Gordon
aus.
Er nahm meine Beine zwischen seine Knie und presste sie fest zusammen.
Er sagte: »Und als Sie O’Teague endlich zu fassen bekamen, wollten Sie ihn nicht wieder loslassen. Mittlerweile wussten Sie zwar, dass er ein Schwätzer und ein Schwindler war, aber er passte doch so schön, nicht wahr? Der große Unbekannte, den Sie jetzt endlich gefunden hatten. Warum haben Sie ihn vor mir geheim gehalten? Warum hatten Sie eine solche Angst, dass ich von ihm erfahren könnte? ›Ein Mann, den ich zufällig kenne.‹ Einfach so. Was hatten Sie zu verbergen? Sie schlafen nicht einmal mit ihm. Aber er ist ein solcher Scharlatan, dass er einer Betrachtung bei Tageslicht nicht standhalten würde.«
Ich hatte versucht, mein Gesicht vor seinem Blick zu verbergen, und da ich mich nicht aus seiner Umklammerung losreißen konnte, legte ich den Kopf auf seine Knie.
»Morgen können Sie ins Delmain’s gehen«, sagte er, »und übermorgen auch.«
Ich schüttelte den Kopf und sagte, das Gesicht an seinen Hosenbeinen, mit undeutlicher Stimme: »Nein, ich kann nicht. Ich könnte es nicht ertragen.«
Er sagte: »Mein süßes Kind. Sie wissen gar nicht, welche Freude Sie mir bereiten. Jetzt dürfen Sie aufstehen. Wir gehen aus. Aber gehen Sie erst lu-lu machen.«
Es war Anfang Oktober, als ich beschloss, bei einem Schneider in einer Querstraße der Bond Street ein Kostüm in Auftrag zu geben – einem von den Schneidern, über die es heißt: »Wenn du ihn fragst, wie viel es kosten wird, kannst du ihn dir nicht leisten.« Ich konnte ihn mir nicht leisten, und dennoch tat ich es. Ich war so unendlich erleichtert, dass Gordon Derek O’Teague erledigt hatte – und dazu auch noch, ohne sich dabei über mich zu ärgern –, dass mir nach etwas Verschwendung zumute war.
Es muss ungefähr um diese Zeit gewesen sein – als ich seit rund vier Monaten seine Mätresse war –, dass Gordon anfing, sich auf eine neue Weise für mein »Lu-lu- Machen« zu interessieren.
Seit der ersten Nacht, die ich bei ihm am Portman Square verbracht hatte, hatte er nicht aufgehört, mich daran zu erinnern und mir zu sagen, es sei jetzt Zeit, auf die Toilette zu gehen.
Jetzt aber fing er bei solchen Gelegenheiten regelmäßig ein Gespräch mit mir an, und wenn ich ins Bad ging, folgte er mir, blieb vor der offenen Tür stehen und beobachtete mich, während er weiterredete, so als läge ihm daran, dass das Gespräch nicht unterbrochen wurde.
Als er dann nicht einmal mehr an der Tür Halt machte, sondern mir ins Badezimmer folgen wollte, stoppte ich ihn mit den Worten: »Sie dürfen nicht mit hinein.«
Er lehnte den Kopf an den Türpfosten, hämmerte mit den Fäusten gegen die Wand und stöhnte: »Sie wollen mich schon wieder bestrafen! Immer wollen Sie mich bestrafen!«
Sein Theater amüsierte mich, wie immer, zutiefst, und ich lachte.
Aber das nächste Mal kam er mit mir hinein und stellte sich vor mich hin, während ich mich setzte.
Danach unternahm ich noch ein paar weitere Versuche, ihn von dieser neuen Angewohnheit abzubringen, aber er blieb eisern. So gewöhnte ich mich daran, ihn da vor mir zu haben und von ihm aufmerksam beobachtet zu werden. Sein Interesse wuchs noch weiter. Er begnügte sich nicht mehr damit, mich zu beobachten, er fing an, seine Beobachtungen zu kommentieren. Anfangs tat er das nur, solange wir im Badezimmer waren; später wurde dies zu einem Thema, auf das er immer wieder zurückkam, etwa wenn wir auf dem Weg in einen Pub die Straße entlanggingen.
Er machte Bemerkungen wie: »Warum müssen Sie es wie ein Pferd machen, in einem einzigen dicken Strahl? Es ist so ordinär. Ich glaube, ich sollte Ihnen einen Knopf einpassen, dann würden Sie es zierlicher machen, in vier einzelnen Bächlein.« Oder: »Warum hetzen Sie sich damit immer so ab? Sie versuchen, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Warum tun Sie es nicht lieblicher, anmutiger und mit der Vornehmheit der Muße?«
Dies kränkte mich nicht. Ich war mir sicher, dass ich diese Körperfunktion nicht anders verrichtete als andere Frauen auch. Wohl aber beobachtete ich Gordons Manie mit Unbehagen. Er war offensichtlich fasziniert und bezaubert von der Weise, wie ich es machte. Andererseits bemühte er sich, seine Bezauberung dadurch zu verbergen, dass er seine Kommentare in einem distanziert-humoristischen Ton vorbrachte, als sei er sich vollkommen dessen bewusst, wie absurd sie waren, als gebe er diese bizarren Einfälle einzig zu dem Zweck von sich, mich
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