Zum einen könnte der Angreifer kühner werden und immer gefährlichere Attacken vortragen, unbeeinflußt von der Notwendigkeit, sich selbst zu schützen. Zweitens könnte natürlich die eigene Abwehr sich öffnen, besonders, wenn eine gewisse Zeit vergeht. Eine auch nur so geringe Unaufmerksamkeit konnte irreparable Schäden zur Folge haben. Wer sich nur auf die Verteidigung konzentriert und nicht selbst angreift, kann logischerweise nicht gewinnen – und dann muß er über kurz oder lang verlieren. Keine Mauer ist so dick, daß sie nicht eines Tages doch einbricht.
    Kliomenes kehrte an seinen Platz zurück, während ich den Tisch wieder zurechtschob und mich ebenfalls setzte.
    »Du scheinst erschöpft zu sein, Kliomenes«, bemerkte Policrates.
    »Ich wollte ihn nur auf die Probe stellen«, sagte Kliomenes, »und bestimmen, ob er sich mit dem Schwert auskennt.«
    »Und was ist dein Urteil?«
    »Sein Schwertgeschick scheint angemessen«, äußerte Kliomenes.
    »Den Eindruck hatte ich auch«, sagte Policrates lächelnd.
    Ich war ihm sehr dankbar, meinem Lehrer, Callimachus aus Port Cos. In den letzten Tagen hatten wir vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung und auch noch beim Lampenschein den Schwertkampf geübt. Er hatte mir Techniken eingedrillt und Erwartungshaltungen und Reflexe und Besorgnisse und taktische Überlegungen. Ich glaube nicht, daß ich mich allzu ungeschickt anstellte. Dennoch waren mir die Grenzen meiner Fähigkeiten nur allzu klar bewußt. Großes Geschick im Umgang mit dem Stahl läßt sich nicht so einfach anlernen, insbesondere wenn es um die ganz feinen Unterschiede und Aspekte und zusätzlichen Dimensionen geht, die den großen Meister ausmachen.
    »Ich wollte ihn nur auf die Probe stellen«, sagte Kliomenes, »ich wollte sehen, ob er das Schwert beherrscht. Töten wollte ich den Kurier Ragnar Voskjards nicht.«
    »Das weiß ich natürlich«, sagte Policrates lächelnd. »Musik!« forderte er. »Und eine neue Tänzerin und Bedienung! Das Fest soll weitergehen!«
    Die Musiker setzten ihr Spiel fort; die sinnliche, melodische, erregende wilde Musik Gors hallte von neuem durch den großen Raum.
    Ich nahm einen Vuloschenkel und biß hinein. Daß ich insgeheim erleichtert war, ließ ich mir nicht anmerken. Kliomenes sprach weiterhin zornig dem Wein zu. Eine neue Sklavin erschien auf der Tanzfläche und begann einen Peitschentanz vorzuführen. Wenig bekleidete Sklavinnen erschienen an den Tischen und servierten Speisen und Getränke. Ich ließ meinen Blick zwischen ihnen herumwandern. Miß Beverly Henderson sah ich nicht, dafür aber mehrere andere, die ich sehr gern mein eigen genannt hätte.
    »Wein, Herr?«

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