GOR-Zyklus 16 - Der Leibwächter von Gor
auf. Ringsum färbte sich das Wasser blutig. Der Tag war beinahe zu Ende. Hundert Meter entfernt stand ein Piratenschiff in Flammen. Eine Voskmöwe hatte sich auf das Wrackteil gesetzt, an dem ich mich vorher festgehalten hatte. Ich steckte mir das Messer wieder in den Mund und schwamm auf die Tam i ra zu.
8
Das Messer zwischen den Zähnen haltend, klammerte ich mich am Steuerbordruder der Tamira fest und kletterte vorsichtig daran empor. Das Gebilde war etwa acht Fuß lang. Schließlich stand ich mit den Füßen auf der breiten Ruderklinge und umfaßte den Schaft, der nach oben führte. Die geteerten Kabel, die etwa vier Zoll Durchmesser hatten, bewegten sich. Das Ruder ächzte. Ich blickte zu den Fenstern der Heckkabine hinüber. Sie waren schmal und hoch und bildeten ein Muster aus Scheiben und Holzstreben. Die Tamira war einmal ein reich verziertes Handelsschiff gewesen, eine Verkleidung, die ihr wohl auch jetzt noch bei ihrer Arbeit für Ragnar Voskjard nützte. Das respektheischende, vornehme Äußere täuschte über ihre finsteren Absichten hinweg. Ich stieg empor, sprang auf eine Schmuckleiste hinüber und klammerte mich fest. Gleich darauf stand ich neben dem Sims des Backbordfensters, seitlich an die Bordwand gepreßt, um von drinnen nicht gesehen zu werden. Dahinter mußte die Kabine von Kapitän Reginald liegen. Ich war sicher, daß ich das Gesuchte – oder eine Kopie davon – in dieser Kabine finden würde. Die Tamira bewegte sich in der Strömung. Ich legte den Kopf zur Seite und linste in die Kabine. In meinem Blickfeld stand ein Tisch, auf dem Seekarten lagen. Die Koje vermochte ich nicht auszumachen. Vermutlich war die Kabine leer. Sicher befand sich Reginald an Deck, vermutlich auf dem Vorderkastell, um den Fortgang der Schlacht zu überwachen. Für den Fall, daß er doch in der Kabine war oder sie sonstwie benutzt wurde, mußte ich schnell und ohne Vorwarnung eindringen, um im Notfall sofort zuschlagen zu können. Ich wischte mir das Messer am Oberschenkel ab. Für meine Pläne war es nicht unbedingt erforderlich, Reginald oder einen anderen möglichen Kabineninsassen zu verschonen.
Klirrend zerbarst das Fenster unter meinen Füßen, und ich landete in der Kabine.
Sie schrie und richtete sich im Bett in eine kniende Stellung auf. Geduckt stand ich zwischen ihr und der Tür.
»Wer bist du?« fragte sie.
Ich ging einige Schritte rückwärts, drehte mich um und versuchte die Tür zu öffnen. Wie erwartet, war das Mädchen eingeschlossen worden. Ohne den Blick von ihr zu wenden, legte ich von innen den schweren Riegelbalken vor, der links und rechts der Tür von metallenen Klammern gehalten wurde. Mit der Kette sicherte ich den Balken.
»Wer bist du?« fragte sie.
Sie war wohlgebaut, blond und blauäugig. Und sie trug einen Sklavenkragen.
»Ich werde schreien«, drohte sie.
»Tu das! Dann wirst du das Messer an deiner hübschen Kehle spüren.«
»Wer bist du?«
»Dein Herr!«
»Ich bin die Sklavin Reginalds, des Kapitäns der T a mira .«
»Dies ist Ragnar Voskjards Kundschafterschiff«, stellte ich fest.
»Vielleicht.«
»Warum bist du an Bord?«
»Es gefiel meinem Herrn, mich mitzunehmen.«
»Bist du auch für die Besatzung da?«
»Nur wenn ich meinem Herrn Reginald nicht gefalle.«
»Bemühst du dich, ihm zu gefallen?« fragte ich.
»Ja«, antwortete sie erschaudernd.
»Dieses Schiff«, sagte ich, »überfiel kürzlich hier auf dem Fluß das Handelsschiff Die Blume von Siba, und zwar zusammen mit der Telia, die befehligt wurde von Sirnak aus der Festung des Policrates.« Ich hatte dies in der Festung des Policrates erfahren. Die Beute war aufgeteilt worden, und zu dieser Beute hatte Florence gehört, eine gutgebaute Schönheit mit kastanienbraunem Haar, zuvor die Sklavin eines gewissen Miles aus Vonda.
»Mag sein«, antwortete sie.
»Dann sind also noch immer Gefangene von der Bl u me von Siba an Bord«, stellte ich fest.
»Möglich«, sagte sie. Die Art und Weise, wie sie antwortete, verriet mir, daß meine Vermutung zutraf. Außerdem offenbarten mir ihre Worte, was ich wirklich wissen wollte: daß nämlich die Tamira auf dem westlichen Vosk mit Voskjard zusammengetroffen war und nicht in seiner Festung. Hätte die Begegnung in der Festung stattgefunden, wären die Gefangenen vermutlich nicht mehr an Bord.
»Der Kapitän der Tamira ist ein wichtiger Mann«, fuhr ich fort, »und genießt das Vertrauen Ragnar Voskjards.«
»Ja«, sagte sie stolz.
Mir fiel ein,
Weitere Kostenlose Bücher