GOR-Zyklus 25 - Die Zauberer von Gor
geringste verstanden.«
Er schnaubte. »Manche Leute sind so oberflächlich!«
»Aber vielleicht hast du ja recht«, räumte ich ein. »Vielleicht hat sich ja tatsächlich etwas in Ar verändert.«
»Ganz bestimmt!« sagte er und betrachtete ein Mädchen.
»Bleib stehen, Frau!« befahl ich.
Die Sklavin gehorchte.
»Sie ist nicht die erste, die du in letzter Zeit gesehen hast.«
»Nein«, sagte ich. Die Sklavin wollte niederknien, aber ich schüttelte den Kopf. Marcus und ich gingen um sie herum.
»Sieh nur die Kürze ihrer Tunika«, sagte Marcus. »Der tiefe Ausschnitt, der ärmellose Schnitt.«
»Ja«, sagte ich.
Das Mädchen errötete.
»Das ist ein Zeichen, daß die Männlichkeit der Männer Ars wiedererstarkt.«
»Allerdings.«
»Dir ist sicher nicht entgangen, daß in letzter Zeit viele Sklavinnen leichter gekleidet sind als zuvor.«
»Nein, natürlich nicht.«
»Ich finde es offensichtlich, daß die Bürger ihre Männlichkeit zurückerobern«, sagte er. »Sie werden wieder gefährlicher.«
»Ja.«
Ein paar Wochen zuvor hatte es Gerüchte gegeben, das Ubarat wolle die Männlichkeit der Bürger von Ar beschneiden und unterdrücken. Das geschah unter dem Deckmantel einer Kleiderordnung, die die Zurschaustellung der Sklavinnen einschränken und nur die erste einer Reihe von geplanten Maßnahmen sein sollte. Es war die Rede davon, allen Sklaven größeren ›Respekt‹ entgegenzubringen und dergleichen mehr. Natürlich sollten die Bürger damit nur noch weiter unterdrückt, ja, kastriert werden. Aber dieser vorsichtige Versuch war auf einen derart verbissenen Widerstand gestoßen, daß man ihn sofort zurückgezogen hatte. Tatsächlich war auf den Anschlagtafeln sogar ein Aufruf der Ubara erschienen, daß Sklavinnen ihren Herren gehorchen sollten. Dieser Rückzieher war vernünftig gewesen. Die Männer von Ar wären bestimmt eher gestorben als auch noch die letzten, von der Natur vorgegebenen Reste ihrer Männlichkeit aufzugeben.
»Sicher werden den Cosianern die Veränderungen nicht entgehen«, sagte Marcus, als wir die Sklavin entließen und weitergingen. »Ich habe gehört, daß es unter den Jugendlichen zu Kämpfen gekommen ist. Diese Banden, die sich ›Cosianer‹ nennen und alles Cosische nachahmen, werden von anderen mit so farbigen Namen wie ›die Larls‹ oder ›die Ubars‹ überfallen.«
»Das habe ich auch gehört.«
»Interessanterweise hat es den Anschein, daß einige der Jungen, die sich früher als ›Cosianer‹ gaben, jetzt ganz andere Farben und Haarschnitte tragen, und zwar solche, die man den aus dem Delta zurückgekehrten Veteranen zuschreibt.«
Ich nickte. Das war mir ebenfalls nicht verborgen geblieben. Dabei konnte ich mich noch genau daran erinnern, wie diese Veteranen vor Monaten in der Stadt nicht willkommen gewesen waren. Trotz der Strapazen und Entbehrungen, die sie im Namen ihrer Heimstadt auf sich genommen hatten, hatte man sie verachtet. Man hatte sie beleidigt, angespuckt und lächerlich gemacht. Gefühle, die man besser für den Feind aufgespart hätte, ließ man an den eigenen Brüdern aus. Einige Bürger hatten sie als Versager beschimpft, als besiegte Narren, die sich oben im Norden hatten dezimieren und demütigen lassen, als Männer, die es gewagt hatten, ohne die Krone des Sieges in das stolze Ar zurückzukehren. Es wäre besser gewesen, sagte man, sie wären alle im Sumpf gestorben, anstatt in Schande nach Hause zurückzukehren. Aber die das sagten, waren nicht im Delta dabeigewesen oder hatten je eine Waffe in der Hand gehalten. Andere, die sich die politischen Täuschungsmanöver von Cos zu eigen gemacht hatten, hatten die Veteranen als potentielle Kriminelle sowie als imperialistische Kriegstreiber beschimpft, als entsprächen Cos' Bestrebungen nicht denen Ars. Viele Männer waren verwirrt und verbittert. Hatten sie dafür ihre Pflicht getan, war das die Belohnung für das, was sie im Delta hatten aushalten müssen: Tharlarion, Insekten, Hunger, die Pfeile der Rencebauern, die Klingen von Cos?
»Einige dieser Kerle, ob nun die einstigen ›Cosianer‹ oder die anderen, sind anscheinend immer noch die reinsten Wandalen, aber andere beschatten cosische Patrouillen, verfolgen Truppenbewegungen und zeichnen die Runden der Wächter auf, um der Deltabrigade Bericht zu erstatten.«
»Wenn das stimmt, ist es ein gefährliches Spiel für die Jungen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ihre Jugend die Cosianer davon abhalten würde, sie zu pfählen oder zu
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