GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
»Vielleicht war es ein Raubüberfall.«
»Er ist gut gekleidet.«
»In seinem Geldbeutel waren goldene Stater aus Brundisium.«
»Das sind wertvolle Stater«, sagte Samos. »Sie haben ein gutes Gewicht.«
»Er wußte, daß ich Gold bei mir habe«, sagte ich. »Ich habe einem Zauberer eine goldene Tarnmünze gegeben.«
»Trotzdem hat es den Anschein, daß er kein Geld brauchte.«
»Das glaube ich auch nicht«, sagte ich. »Aber ein Raubüberfall ist die einzig vernünftige Erklärung.«
»Ich weiß nicht«, meinte Samos. »Vielleicht hast du ja recht.«
»Du klingst nicht überzeugt«, bemerkte ich.
»Mein Freund, Diebe tragen selten Gold bei sich.«
»Vielleicht hat er es heute abend gestohlen«, wandte ich ein.
»Es ist kein größerer Diebstahl gemeldet worden«, sagte Samos. »Und er trägt nicht die Kleidung eines verstohlenen Diebes, der sich lautlos bewegen muß.«
»Dieser Pavillon war geschlossen. Ich nehme nicht an, daß du ihn gemietet hast.«
»Nein«, sagte Samos.
»Henrius teilte mir mit, daß mich jemand hier erwarten werde.«
»War das, bevor dieser Kerl dein Gold gesehen hat?«
»Nein«, sagte ich. »Danach.«
»Vielleicht ist das die Erklärung«, sagte Samos.
»Das glaube ich nicht. Ich bin Henrius sofort nach der Vorstellung des Zauberers begegnet. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Verabredung mit dem Pavillon in der kurzen Zeit getroffen werden konnte.«
»Ich verstehe«, sagte Samos.
»Was hältst du also von der Sache?«
»Alles zusammengenommen deutet sie auf einen geplanten Hinterhalt hin, an dem dein Freund hier vermutlich beteiligt war.«
»Der Meinung bin ich auch«, sagte ich. »Du sprichst also von einem sorgfältig geplanten Raubüberfall?«
»Eigentlich nicht«, meinte Samos. »Bedenkt man die Indizien wie die Münzen im Geldbeutel, erscheint mir ein Raubüberfall doch sehr unwahrscheinlich.«
»Welchen Grund könnte er dann gehabt haben?« fragte ich.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Wer könnte deiner Meinung nach ein Attentat bestellt haben?«
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Warum wolltest du mich eigentlich sehen?«
Sein Gesicht verfinsterte sich.
»Du willst mit mir sprechen«, stellte ich fest.
»Ja.«
»Dann laß uns den Pavillon verlassen.«
»Nein«, sagte er. »Noch nicht. Ich muß mit dir unter vier Augen sprechen. Dieser Ort ist so gut wie jeder andere. Danach werden wir den Pavillon nacheinander verlassen. Es wäre zur Zeit nicht gut für uns, zusammen gesehen zu werden.«
»Warum nicht?« fragte ich.
»Es könnte Spione geben.«
»Spione der Kurii?«
»Nein, Spione der Priesterkönige.«
»Ich verstehe nicht«, sagte ich überrascht.
»Ich glaube, die Sardar haben neue Herrscher«, sagte er.
»Das ist schon möglich«, meinte ich und erinnerte ihn an die Geschichte Yngvars des Weitgereisten.
»Es ist noch gar nicht so lange her, daß ich zwei Botschaften der Sardar bekommen habe«, sagte Samos. »Die erste kam vor zehn Tagen, die zweite gestern.«
»Und worum ging es in diesen Botschaften?« wollte ich wissen.
»Sie befehlen die Festnahme eines Mannes, dem nachgesagt wird, er sei ein Feind der Priesterkönige.«
»Wer ist es? Vielleicht kann ich bei seiner Festnahme helfen«, sagte ich.
»Sein Name ist Tarl Cabot.«
»Das ist lächerlich!«
»Als vor ein paar Tagen die erste Botschaft eintraf, war ich davon überzeugt, daß es irgendwie einen ernsten Fehler gegeben hatte. Ich verlangte von den Sardar eine Bestätigung, und sei es nur, um Zeit zu gewinnen.«
»Kein Wunder, daß du bei meinem Besuch so verschlossen warst.«
»Ich wollte mit dir sprechen, wußte aber nicht, ob es richtig war. Schließlich kam ich dem Schluß, es sein zu lassen. Falls sich – wovon ich überzeugt war – die ganze Angelegenheit später als Irrtum herausstellen sollte, wäre kein Schaden entstanden, und wir hätten darüber lachen können.«
»Aber gestern«, sagte ich, »traf die Bestätigung ein.«
»Ja. Und der Befehl ist unmißverständlich.«
Ich sah ihn an. »Was wirst du tun? Ich bin unbewaffnet. Zweifellos warten draußen deine Männer.«
»Sei nicht albern«, sagte er. »Wir sind Freunde und haben gemeinsam mit blankgezogenen Klingen vor dem Feind gestanden. Ich verriete die Priesterkönige, bevor ich dich verriete.«
»Du bist ein tapferer Mann, wenn du das Risiko eingehst, den Zorn der Priesterkönige auf dich zu lenken.«
»Sie können mir schlimmstenfalls das Leben nehmen, und wenn ich meine Ehre verliere, wäre es
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