GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
Armbrustschützen versammelt hatten. Es war keiner zu sehen. Ein oder zwei Cosianer sahen aus, als dächten sie darüber nach, mir das Seil hinunter zu folgen, aber sie taten es nicht. Auf dem Schutthügel würden sie einen unsicheren Stand haben, und im Hof selbst liefen sie Gefahr, daß sie für einige Zeit von ihren Kameraden abgeschnitten waren. Schließlich konnte sich nur einer nach dem anderen an dem Seil herablassen. Alles in allem konnte ich ihnen ihr Zögern nicht verdenken.
»Gut gemacht«, sagte eine junge Stimme.
Ich drehte mich um. Es war der Armbrustschütze, mein Bote.
»Ich habe mir gedacht, daß das dein Plan ist, nachdem ich das Seil dort befestigen sollte«, sagte er.
Ich grinste. »Du bist ein schlauer Bursche.«
»Also habe ich deinen Abstieg gedeckt.«
Das war also noch ein Grund gewesen, warum mir niemand das Seil hinunter gefolgt war. Im Gegensatz zu mir hatten ihn die Cosianer auf dem Wehrgang gesehen. Sicher, er hatte nur noch einen Bolzen für seine Armbrust. Aber keiner hatte den Anfang machen wollen.
»Du bist ein tapferer junger Bursche«, sagte ich, »mit nur einem Schuß herzukommen.«
»Ich werde schon irgendwo Bolzen auftreiben«, sagte er.
»Danke.«
»Nicht der Rede wert«, sagte er.
Der Flaggenträger, mein anderer Bote, betrat den Hof. Er sah zum Wehrgang hoch. Die Cosianer verschwanden und eilten zu den Treppen.
»Die Zitadelle wird geräumt«, verkündete er.
»Wir werden uns in den Hafen zurückziehen«, sagte der Armbrustschütze. »Dort wird die letzte Schlacht stattfinden.«
»Wir haben ihnen einen guten Kampf geliefert«, meinte sein Freund.
»Der Meinung bin ich auch.«
»Ich möchte, daß ihr zu den Frauen und Kindern geht«, sagte ich.
»Wir würden lieber hier bei dir bleiben, Hauptmann«, sagte der Armbrustschütze.
»Die Frauen und Kinder werden euch brauchen«, sagte ich.
»Und du?«
»Ich will sehen, wie die Dinge am Zitadellentor stehen.«
Er hob die Armbrust zum Salut. Dann verschwanden die beiden durch ein Innenportal am anderen Ende des Hofes. Ich begab mich zu einem der kleineren Seitenportale und lief den sich anschließenden Korridor entlang bis in die Nähe des Haupttores. Das Tor, das ebenfalls in einen Hof führte, setzte sich aus einem Innen- und einem Außentor zusammen, zwischen denen sich ein überdachter, etwa zwölf Meter langer Gang erstreckte. Ich traf auf sich zurückziehende Verteidiger.
»Wir geben das Tor auf, Marsias«, sprach mich einer der Männer an. »Komm mit uns!«
Ich nickte. Erst danach begriff ich, daß er mich als Marsias angesprochen hatte, und mir fiel wieder ein, daß ich noch immer die Kapuze trug. Einer der Männer auf der Mauer hatte erkannt, daß ich eben nicht dieser Marsias war. Trotzdem waren sie alle meinem Befehl gefolgt.
Ich kam in dem geschlossenen Gang zwischen dem Innen- und dem Außentor heraus. Das untere Drittel des Außentores wurde von einem gewaltigen Hügel aus Sand, Felsen und allen möglichen sperrigen Dingen blockiert. Es war so gut wie unmöglich, den Rammbock in den schmalen Gang zu fahren.
An der Seite des Ganges saß Aemilianus auf einem Stein und hielt sich den Kopf. Er blutete. Männer aus allen Teilen der Zitadelle eilten an ihm vorbei, vermutlich auf dem Weg in den Hafen.
Plötzlich erscholl über unseren Köpfen ein berstendes Geräusch, als Holz zersplitterte, und dann schoß ein fast zwei Meter großer Kopf aus schwarzem Eisen, einem mythologischen Ungeheuer gleich, über den Rand des Schutthügels; er hatte an beiden Seiten gewundene Hörner und war einem ausgewachsenen Verrbock nachempfunden.
Ich hatte so ein Ding noch nie aus dieser Nähe gesehen. Ich zog das Schwert und eilte den Schutthügel hoch, um mir den Rammbock genau anzusehen, aber als ich näher kam, schwang er gefangen in seinem Rhythmus wieder zurück. Ich konnte durch das Loch undeutlich Gestalten ausmachen, die sich aufgeregt bewegten. Dann mußte ich mich auch schon zurückziehen und meine Augen schützen, denn der Riesenverr durchbrach das Tor erneut und schleuderte Holzsplitter durch die Luft. Er war keinen halben Meter von mir entfernt. Ich streckte die Hand aus und berührte ihn. Als er diesmal zurückschwang, blickte ich den langen Schaft entlang ins Innere des Unterstandes; der Rammbock hatte eine Länge von fünfzehn Metern und ruhte in zahlreichen Lederschlingen, er wurde mit Seilen von mindestens einhundert Männern bedient, die mit nacktem Oberkörper schweißgebadet im Schutz des
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