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Gordon

Gordon

Titel: Gordon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Templeton
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zu schockieren und zu beleidigen.
    Ich lehnte es ab, mich dadurch schockieren zu lassen; ich tat so, als amüsierte es mich. Ich tat auch so, als amüsierte es mich, als ich eines Abends auf der Frith Street stolperte und nach seinem Arm griff, um nicht vornüber zu fallen, und er bemerkte: »Sie würden sich glatt ein Bein brechen, nur um mich in Verlegenheit zu bringen.«
    Damals begann Gordon, eine Vorliebe für Soho zu entwickeln, die ich durchaus teilte; es machte mir Freude, ihm die Pubs zu zeigen, die ich von meiner Zeit mit Reggie Starr her so gut kannte, wie das Wheat Sheaf, das Bricklayers, das Fitzroy, das French House, das Swiss House und das Dog and Duck.
    Gleichfalls in der Frith Street geschah es eines Abends, als wir gerade das Dog and Duck in der Bateman Street verlassen hatten, dass Gordon wieder einmal auf sein Lieblingsthema zurückkam und sagte: »Jetzt möchten Sie bestimmt lu-lu machen. Warum tun Sie es nicht?«
    »Wie sollte das gehen?«, sagte ich. »Aber es macht nichts, es kann sowieso warten, bis wir wieder bei Ihnen sind.«
    »Nein, kann es nicht«, sagte er. »Sie müssen es jetzt machen. Es ist niemand da«, und er warf mir einen Blick zu, als sei er von seinem eigenen Einfall begeistert.
    Es ging auf elf zu, es war eine dunkle Nacht, aber in Soho sind die Straßen nie ganz ausgestorben.
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen!«, sagte ich, noch immer lachend. Aber mir war beklommen zumute.
    Er wurde ernst. Er sagte: »Tun Sie, was ich sage.«
    »Den Teufel werde ich tun«, sagte ich. »Dafür könnte ich sogar verhaftet werden!«
    Er sagte: »Regen Sie mich nicht auf. Sie wissen, dass es sich nicht lohnt.« Und da ich ihn stumm ansah, fügte er mit vor Wut tonloser und angespannter Stimme hinzu: »Los. Hier in diesem Hauseingang. Ich stelle mich vor Sie.«
    Der Ton seiner Stimme machte mich gefügig. Ich trat in den Eingang eines alten Hauses, ging tief in die Hocke und tat, was er von mir verlangte.
    Er stand vor mir, den Rücken zu mir gewandt, und versperrte mir die Sicht.
    Plötzlich hörte ich ihn in liebenswürdigem, leutseligem Ton sagen: »Oh, guten Abend, Constable.«
    Erschrocken hielt ich die Luft an.
    Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Machen Sie weiter. Es war nur ein Scherz.«
    Ein paar Tage später, wieder in der Frith Street, wieder nach der Sperrstunde, sagte er lediglich: »Kommen Sie, mein armes Kind«, und fasste mich am Handgelenk. Diesmal blieb er allerdings nicht im Hauseingang stehen, sondern führte mich bis in den Hof.
    So weit man in dem dürftigen Licht der Straßenlaternen erkennen konnte, das von der Straße herein schien, war es ein äußerst widerlicher Ort; in den Obergeschossen zeigten zwei oder drei Fenster, verschwiegen und abweisend hinter ihren Vorhängen, ihre Rechtecke aus stumpfem Gold.
    Der alte obszöne Leib des Gebäudes war mit aufplatzenden Geschwüren und klaffenden Wunden übersät. Von eitrigen Abfällen überquellende Mülltonnen, Haufen von Schutt und Brettern wie zertrümmerte Knochen und ausgeschlagene Zähne, vor Plunder berstende Kisten säumten die Mauern, unter deren Verputz, fleckig und abblätternd wie grindige Haut, das zerbröckelnde Backsteinmauerwerk hervorsah. Der Boden war glitschig und schmierig, als sei er von seinem eigenen unreinen Sekret überzogen.
    »Los«, sagte er, »hier, an dieser Wand. Das ist ein sehr gemütliches Plätzchen«, und er begleitete mich in eine Ecke.
    Ich kauerte mich nieder, und er blieb vor mir stehen und beobachtete mich wortlos.
    Als ich fertig war und im Begriff stand, mich wieder aufzurichten und meine Unterwäsche in Ordnung zu bringen, trat er an mich heran, schob mich in die Ecke, drehte mir den freien Arm hinter den Rücken und stieß mich gewaltsam gegen die Wand. Ich klammerte meine Handtasche an mich und wagte es nicht, sie auf den ekelhaft schmutzigen Boden fallen zu lassen. Als ich mich dann doch entschloss, die Tasche loszulassen, um ihn mit dem freien Arm abzuwehren, packte er meine Hand und drückte sie mir, indem er mir den Arm verdrehte, gegen die Brust; dort hielt er sie mit dem Gewicht seines Oberkörpers fest.
    Aus Angst, jemandes Aufmerksamkeit zu erregen, kämpfte ich gegen ihn an, ohne den geringsten Laut von mir zu geben, und währenddessen drückte er mich immer tiefer hinunter, so dass ich wieder halb in der Hocke war. Meine Knie spreizten sich, und er vergewaltigte mich, wobei mein Kopf und meine Schultern an der rauen Wand entlang scheuerten.
    Er brauchte

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