GOR-Zyklus 19 - Kajira von Gor
frei. Wahrscheinlich wollte er ihn zwischen den Zelten nicht herumstreunen lassen.
Ich suchte in der Dunkelheit hinter einem Zelt Schutz. Schon dreimal hatte ich vergeblich versucht, das Lager zu verlassen. Einmal war ich auf Spieß fallen und Drähte gestoßen, ein andermal auf einen tiefen Graben, jeweils von Wächtern mit Sleen bewacht. Die Sleen mußten mich gewittert und ihre Herren in meine Nähe geführt haben. Im Außenbereich des Lagers schien es vor Wächtern und Sleen nur so zu wimmeln. Die gründliche Bewachung war sicher damit zu erklären, daß man sich noch im Einzugsbereich von Corcyrus befand und eine gefangene Tatrix im Lager hatte, die in einem schwebenden Käfig sicher verwahrt war.
Ich hob den Blick und unterdrückte ein Aufstöhnen. Im Mondlicht sah ich den hängenden Käfig kaum hundert Meter entfernt. Bei dem angstvollen Hin und Her zwischen den Zelten war ich an den Ausgangspunkt meiner Flucht zurückgekehrt!
Ich kauerte mich in den Schatten. Zwei Männer gingen vorbei; aus ihrem Gespräch schloß ich, daß es sich um Köche handelte.
Rauschender Flügelschlag ließ mich zum Himmel blicken. Ein Tarn flog in Richtung Nordwesten. Unter ihm baumelte an einer langen Schnur ein Tarnkorb. Den Tarn kümmerten Sleen nicht, überlegte ich verbittert. Es war nicht der erste Tarnflug, den ich über dem Lager beobachten konnte.
Bisher hatte ich die beleuchteten Teile des Lagers gemieden; hier würde ich Kaufleute, Lieferanten und Sattler finden und die Vorrats- und Verköstigungsabteilung.
Dort waren zu viele Leute wach, die mich bestimmt entdecken würden.
Mit klopfendem Herzen begann ich gleichwohl den beiden Männern zu folgen, die eben an mir vorbeigekommen waren. Sie näherten sich der Mitte des Lagers.
»Was machst du hier, Dirne?« fragte ein Mann. Er war plötzlich zwischen den Zelten aufgetaucht und trug Geräte über der Schulter. Ich wich zurück. »Laß sie gehen!« sagte ein zweiter Mann, der im gleichen Moment aus einem Zelt kam. Auch er trug etwas über der Schulter. »Du siehst doch, es ist eine Sklavin, die zu ihrem Herrn zurückkehrt.« Ich eilte weiter. In der Dunkelheit war den beiden nicht aufgefallen, daß ich kein Brandzeichen und keinen Sklavenkragen trug.
Ich verharrte im Schatten eines Zeltes. Ich wußte nicht mehr, was ich tun sollte. Ringsum schien das Lager zum Leben zu erwachen.
»Ena!« rief ein Mädchen und lief los, um ein anderes einzuholen. Ich folgte den beiden unauffällig, die möglicherweise zu den Sklavengehegen unterwegs waren. Schließlich umging ich eine große Kochanlage. Hier roch es nach frisch gebackenem Brot und nach gebratenen Eiern und geröstetem Fleisch. Mit wachen Sinnen schlich ich zwischen Zelten hindurch und kroch manchmal auf Händen und Knien weiter.
Noch war es ziemlich dunkel. Hier und dort brannten erste Morgenfeuer. Die Monde waren untergegangen.
Entsetzt schrie ich auf. Ein fauchender Sleen sprang mich an, wurde aber von seiner Kette in Schach gehalten.
Ich setzte meinen Weg fort, durch schmale Täler zwischen Bergen von Säcken, durch Schluchten, die sich zwischen hoch aufgestapelten Kisten gebildet hatten.
Dann befand ich mich plötzlich in einer Sackgasse, die an einer steilen Kistenwand endete. Auch der nächste Durchgang war versperrt, und plötzlich ging mir auf, daß ich die Orientierung verloren hatte. Zwischen den Kisten gab es ab und zu schmale Spalten. Ich wußte nicht, wo ein Gang verlief oder wo lediglich einige Kisten fortgenommen worden waren. Mit der Faust hämmerte ich gegen einen Holzverschlag.
Plötzlich hörte ich keine zweihundert Meter entfernt einen Tarn schreien.
Gleichzeitig entdeckte ich weiter hinten eine Laterne, die sich langsam näherte.
Ich huschte durch eine Öffnung, erreichte eine Barriere aus Kisten und kauerte mich in ihrer Deckung nieder.
Der Lampenschein fiel auf die Kisten vor mir, zwei Männer leuchteten den Gang aus, den ich eben verlassen hatte.
»Sie ist hier entlang gelaufen«, sagte eine Stimme.
Dann gingen die beiden Männer weiter. Hastige Schritte waren zu hören. »Gleich haben wir dich, Tula, du kleiner Sleen!«
Bedrückt blickte ich zum Himmel auf. Der Himmel wurde langsam grau. Wahrscheinlich würde man den Käfig schon in wenigen Minuten herunterlassen und mein Fehlen bemerken.
Daraufhin würde man zweifellos das ganze Lager Zoll für Zoll durchkämmen, eine Suche, der ich nicht entrinnen konnte.
Meine Flucht war mißglückt.
Ich wartete noch eine Weile, ehe ich mich
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