GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
jemand erwartete. Ich fragte mich, wer das wohl sein konnte. Vielleicht hatte es etwas mit Samos zu tun. Bei unserem letzten Beisammensein in seinem Haus war er sehr ausweichend gewesen. Der Unbekannte wollte mich in Pavillon siebzehn treffen. Ich drehte mich und ging neugierig in Richtung der Roten Pavillons. Die Roten Pavillons werden normalerweise von Sklavenhändlern aufgestellt, in ihnen können gute Kunden oder ihre Mittelsmänner die teurere Ware in Augenschein nehmen und ausprobieren. Für gewöhnlich werden sie in den Höfen der Sklavenhändler aufgestellt; zu besonderen Zeiten findet man sie auch auf Festen. Die Roten Pavillons auf dem Platz waren anläßlich des Karnevals aufgestellt worden. Sie dienten im Prinzip Werbezwecken und wurden von den verschiedenen Häusern der Sklavenhändler gestiftet, damit sich freie Männer vergnügen konnten. Das Haus von Samos zum Beispiel hatte die ersten fünf Pavillons gestellt, jeder komplett mit Einrichtung und einer reizenden Bewohnerin. In dem fünften Pavillon befand sich die Sklavin Rowena, wie ich gehört hatte. Samos wollte sie schnell ausbilden, denn er wollte sie, wie ich mich erinnerte, beim Jahrmarkt von En'Kara zusammen mit anderen verkaufen.
Ich ging die Pavillons ab, bis ich zu Nummer siebzehn kam. Bei den meisten Pavillons waren die Vorhänge zugezogen; die Stoffwände und die Vorhänge sind meistens undurchsichtig. Bei zwei Pavillons standen die Vorhänge einen Spaltbreit offen. In dem einen sah ich eine Sklavin, die sich in Ketten langsam vor einem Mann wand.
Merkwürdigerweise hatte der Pavillon Nummer siebzehn ein Schild angesteckt, auf dem Geschlossen stand. Der Vorhang war vorgezogen, schien aber nicht von innen festgemacht worden zu sein. Ich sah mich um. Ein paar Männer waren in der Nähe, einige mit Karnevalsmasken, aber keiner schien sich um diesen Pavillon zu kümmern. Ich wartete ein paar Augenblicke lang. Niemand trat auf mich zu. Andererseits sollte ich mich mit dem Unbekannten hier treffen, zumindest demzufolge, was man Henrius gesagt hatte. Ich fragte mich, wer ihn angesprochen hatte. Ob die Angelegenheit irgend etwas mit den Priesterkönigen zu tun hatte? Es schien alles sehr geheimnisvoll zu sein. Ein normales Treffen wäre doch sicher auf herkömmliche Weise in die Wege geleitet worden.
Ich schob den Vorhang beiseite und trat ein. Der Vorhang fiel hinter mir wieder zu. Eine kleine Tharlarionöl-Lampe erhellte das Innere des Pavillons. Er war von dem unbedeutenden Sklavenhändler Vart, dem ehemaligen Publius Quintus aus Ar, zur Verfügung gestellt worden. Vart war mir draußen nicht begegnet. Ich fragte mich, warum der Pavillon geschlossen war. Vielleicht hatte Vart ihn für eine Ahn oder länger vermietet. Vielleicht handelte es sich hier auch nur um ein Mißverständnis.
Auf dem großen weichen Kissen im hinteren Teil des Pavillons lag eine hübsche zierliche Frau, eine sinnliche Rothaarige. Sie lag ungewöhnlich reglos da. Ich trat zu ihr, kniete neben ihr nieder und legte die Fingerspitzen oberhalb des Sklavenkragens an ihren Hals. Sie lebte. Ich zog sie in eine sitzende Haltung, roch an ihrem Mund und berührte mit der Zungenspitze ganz vorsichtig ihre Lippen. Es war nichts zu schmecken. Am linken Mundwinkel war ein Fleck Ka-la-na-Wein. Zweifellos hatte man ihr Tassapulver verabreicht. Es hinterließ keine Spuren und wirkte schnell. Sie würde vermutlich noch Stunden schlafen. Die Lampe flackerte. Man hatte der Sklavin die Hände auf den Rücken gefesselt; ihre Fußgelenke waren ebenfalls über Kreuz gelegt und gefesselt worden. Die Riemen waren schmal, dunkel und saßen sehr straff. Ich legte das Mädchen wieder aufs Kissen.
Und warf mich zur Seite, um dem zupackenden linken Arm zu entgehen, der das Opfer für den kurzen, mit der rechten Hand niedrig geführten Messerstoß festhalten wollte – falls er nicht von oben nach dem Hals zielte, was allerdings kein Angreifer aus der Kaste der Attentäter oder Krieger getan hätte. Die kleine Tharlarionöl-Lampe war so hingestellt worden, daß der durch den Vorhang Eintretende keinen Schatten warf. Einem Krieger entgeht eine solche Kleinigkeit nicht. Ich hatte darauf geachtet, daß sich der Vorhang hinter mir wieder schloß und den Pavillon von der Außenwelt abschottete. Es ist schwer, den schweren Vorhang zu bewegen, ohne daß der Stoff raschelt oder die Ringe über die Haltestange schaben. Außerdem gerät die Luft innerhalb des Pavillons in Bewegung, wenn der Vorhang bewegt
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