GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor
töten, daher ist es unwahrscheinlich, daß sie auf Flöße klettern. Manchmal paddeln die Rencebauern in ihren leichten Gefährten mitten durch sie hindurch. Sie klettern auch nicht auf die Renceinseln. Und sollte dies doch einmal vorkommen, können Kinder sie mit Stöcken vertreiben. Etwas anderes ist es jedoch, wenn eine der Echsen einmal Menschenfleisch gefressen hat; nähert sie sich einem Renceboot oder will sie auf eine Renceinsel steigen, droht höchste Gefahr. Für gewöhnlich erlegen die Bauern ein solches Tier, da es eine Bedrohung darstellt.
Ich tauchte immer wieder unter, um meinen Kopf und die Reste der Sklavenhaube von den Fliegen zu befreien. Tief innerhalb der Schilfansammlung befanden sich spürbar weniger Fliegen.
Dann kam der Knebel an die Reihe. Ich zwang das Halteband über den Vorsprung und zerrte, so hart ich konnte, wobei ich das Floß mehr als nur einmal zur Hälfte untertauchte. Es gelang mir, das Band einen Viertelhort zu lockern. Dann drückte ich mit einiger Zungenarbeit das Tuch aus dem Mund. Ich warf den Kopf in den Nacken und atmete tief ein; jetzt lag nur noch das Halteband über meinen Zähnen. Ich konnte froh sein, daß sie keinen Eisen- und Lederknebel benutzt hatten. Ein solcher Knebel besteht aus zusammengenähten Lederstücken, die von einem Eisenband an Ort und Stelle gehalten werden; dieses wird im Nacken verschlossen und verhindert jede Manipulation. Es sind auch Modelle in Gebrauch, bei denen der eingeführte Knebel aus einer lederüberzogenen Eisenkugel besteht, in die ein Eisenreifen hineinmontiert wurde. Eine Mechanik aus gezahnten Sperrstangen und -haken erlaubt, daß man ihn an die jeweils benötigte Größe anpassen kann. Es gibt zwei Größen, für Männer und für Frauen. Der Vorteil dieser Art von Knebel liegt darin, daß der Gefangene ihn selbst mit freien Händen nicht entfernen kann. Wie man sich sicher denken kann, werden die kleineren Schloßknebel weitaus häufiger benutzt, und dann so gut wie nie bei Männern, sondern bei Sklavinnen. So kann ihr Herr über ihre Hände verfügen, sie arbeiten oder ihn erfreuen lassen, muß sie aber nicht sprechen hören, wenn er nicht will.
Mit einigen Schwierigkeiten kletterte ich auf das Floß und zerrte mit meinen aneinandergeketteten und an der Taille festgebundenen Händen das Geschirr ebenfalls hinauf.
Der Stich einer Fliege hätte mich beinahe aufschreien lassen.
Da ich die Hände vor dem Körper hatte, gelang es mir, das Geschirr von dem Floß zu lösen. Gefesselt wie ich war konnte ich mich selbst jedoch nicht davon befreien. Aber wenigstens konnte ich jetzt das Floß verlassen. Ich war nicht länger daran gefesselt, ich war kein Zugochse für Ar mehr. Trotz der Handschellen verfügte ich wieder über eine gewisse Beweglichkeit. Ich kniete auf dem Floß und fühlte mich großartig.
Ich blickte mich um. Um mich herum gab es nichts anderes als Rence. Ich zerrte an dem Riemen um meinem Leib, der die Handschellen hielt. Ich war noch immer nackt und ziemlich hilflos. Auch ein zweiter Versuch erwies sich als fruchtlos: ich konnte den Riemen nicht zerreißen. Er war sehr stabil. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, es mit den Eisenmanschetten zu versuchen, aber dabei würde der Riemen schmerzhaft in meinen Rücken schneiden. Ich wollte keine offenen Wunden dem Sumpfwasser aussetzen, wenn es sich vermeiden ließ. Bei vielen der Soldaten hatten sich die Wunden entzündet, selbst wenn es sich nur um geringfügige Verletzungen wie Schnitte von den Rencehalmen handelte. Diese Entzündungen hatten die Strapazen und Härten des Deltas nur noch verstärkt. Ich kroch zur Seite des Floßes und schob den Riemen über einen der unregelmäßigen Holzvorsprünge. Dann griff ich mit beiden Händen zu und bewegte ihn mit wohldosierten kleinen Bewegungen vor und zurück. Wenige Ehn später ging er entzwei, und ich streckte die Arme aus. Ein großartiges Gefühl.
Ich riß die Handgelenke auseinander. Die kurze Kette dazwischen stoppte sie fast sofort. Meine Bewegungsfreiheit war auf wenige Zentimeter beschränkt. Die mittlerweile angerosteten Kettenglieder erfüllten noch immer ihren Zweck. Trotzdem hätte ich jubeln können. Auch ein auf diese Weise gefesselter Mann kann gefährlich sein.
Ich entfernte das Halteband des Knebels. Die Männer von Ar rechneten zweifellos damit, daß ich tiefer in den Sumpf floh. Ich hatte das auch durchaus vor. Aber da waren noch vorher ein paar Dinge zu erledigen; es galt, einen Schlüssel zu finden.
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