GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
euch allen bekannt ist, diese wahre Dienerin unseres Hofs und unseres Staates, die liebliche Hofdame, meine vertrauensvolle, wunderschöne Agentin, den nächsten Teil der abendlichen Unterhaltung angekündigt hätte, denn der Triumph dieses Augenblicks gehört auf eine ganz besondere Weise ihr! Doch sie ist verhindert! Unglücklicherweise müssen wir, da sich der Abend nun dem Höhepunkt nähert, ohne sie fortfahren.«
Enttäuschte Rufe erschollen.
»Sollen wir noch länger warten?« fragte Belnar.
»Nein«, riefen einige der Gäste. »Weitermachen.«
»Holt die Truhe und stellt sie auf die Bühne«, befahl Belnar.
Ein paar Soldaten betraten den Saal. Sie trugen die große Truhe, die einst im Requisitenwagen von Boots Tarskstück gestanden hatte. In diesem Wagen bewahrte Boots alle möglichen Dinge auf, Souvenirs, Kostüme und Bühnenutensilien. Er transportierte dort auch die Gegenstände, die mit seinen Zauberkunststücken zu tun hatten. Es schien eine ganz gewöhnliche Truhe zu sein, und man konnte sie auch für diesen Zweck benutzen, wenn einem der Sinn danach stand. In dieser Truhe hatte man mich nach Brundisium gebracht; es war die Truhe, in der Lady Yanina mich als völlig hilflosen, in Ketten gelegten Gefangenen ihrem Ubar Belnar von Brundisium hatte übergeben wollen.
»In dieser Truhe liegt unserer Gnade ausgeliefert ein in Ketten gelegter Feind Brundisiums, ein hochmütiger Kerl, der es gewagt hat, unserem Thron zu mißfallen, ein Kapitän und Sklavenhändler aus Port Kar, von dem ihr vielleicht schon gehört habt, der angeblich so mächtige und gefürchtete Bosk aus Port Kar!«
An diesem Punkt von Belnars Ansprache setzte heftiger Applaus ein.
»Zur Strecke gebracht von unserer Lady Yanina!« rief Belnar.
Alles lachte.
»Nachdem er, wie man vielleicht erwähnen sollte, gewissen Männern irgendwie durch die Finger geschlüpft ist«, fügte Belnar hinzu und warf Flaminius einen gutmütigen Blick zu. Flaminius lächelte trocken, wie es sich gehörte. Gelächter erscholl. Er ballte die rechte Hand zur Faust. Es gab keinen Zweifel, dieser Abend würde für Lady Yanina zum Triumph werden. Sie hatte nicht nur über mich einen Sieg davongetragen, über einen Kerl namens Bosk, der aus einer anderen Stadt kam, nein, viel wichtiger war, daß sie auch ihren Rivalen Flaminius besiegt hatte. Mir fielen ihre Worte wieder ein, die sie mir in Boots' Lager entgegengeschleudert hatte. »Du wirst dafür sorgen, daß ich in Brundisium zu neuen Höhen der Macht aufsteigen werde!« Ich wußte noch immer nicht, warum ich für den Ubar Brundisiums von solchem Wert war.
»Ich bin zufrieden mit Lady Yanina!« rief Belnar den Gästen zu.
Alles applaudierte.
»Es ist meine Absicht, sie reich zu belohnen«, sagte Belnar. »Sie wird meine Großzügigkeit kennenlernen. Sie wird mit Gold, Macht, Privilegien und einem hohen Rang belohnt werden!«
»Belnar der Großzügige!« riefen einige Höflinge. »Belnar der Große!« Belnar senkte bescheiden den Kopf und winkte halbherzig ab. Das rief noch mehr Applaus hervor. Viele Männer hatten sich von ihren Plätzen erhoben. Ich gewann den Eindruck, daß Höflinge schnell bereit waren, jede Großzügigkeit ihres Herrn zu feiern. Flaminius enthielt sich jeder Beifallsbekundung. So großzügig Belnar auch mit jenen verfahren mochte, die ihm zu seiner Zufriedenheit dienten, bezweifelte ich doch keinen Augenblick lang, daß er jene, die ihn enttäuschten, mit entsprechender Gnadenlosigkeit bestrafte.
»Ich wünschte nur, Lady Yanina wäre hier, daß sie am Abend ihres Triumphs unter uns wäre.«
Die Höflinge gaben enttäuschtes Gemurmel von sich. Doch ich war davon überzeugt, daß es die meisten der Anwesenden vermutlich freute, daß die Lady Yanina nicht unter ihnen weilte. Schließlich war sie bloß ein Höfling unter vielen und stand deshalb sicher mit ihnen allen auf Kriegsfuß, nicht nur mit Flaminius. Es ist eine Sache, die Großzügigkeit eines Ubars zu preisen, und eine ganz andere, die Beförderung eines möglichen Konkurrenten mit von Herzen kommendem Enthusiasmus zu feiern. Belnar hatte offensichtlich sein Vergnügen an der Sache. Hätte Lady Yanina an seinem Tisch gesessen, hätte er diesen Augenblick des Triumphs teilen müssen; man konnte wohl davon ausgehen, daß er trotz seiner Absichten und Beteuerungen ihre Abwesenheit nicht sehr bedauerte.
»Öffnet die Truhe!« rief Belnar. »Soll Bosk aus Port Kar, hilflos und ein Narr, der sich von Lady Yanina gefangen nehmen
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