GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor
dunkle Haar auf meinen Körper fiel. Der enge Stahl an ihrem Hals blinkte. Dann spürte ich ihre Lippen.
»Oh!« rief ich. »Aii!« Und schrie meine Erniedrigung und Scham, meinen Zorn und meine Wonne hinaus.
Mein Blick ruhte auf Beverly. Ich kannte sie von der Erde. Für mich war sie das schönste und erregendste Mädchen, das ich je kennengelernt hatte. Auf der Erde hatte ich sie nie geküßt. Auf der Erde hatte ich kaum ihre Hand zu berühren gewagt. Hier auf Gor hatte sie mir höchste Freuden bereitet; als falscher Kurier Ragnar Voskjards hatte ich erfahren, daß sie eine echte Sklavin war. In diesem Augenblick konnte ich nur bedauern, daß ich sie nicht besaß. »Ich hasse dich«, flüsterte sie.
»Bringt ihn fort und kettet ihn an der Winde fest«, befahl Policrates. »Und wir wollen in seinem Interesse hoffen, daß dem Kurier Ragnar Voskjards nichts geschehen ist.«
Man löste meine Fesseln und schleppte mich aus dem Saal.
30
»Hör auf, uns etwas vorzumachen!« rief der Pirat. »Leg dich ins Zeug!«
»Ja, Kapitän!« antwortete ich, obwohl er das ganz bestimmt nicht war.
Die Peitsche klatschte mir auf den Rücken.
Schwitzend, Ketten tragend, stemmte ich die nackten Füße gegen die flachen Holzstege, die auf der großen Holzscheibe festgenagelt waren, auf der Tretplattform, die etwa fünf Fuß über dem eigentlichen Flußboden lag und um die Winde herumführte. Ich hörte, wie sich unterhalb der Plattform die Kette auf die Achse drehte. Das Tor wird mit Muskelkraft hochgezogen, unterstützt durch zwei schwere trommelähnliche Gewichte, die die Last zu einem Teil ausgleichen. Die Muskelkraft wird über Metallstangen oder Stempel auf die Winde übertragen, die wir, im Kreis gehend, in Betrieb hielten. Das Metalltor, schwerer als die faßähnlichen Gewichte, wird mit Schwerkraft heruntergelassen. Wenn es zu schließen ist, dient die Winde, gehalten von den Arbeitern, vorwiegend als Bremse und regelt das Tempo des Abstiegs. In Aufbau und Wirkung glich die Winde in etwa einem Gangspill.
Ich drückte gegen die schwere Metallstange, die beinahe fünf Zoll Durchmesser hatte und die wie eine Radspeiche im Schaft der Winde befestigt war. Über eine Kette, die an meinem Metallkragen endete, war ich an diesem Stempel festgemacht. So wurde ich an Ort und Stelle festgehalten. Auch an Armen und Beinen trug ich Ketten, die mir für die Füße etwa zwanzig Zoll Bewegungsfreiheit ließen und fünfundzwanzig für die Hände. Dieses Arrangement gilt als theoretisch guter Kompromiß zwischen der Sicherung eines Gefangenen und der Bewegungsfreiheit, die für eine wirkungsvolle Bedienung der Winde erforderlich ist.
»Stemmen!« brüllte der Pirat.
Wieder wurde ich von der Peitsche getroffen. Ich warf mich förmlich gegen den Stempel. Nun suchte sich die Peitsche ein anderes Ziel, gefolgt von einem Schmerzensschrei und dem Rasseln von Ketten, ausgelöst durch heftige Bewegungen. In die Nabe der Winde waren fünf große Stempel gesteckt. An jedem mühten sich fünf Männer, die wie ich angekettet waren. Die Stangen waren mittels eines Sicherungsnagels an der Winde festgemacht; sie ließen sich auch lösen und von den daran herumgeketteten Männern herumtragen.
»Schiebt, schiebt! Tempo!« rief der Pirat.
Wieder knallte die Peitsche.
Während sich die Winde langsam und knackend drehte, hörten wir seitlich über uns die schwingende Bewegung der mächtigen tonnenähnlichen Gegengewichte an ihren Ketten. Ohne diese Gegenlast hätten wir das Wassertor nicht heben können.
Und wieder spürte ich die Peitsche, ebenso wie meine Nachbarn. Der Pirat ging um uns herum.
Es ist dämmrig und ungelüftet in der Windenkammer. Während des Tages kann es hier sehr heiß werden. Meine Hände glitten über die Stange, dann fand ich wieder Halt. Nachts wird es manchmal sehr kalt. Es roch nach Ausscheidungen. Vielleicht wäre das alles weniger unangenehm gewesen, wenn die Wärter uns Kleidung zugestanden hätten.
»Arbeitet! Arbeitet!« rief der Pirat. Aber er schlug nicht mehr zu. Die Gewichte waren in Bewegung.
Es gibt wenig angenehme Abwechslung in der Windenkammer, einmal abgesehen vom Essen, Trinken und Träumen. An einer Wand – dort, wo man uns in den Arbeitspausen ruhen läßt –, befindet sich eine schmale Wasserrinne, die zweimal täglich aufgefüllt wird. Dort bekommen wir auch unsere Brotbrocken und Fleischfetzen und Früchte, normalerweise Abfall von den Piratenfesten. Wenn wir dann nachts trotz der Kälte
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