GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
sie jetzt war. Dafür würde schon die Kette an ihrem Knöchel sorgen. Wie schön sie doch in ihren Ketten sind.
Ich schlüpfte aus dem Zelt.
»Laßt uns frei!« verlangte Boots Tarskstück, der mit an die Seiten gefesselten Armen in der Nähe des Lagerfeuers kniete.
Der Anführer der Straßenräuber, ein bärtiger Kerl, der sich ein Tuch um den Kopf gebunden hatte, hieb ihm mit dem Handrücken über den Mund. Das war unangemessen, denn Boots war ein freier Mann.
»Dein Benehmen ist erbärmlich«, stieß Boots hervor. »Ich bin Boots Tarskstück, Schauspieler, Theaterdirektor und Impresario. Zweifellos hast du von mir gehört. Ich bin kein Sklave. Ich verlange, höflich und respektvoll behandelt zu werden.«
»Soll ich ihm den Hals durchschneiden, Ho-Dan?« fragte einer der Räuber, packte Boots an den Haaren und riß ihm den Kopf in den Nacken.
»Noch nicht, Larius«, erwiderte der Mann namens Ho-Dan, der Anführer der Räuber. »Wo sind die Schlüssel zu den Fußketten deiner Schlampen?«
Boots grunzte, als sein Kopf noch weiter nach hinten gezogen wurde. Die Klinge drückte gegen die Haut seines Halses.
»Sie hängen an einem Nagel, direkt neben dem Türrahmen meines Wagens, es ist der rote Wagen mit dem roten Dach dort links.«
»Bringt die beiden Zeltschlampen gekettet her und setzt sie ans Feuer«, sagte Ho-Dan. »Dann werden wir sehen, ob sie es wert sind, mitgenommen zu werden oder nicht.«
»Was habt ihr mit uns vor?« fragte Boots.
Ich sah, wie die beiden Räuber einen Blick wechselten und sich angrinsten. Ein weiteres Bandenmitglied setzte sich in Bewegung und hielt auf Boots' Wagen zu, vermutlich um die Schlüssel für Rowenas und Binas Fußketten zu holen. Sicherlich würde man sie für ausreichend schön oder begehrenswert halten, um sie am Leben zu lassen.
»Das hier nennst du Geld?« fragte Ho-Dan und schüttelte den Münztopf unter Boots' Nase.
»Warum? Ja«, sagte Boots und sah in den Topf.
»Da ist ja höchstens ein Silbertarsk drin«, knurrte der Straßenräuber.
»Da muß ich dir recht geben«, sagte Boots. »Es ist eine klägliche Summe, nicht einmal wert, daß man sie mitnimmt. Laß sie da, wenn du willst.« Er zuckte zurück, aber der Räuber senkte die Hand wieder.
Der Kerl, der aufgebrochen war, um sich den Schlüssel zu holen, kam mit den beiden Mädchen zurück. Man hatte ihnen die Hände vor den Körper gefesselt, und zwar mit einem um die Taille geschlungenen Seil. Der Mann zerrte sie an den Haaren hinter sich her. Dann warf er sie neben dem Feuer zu Boden; sie kamen auf den Rücken im Staub zu liegen. Ho-Dan nahm einen brennenden Holzscheit aus dem Feuer, fuhr damit eine Handbreit über den Körpern der Mädchen auf und ab und musterte sie im flackernden Lichtschein. Er warf die Fackel zurück ins Feuer. »Wir werden sie behalten«, verkündete er.
Die Mädchen zitterten vor Erleichterung. Man hatte sie für gut befunden.
»Fesselt sie aneinander, kniend, den linken Knöchel an den rechten Knöchel, den rechten Knöchel an den linken Knöchel.«
Einen Augenblick später knieten die beiden Rücken an Rücken mit aneinandergefesselten Knöcheln im Staub.
»Wieviel Geld habt ihr?«
Boots schwieg.
Der Anführer der Straßenräuber sah zur anderen Seite des Feuers. Dort lagen die Mitglieder von Boots' Theatertruppe gefesselt auf dem Boden, der durchtriebene, bewegliche Chino, der etwas schwerfällige Lecchio, Petrucchio, der hochgewachsene, mißmutige ›Kapitän‹, und Publius Andronicus, der wohl berühmteste Schauspieler des Ensembles, sah man von dem unglaublichen Boots Tarskstück selbst ab. Ich hatte Publius Andronicus noch nicht auf der Bühne gesehen, ging aber davon aus, daß er sein Metier beherrschte. Er war von der Statur und dem Gesicht her ziemlich beeindruckend, und zwar auf eine gewichtige Weise, die an eine Gebirgskette erinnerte. Er gebot über eine tiefe Stimme, die er, wenn er wollte, wie Donnerhall erschallen ließ. Boots war recht beeindruckt von ihm. Anscheinend blieb er für Hauptrollen wie den tragischen Staatsmann oder den gequälten Poeten in Reserve. Meiner Meinung nach war er bei der falschen Theatertruppe, denn in Boots' Repertoire gab es, soweit ich es mitbekommen hatte, nur wenige derartige Rollen. Der Spieler, den alle das Ungeheuer nannten, lag, noch immer maskiert, gefesselt bei den Schauspielern.
»Nehmt euch, was ihr wollt«, sagte Boots. »Und dann geht.«
»Der da«, sagte der Anführer und zeigte auf Chino. »Tötet
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