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Gordon

Gordon

Titel: Gordon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Templeton
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vielleicht zwei Minuten, um seine Befriedigung zu erreichen, noch weniger als seinerzeit, als er mich auf der Gartenbank genommen hatte.
    Als er von mir abließ, richtete er sich sofort wieder auf, kehrte mir den Rücken zu und begann im Hof auf und ab zu gehen.
    Ich hob meine Handtasche auf und ordnete meine Kleidung, während er, die Augen auf die zerklüftete Silhouette des Schornsteinstarrenden Daches gerichtet, wie ein Tourist, der Sehenswürdigkeiten bewundert, ziellos umherschlenderte.
    Ich blieb in meiner Ecke stehen, bis er zufällig an mir vorbeikam.
    »Sollen wir gehen?«, fragte er und unterbrach seinen Rundgang.
    »Ja«, sagte ich.
    »Ihr Wunsch ist mir Befehl, mein süßes Kind.«
    Wir schritten langsam unter den Torbogen, durch die Passage und hinaus auf den Bürgersteig.
    Nachdem wir gute zehn Minuten lang schweigend an einer Bushaltestelle in der Regent’s Street gewartet hatten, verlor er die Geduld und hielt ein Taxi an. Bei ihm angelangt, folgte ich ihm, unschlüssig, was ich tun sollte, ins Zimmer, ohne den Mantel auszuziehen.
    »Ziehen Sie sich aus, und legen Sie sich hin«, sagte er.
    Zu meiner Überraschung waren meine Sachen nicht so verschmutzt, wie ich erwartet hatte. Nur der Saum meines Mantels war an einer Stelle verdreckt, und meine Strümpfe hatten Laufmaschen. An einem Bein meines Schlüpfers war das Gummiband gerissen, und ich hatte die Metallschließe eines Strumpfhalters verloren. Meine schwarzen Samthandschuhe hatte ich allerdings noch. Ich fand sie, säuberlich zusammengefaltet, in einer Tasche meines Mantels. Ich musste sie da hineingesteckt haben, bevor ich mich hingehockt hatte. In mir ging nicht das Geringste vor.
    Alles, was ich in der Hinsicht zuwege brachte, war, mir zum Besitz meiner Handschuhe zu gratulieren und mich darüber zu freuen, dass ich nicht meinen geliebten lockigen weißen Lammfellmantel angehabt hatte.
    »Darf ich in die Badewanne gehen?«, fragte ich, während ich mich auf das Sofa setzte.
    Bislang hatte ich in Gordons Wohnung noch nie gebadet, weil er mir nie erlaubte, mich zwischen den Schenkeln zu waschen.
    »Nein«, sagte er, »Sie wollen mich meines Eigentums berauben. Sie können sich die Hände waschen, aber sonst nichts. Lassen Sie die Badezimmertür offen, so dass ich Sie sehen kann.«
    Als ich zurückkam, befahl er mir, ins Bett zu gehen.
    Ich legte mich gehorsam hin, und als er mich auf seine langsame, gleichmäßige, unerbittliche Weise nahm, ließ er mich vor Seligkeit aufschreien, und ich empfing ihn seufzend und zitternd.
    Anschließend blieb ich ausgebreitet und mit geschlossenen Augen liegen, und er zog mir die Nadeln aus dem Haar und legte sie auf den Nachttisch und löste meine Flechten auf.
    »Sie müssen ein paar Ihrer Messer und Dolche verloren haben, mein armes Kind«, bemerkte er, »es sind nicht so viele wie sonst.«
    Ich entgegnete nichts.
    Er sagte: »Wir sollten morgen wieder dahin und danach suchen. Was meinen Sie?«
    Ich rief: »Nein, ich will nicht wieder auf den Friedhof!«
    »Warum erinnerte es Sie an einen Friedhof?«, fragte er. »Nein, drehen Sie den Kopf nicht weg. Ich will Ihnen die Haare aufmachen.«
    »Weiß der Himmel«, sagte ich, »ich habe es einfach nur so dahingesagt, ohne nachzudenken.«
    »Dann reden Sie weiter, ohne nachzudenken«, sagte er. »Halten Sie den Kopf still, mein armes Kind. Warum kam es Ihnen da so vor wie auf dem Friedhof?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich. »Das lag wahrscheinlich an all dem Müll und Schutt. Wie ein Friedhof voll zerbrochener Knochen.«
    Er sagte: »Haben Sie schon einmal einen Friedhof gesehen, auf dem zerbrochene Knochen herumlagen?«
    »Nein, Friedhöfe sind immer schön aufgeräumt und gepflegt«, sagte ich.
    »Warum tischen Sie mir dann diesen Unsinn auf?«, fragte er. »Hören Sie auf, vor mir wegzulaufen. Warum war es wie ein Friedhof?«
    »Weil es so schlüpfrig und matschig war«, sagte ich. »Wenn man auf Nacktschnecken träte, würde es sich widerlich anfühlen, und genauso war es.«
    »Das stimmt«, sagte er, »weiter.«
    Ich sagte: »Es ist nur, dass mir Miss Smythe neulich – aber das hat nichts damit zu tun.«
    »Das ist schon besser«, sagte er. »Ich finde es immer gut, wenn es nichts damit zu tun hat.«
    »Sie hat mir eine komische Geschichte erzählt«, sagte ich, »die ihr passiert ist, als sie vor dem Krieg irgendwo in Burgund war. Und in dem Gasthof hat man ihr Weinbergschnecken serviert, und sie schmeckten ihr nicht; da war entsetzlich viel

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