GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
dürfen, nur um von diesem Ort wegzukommen.
»Was ist?« fragte der kleine Mann die Bestie.
»Sleen.« antwortete sie.
»Sind Männer dabei?« fragte der kleine Mann besorgt.
»Nein.«
»Dann ist es ein wilder Sleen.«
»Mittag ist vorbei«, mischte sich der Anführer der anderen Männer ein, »das ist recht spät für einen Sleen.«
Der Sleen ist eigentlich ein nachtaktives Tier.
»Er folgt vielleicht Tabuks Spur von letzter Nacht.« vermutete der kleine Mann.
Ich zog am Seil, mit dem meine Handgelenke gefesselt waren. Es war immer noch feucht, weil ich, während ich aus dem Brunnen gezogen wurde, damit geknebelt worden war. Ich wand mich auf meinen Knien, mein Hals war an das Geländer gebunden. Wenn dort draußen ein Sleen war, wären wir ihm völlig hilflos ausgeliefert. Wir könnten nicht einmal wegrennen. Es war, als wären wir auf eine Fleischbank gebunden.
»Wir sind erst in die Gegend gekommen, als es schon hell war.« bemerkte einer der Männer des bärtigen Anfüh rers.
Aus dieser Bemerkung schloss ich, dass es unwahr scheinlich war, dass das Tier hinter uns her war. Ein Sleen folgt gewöhnlich der ersten Spur, die es während der Jagd aufspürt, und bleibt dann hartnäckig auf ihr. Es gibt Erzäh lungen darüber, wie ein solches Tier einer Spur inmitten anderer Tiere oder Männer folgt und sich durch nichts ablenken lässt.
»Sleen greifen selten Gruppen an.« beruhigte sich der Bärtige. »Sie bevorzugen Einzeltiere.«
Nach dieser Bemerkung schöpfte ich wieder etwas Mut.
»Wir sollten die Frauen wegbringen.« sagte der Anfüh rer. »Wir sind schon zu lange an diesem Ort.«
Ich war erfreut, das zu hören. Selbst wenn ich eine freie Frau und nicht nur eine Sklavin gewesen wäre, ich hätte eifrig mitgemacht, auch wenn meine Glieder gefesselt blieben, hätte ich mein Hals für den Kragen vorgestreckt.
»Löst ihre Fußfesseln.« befahl der Anführer.
»Seht.« rief da einer der Begleiter des kleinen Mannes und zeigte über die Wiese.
Einer der zwei Männer des Anführers hatte sich gerade vorgebeugt, um die Knoten von Tupitas Fußfesseln zu lö sen, als er wegen dieses Ausrufs innehielt. Er richtete sich auf und schirmte seine Augen mit einer Hand ab. Zwei Bestien näherten sich, zweifellos die Begleiter derjenigen, die bei uns stand. Eine stieß einen Mann vor sich her. Die andere schleifte etwas hinter sich durch das Gras, einen Gür tel, an dem eine Scheide mit einem Schwert befestigt war.
»Nein!« schrie Tupita leidvoll auf.
Der Mann, der von der Bestie vorwärts gestoßen wurde, sah sie ärgerlich an. Ich wich ein wenig zurück, bis das Geländer hart gegen meinen Nacken drückte. Ich sah, wie er mich frustriert und hasserfüllt musterte.
»Was machst du hier?« fragte der kleine Mann den Gefangenen.
Er blieb stumm. Die Bestie hinter ihm gab ein Knurren von sich.
»Er sucht mich.« sagte Tupita kühn.
»Nein.« widersprach der Mann und sah sie an.
»Was dann? Was dann?« fragte der kleine Mann.
»Ich verfolgte dieses Ding.« sagte er und rieb sich den Arm, wo die Bestie ihn gepackt hatte.
»Er ist aus Pietro Vacchis Lager«, sagte der Anführer, »ich habe ihn dort vor zwei Tagen gesehen.«
»Ja«, bestätigte der kleine Mann, »ich habe ihn auch dort gesehen, da bin ich sicher.«
»Er ist einer von Vacchis Männern.« sagte einer der Begleiter des kleinen Mannes.
»Es müssen noch mehr von ihnen in der Nähe sein.« sagte der andere beunruhigt. »Sie suchen sicher nach den zwei Frauen.«
»Ich bin nicht in Pietro Vacchis Diensten.« widersprach der Mann.
»Wie bist du hierher gelangt?«
»Ich folgte dem da«, antwortete der Mann und wies auf die Bestie, »wie ich schon sagte.«
Die Bestie knurrte bedrohlich. Ich nehme an, es gefiel ihr nicht, dass ein Mann fähig sein könnte, ihr zu folgen.
»Bist du Jäger?« fragte einer der Männer des Bärtigen.
»In gewisser Weise schon.«
»Du bist ein mutiger Mann« bemerkte einer der Männer des Bärtigen, »solch einer Bestie zu folgen.«
»Ich war nicht an ihr interessiert.«
»Wieviele seid ihr?« fragte einer der Begleiter des kleinen Mannes.
»Ich bin allein.« antwortete er stolz.
»Was machst du hier?« fragte der kleine Mann noch einmal. »Was suchst du?«
»Ich suche das Blut einer Sklavin.« antwortete der Mann und betrachtete mich.
Ich senkte den Kopf. Tupita schluchzte auf.
Er hielt sich sicher schon für verloren. Anders war der Stolz und die Würde, mit der er sprach, nicht zu deuten. Er hatte alles
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