Gordon
Knoblauch dran, und sie aß nur ein paar, und dann kam die Kellnerin und sagte: ›Aber Sie müssen sie aufessen, sie sind besonders gut, ich habe sie heute Morgen extra vom Grab meiner Mutter gesammelt!«
»Sagen Sie nicht ›extra‹, sagen Sie ›eigens‹«, sagte er.
»Ja«, sagte ich, »und das ist alles. Und es ist natürlich überhaupt nicht komisch. Es ist eigentlich schockierend.«
Er sagte: »Sie haben also das Gefühl, ich hätte Sie zum Friedhof gebracht und Sie auf dem Grab Ihrer Mutter geschändet. Das ist auch genau das, was Sie wollten, stimmt’s?«
Ich öffnete die Augen.
Er beobachtete mich.
»Das ist nicht wahr«, sagte ich. »Was hat denn meine Mutter damit zu tun? Warum müssen Sie immer so abscheuliche Dinge sagen?«
»Ich bin ein Rohling, wie?«, fragte er.
»Ja, das sind Sie«, sagte ich, »und ich müsste wahnsinnig sein, um so etwas zu wollen.«
»Aber Sie wollen es, und Sie sind nicht wahnsinnig«, sagte er lächelnd. »Es ist nur eine Ihrer Fantasien. Aber was würden Sie sagen, wenn ein Mädchen so etwas wirklich täte? Warum, würden Sie sagen, tut sie es?«
»Woher soll ich das wissen?«, sagte ich. »Und warum sollte ich es Ihnen sagen? Sagen Sie es mir! Sie sind doch immer so gescheit.«
»Hören Sie auf, Ihr Gesicht zu verstecken«, sagte er, »ich will, dass Sie es sagen. Na los!«, und er schlug mir auf den Arm.
»Aus Rachsucht natürlich«, sagte ich, »und um es ihr zu zeigen. Obwohl es eigentlich idiotisch wäre. Denn die Mutter ist ja tot – natürlich, sonst gäbe es auch kein Grab, das durch den Geschlechtsakt geschändet werden könnte … Wie kann man sich also an jemandem rächen, der tot ist? Wie auch immer, es hat nichts mit mir zu tun.«
»Aber Ihre Mutter ist tot«, bemerkte er.
»Stimmt«, sagte ich, »na und?«
»Na und? – das sagen Sie so leichthin, mein armes Kind«, sagte er. »Ihre Mutter ist tot, aber Sie verhalten sich weiterhin so, als sei sie am Leben. Manchmal möchten Sie sie beschwichtigen und Dinge tun, über die sie sich freuen würde, und manchmal möchten Sie sich rücklings auf sie legen und es ihr zeigen. Sie sind wie ein Kind, das, um sich Mut zu machen, im Dunkeln pfeift. Als ob’s das Dunkel kümmerte, mein armes Kind, als ob’s das Dunkel kümmerte!«
»Das ist absurd«, sagte ich.
»Ist es nicht«, bemerkte er, »denn ich weiß, warum Sie sich an Ihrer Mutter rächen möchten.«
»Aber sie hat mir doch nie irgendetwas Böses getan!«, sagte ich.
»O doch, hat sie.«
»Das ist nicht wahr«, sagte ich, »sie ist immer unheimlich anständig zu mir gewesen, und wenn ich ihre Zobelgarnitur für die Oper geliehen haben wollte, hat sie sie mir immer gegeben. Sie wissen gar nichts von ihr. Ich sollte es doch wohl besser wissen als Sie!«
»Sie wissen es besser«, sagte er. »Will sagen, Sie wissen es besser als ich. Viel besser. Aber Sie wollen es nicht zugeben.«
»Ich kann mir absolut nicht denken, was Sie meinen.«
»Weil Sie nicht nachdenken wollen«, bemerkte er.
»Lassen Sie mich in Ruhe!«, sagte ich.
»Ich werde Sie erst dann in Ruhe lassen, wenn Sie es mir gesagt haben«, sagte er.
»Sie können mich nicht einfach so herumschubsen«, sagte ich. »Ich lass mich nicht herumschubsen und dazu zwingen, etwas zu sagen, wo ich vollkommen unschuldig bin und es nie getan habe!«
»Je weiter Sie weglaufen, desto näher kommen Sie der Sache«, sagte er. »Gerade eben haben Sie mir verraten, dass Sie sich nicht herumschubsen lassen und dass Sie es nicht getan haben. Aber Sie wurden herumgeschubst, gegen Ihren Willen mitgeschleift, und Sie haben es tatsächlich nicht getan. Als Sie vier Jahre alt waren und Ihre Mutter Sie von Ihrem Vater wegholte. Tat sie’s oder tat sie’s nicht?«
»Ja, sie tat es«, sagte ich.
»Und Sie haben ihr nie verziehen, stimmt’s?«, fragte er.
Ich rollte mich herum und verbarg mein Gesicht im Nest meiner verschränkten Arme. Er griff mir um Taille und Hüften und drehte mich wieder auf den Rücken.
Ich hielt die Augen geschlossen, während er mir meine aufgelösten Flechten über die Schultern legte und neben mir ausbreitete. Ich schlug die Augen auf und sah meine nackten Brüste wie bleiche Sandbänke aus den dunklen Fluten eines Flusses aufragen. Er legte sich hin und stützte sich auf einem Ellbogen auf.
Er sagte: »Ich werde Sie für immer festhalten. Weil ich immer neue Wege finden werde, Sie zu quälen.«
Ich erwiderte nichts.
»Sie sind sehr schweigsam«, bemerkte er.
»Ja«,
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