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GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Stangen, die das Gefährt vom Grund abstießen, waren vergoldet. Ein solches Schiff stellte einen verblüffenden, unzumutbaren Gegensatz zu dem erbärmlichen, verkommenen und zusammengewürfelten Rest der Flotte dar. Es gehörte nicht ins Delta, sondern in einen Kanal oder auf eine ruhige Wasserstraße.
    »Sie will dabeisein, wenn wir sie vernichten«, sagte ein Soldat.
    »Sie?«
    »Ina, eine Lady aus Ar.«
    »Ina«, wiederholte ich. »Könnte ein Sklavenname sein.«
    »Das ist aber keine Sklavin.«
    »Nein, allerdings nicht«, lachte ein anderer, vielleicht sogar etwas bedauernd.
    »Das ist Ina, eine Lady aus Ar«, erklärte der Soldat. »Sie gehört zum Stab von Saphronicus, eine politische Beobachterin, angeblich eine Vertraute von Lady Talena aus Ar; sie erstattet ihr Bericht.«
    »Wo ist Saphronicus' Barke?« fragte ich.
    »Die ist zweifellos irgendwo hinter uns.«
    »Zweifellos«, sagte ich.
    »Zieh jetzt endlich!« befahl Plenius.
    Ich stemmte mich wieder gegen das Seil und zog das mit Wasser vollgesogene Boot weiter.

6
     
     
    »Da will dich jemand sehen«, sagte Plenius.
    Die Cosianer waren angeblich noch immer irgendwo vor uns. So wie Saphronicus, der Kommandant, irgendwo hinter uns war.
    Ich blickte von dem Sand auf, auf dem ich zwischen zwei Pfosten angebunden lag, die Hände auf dem Rücken zusammengekettet.
    »Säubert ihn«, befahl ein Soldat, den ich bis jetzt noch nie zuvor gesehen hatte. Er trug das Abzeichen eines Adjutanten.
    »Kämmt sein Haar, wascht ihn. Aber schnell«, ergänzte sein Begleiter, ebenfalls ein mir unbekannter Soldat. »Er soll ordentlich aussehen.«
    Man löste meine Fußfesseln. Das Seil um meinen Hals wurde für den Augenblick, den sie brauchten, um mich auf die Knie zu ziehen, gelöst, um dann sofort wieder angelegt zu werden, diesmal meiner knienden Position angepaßt. Sand und Schlamm wurden von meinem Körper gewischt. Meine Hände blieben auf den Rücken gefesselt. Man kämmte mein Haar.
    »Soll er ein Lendentuch bekommen?« fragte Plenius.
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte der Adjutant.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Du sollst verhört werden«, antwortete er.
    »Ist er sicher gefesselt?« Ich war überrascht. Wie jeder, der diese Stimme hier im Delta gehört hätte. Es war eine Frauenstimme!
    »Das ist er, Lady«, sagte der Adjutant.
    Sie ging vorsichtig über den feuchten Sand, die in Pantoletten steckenden Füße machten tastende, angeekelte kleine Schritte. Die Schuhe waren vermutlich ziemlich teuer gewesen. Vermutlich wollte sie sie nicht beschädigen.
    Sie betrachtete mich.
    Sie war klein, und ihre Figur, die von dem schweren Stoff ihres Gewandes, das hier im Delta sowohl lächerlich wie auch unbequem aussah, verborgen wurde, schien recht mollig zu sein. Sie war verschleiert, wie es sich für eine goreanische Frau – vor allem eine von hohem gesellschaftlichen Rang – aus einer der großen Städte gehörte. In einigen Städten ist der Schleier für die freien Frauen durch das Gesetz vorgeschrieben, nicht zu vergessen durch Schicklichkeit und Etikette, so wie das Gesetz verbietet, daß Sklavinnen verschleiert gehen dürfen.
    »Zieht euch zurück«, befahl sie den Umstehenden. »Ich will ungestört mit ihm sprechen.«
    Plenius überprüfte die Handschellen und die Länge und Festigkeit der Leine um meinen Hals. Dann zog er sich mit den anderen zurück.
    Sie hob den Saum ihres Gewandes ein winziges Stück von dem feuchten Sand hoch und hielt den Stoff mit einer Hand fest. Sie wollte ihn wohl nicht beschmutzen. Sie wirkte hochmütig, unzufrieden, verachtungsvoll und verwöhnt. Zweifellos gab es andere Orte, an denen sie lieber als im Delta gewesen wäre, so wie die Arkaden und Basare von Ar. Ich konnte die Spitzen der bestickten Pantoletten sehen.
    »Weißt du, wer ich bin?« fragte sie.
    Ich blickte an ihr vorbei, über die Fackeln hinaus. Da ich nun kniete, konnte ich die purpurne und vergoldete Barke sehen, die mit der goldenen Kabine und dem goldenen Netz.
    »Weißt du, wer ich bin?«
    Mir entging nicht, daß sie den Saum des Gewandes kaum mehr als einen Hort hob, kaum genug, um ihn vom Sand zu heben. Die Soldaten von Ar, alles Berufssoldaten, unterlagen einer strengen und genauen Disziplin. Doch ich vermutete, daß sie schlau genug war, ihnen nicht ihre Fußknöchel zu zeigen. Schließlich waren es alles Männer, goreanische Männer, die schon lange keine Frau mehr gehabt hatten.
    »Ich bin Ina, eine Lady aus Ar«, sagte sie, »und gehöre zum Stab

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