GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
abgesperrt wurde. Er war wie ein kleines Zelt, das sich in einem großen Zelt befand. Sie befand sich in diesem Gemach, und ich sah sie undeutlich. Neben ihr stand eine kleine Lampe auf einem Ständer. Sie saß auf einem kurulischen Stuhl.
»Komm näher!« lud sie mich ein.
Ich schob den Stoff beiseite und ließ ihn hinter mir zurückfallen. Dann stand ich vor ihr in ihrem Privatgemach, nur ein paar Schritte von ihr entfernt. Auf dem Boden lagen Kissen und Seidenbahnen. Ich stand aufrecht da, mit verschränkten Armen, und betrachtete sie.
Die Luft roch eindeutig nach Parfüm.
»Du hast meine Erlaubnis zu knien«, sagte sie.
Ich sah sie bloß an.
»Draußen stehen genug Wachen«, erinnerte sie mich.
Ich kniete nieder und legte die Hände auf die Oberschenkel.
»Du hast breite Schultern«, sagte sie, »eine schmale Taille, kräftige Oberschenkel. Deine Hände sind groß und stark.«
Ich schwieg.
»Du bist ein großer, kräftiger, gutaussehender Bursche«, sagte sie. »Du hast etwas von einem Tier an dir. Wenn du nicht unter meiner völligen Herrschaft ständest, würde ich mich vielleicht etwas unbehaglich fühlen.«
»Du siehst mich im Nachteil«, sagte ich, »da du verschleiert und vollständig bekleidet bist.«
»Wenigstens riechst du nicht mehr nach Fisch.«
»Das ist richtig«, sagte ich.
»So haben wir dich und deine Kameraden aus Port Kar herausgeschmuggelt«, sagte sie. »Wir haben euch einen nach dem anderen betäubt zum Boot gebracht. Dort haben wir euch ausgezogen und an die Kette gelegt. Dann wurde jeder von euch in ein Faß mit gesalzenem Parsitfisch gesteckt; über euren Köpfen hatten die Fässer falsche Böden, die ebenfalls mit Parsits bedeckt wurden. Winzige Löcher in den Fässern sorgten für Atemluft. Dann wurden die Fässer versiegelt.«
»Die Entführung war schlau eingefädelt und ging schnell vonstatten«, bemerkte ich.
»Vielen Dank.«
»Bist du eine Sklavenhändlerin?«
»Nein«, lachte sie. »Obwohl ich mir vorstellen könnte, daß ich in diesem Beruf sehr erfolgreich gewesen wäre.«
Die meisten Sklavenhändlerinnen machen nicht bei der Sklavenjagd mit. Es ist einfach zu gefährlich für sie. Außerdem besteht immer die Gefahr, daß ihre Männer sie einfach zu dem Fang hinzufügen. Deshalb haben sich die meisten Sklavenhändlerinnen in den Städten niedergelassen, wo sie ihre eigenen Häuser führen. Hier kaufen und verkaufen sie Sklaven oder vermieten sie, bilden sie aus und dergleichen mehr. Statistisch gesehen gibt es auf Gor nur wenige Sklavenhändlerinnen. Die meisten goreanischen Frauen sind sehr attraktiv, und die meisten goreanischen Männer sind sehr stark. Deshalb ist es in einem Geschäft wie dem Sklavenhandel nicht ungewöhnlich, daß die Sklavenhändlerinnen früher oder später den Kragen am eigenen Hals spüren. Dann sind auch sie der Peitsche ausgeliefert.
»Ich bin nur die demütige Herrin eines kleinen Arbeitssklaventrupps«, sagte sie.
»Es ist doch sicherlich ungewöhnlich für eine Person in deinem Beruf, sich auf diese Weise Arbeitskräfte zu besorgen«, sagte ich.
»Das ist billiger, als sie zu kaufen.«
»Das ist zweifellos richtig«, mußte ich zugeben. Ich glaubte keinen Augenblick lang, daß diese Frau tatsächlich die Herrin eines Arbeitssklaventrupps war. Dafür gab es mehrere Gründe. Erstens üben nur sehr wenige Frauen eine derartige Tätigkeit aus. Zweitens schien sie nicht darin ausgebildet zu sein, mit Männern umzugehen. Zum Beispiel hätte ich sie in dieser Situation mühelos angreifen und töten oder zu meiner Gefangenen machen können, um sie als Faustpfand für eine Flucht zu benutzen. Drittens schien sie nicht die Härte einer Frau zu haben, die sich in einer solchen Stellung behauptet. Das Zelt zeigte in keiner Weise den Geschmack einer derartigen Frau. Ihre Kleider enthüllten Eitelkeit und eine Vorliebe für überschwenglichen Luxus, was auf einen Hang zur Zügellosigkeit und Prunksucht schließen ließ, ein ebenfalls unwahrscheinlicher Wesenszug für eine solche Frau. Es gab nur fünf Wächter, was eindeutig zu wenig war, um einen normalen Arbeitstrupp zu betreuen, allerdings nicht wegen des Zahlenverhältnisses, sondern der Notwendigkeit, Nachtwachen aufzustellen.
Eigentlich hatte sie auch gar keinen richtigen Arbeitstrupp, sondern nur fünfzehn Männer, die sie in Port Kar aufgegriffen hatte. Ein Arbeitssklaventrupp besteht gewöhnlich aus fünfzig bis hundert Männern; einige umfassen sogar fünfhundert bis tausend
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