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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
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Eisbecher.
    Also baute Tom seine Raucherloge an, und es hätte ihn ruiniert, wäre es ihm nicht noch im letzten Augenblick gelungen, von der Stadt einen Zuschuss zu erbetteln.
    Nichtsdestoweniger hatte sein Geldbeutel eine schwere Breitseite erlitten, und seine ganze Hoffnung beruhte nun auf den sechs Dollar für ein Raucherbillett. Da Toms zumeist minderjährige (rauchende) Kundschaft auf diese neue Idee jedoch nicht einzugehen gedachte, ging seine Frau und Kassiererin Joan dazu über, sich bei allen Kinobesuchern überschwänglich zu bedanken, nachdem Geld und Kinokarte die Seiten gewechselt hatten.
    Tom vermutete, dass Joan bald jedem rotznäsigen Halbstarken einzeln um den Hals fallen würde, solange er nur die fünf Dollar zahlte, die für einen gewöhnlichen Parkettplatz zu entrichten waren.
    Der Mann mit dem Handkoffer stieg die Treppe hinauf, an deren Fuß ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift RAUCHER aufgestellt war. Entlang der Treppe hingen alte Filmplakate, von denen Marilyn Monroe, Humphrey Bogart, Clark Gable und Liz Taylor mitleidig auf den einsam in seinem Kassenhäuschen sitzenden Kinobetreiber herab schauten.
    Die Vorstellung würde in etwa zehn Minuten beginnen, und bis jetzt waren genau sieben Plätze besetzt. Das Kino, das Tom vor vier Jahren von seinem Schwager William übernommen hatte, fasste insgesamt (einschließlich Raucherloge) zweihundertsechsundachtzig Plätze. Tom bezweifelte, dass sich in den verbleibenden zehn Minuten das Kino noch füllen würde.
    Wahrscheinlicher war, dass er den Film gar nicht bis zum Ende durchzulaufen   lassen brauchte.
    Er machte die Kasse dicht und ging auf die Straße, um einen Augenblick frische Luft zu schnappen. Gleich würde er sich in den Vorführraum begeben und Die Welt des Pumas auf der Leinwand zu neuem, mittlerweile so vertrautem Leben erwecken.
    Heute musste er alles alleine machen, denn Joan lag zu Hause krank im Bett. Offensichtlich hatte sie sich eine starke Erkältung eingefangen, was bei diesem gnadenlos heißen Wetter schon ein   Kunststück war.
    Eine Erkältung im Juli, diese Frau machte einen fertig.
    Im Vorführraum warf Tom den Projektor an und stellte während des Werbeblocks fest, dass sich in der Tonleitung ein schadhafter Kontakt befinden musste. Nun, heute würde es noch mal laufen, aber morgen früh musste er die Sache beheben. Immerhin hatte er über zwanzig Jahre als Elektriker gearbeitet, bis William ihm dann jenes Angebot machte, das er damals besser ausgeschlagen hätte.
    William war nach seinem ersten Herzinfarkt nicht mehr in der Lage gewesen, dieses Kino zu führen, und Tom hatte es sattgehabt, den ganzen lieben Tag lang Fernseher, Toaster und Kaffeemaschinen zu reparieren. Joan hatte der Idee, das Kino zu übernehmen, sofort zugestimmt, und Tom war noch am selben Abend zu William gegangen, um ihm die erste Abstandsrate zu zahlen.
    Und jetzt saß er hier, hatte einen Haufen Schulden und eine Handvoll Teenager, die ihm, wenn er Pech hatte, auch noch die Sitzpolster aufschlitzten.
    Nach der Werbung, die einzig und allein den totalen Niedergang des Kinos verhinderte, legte Tom den Hauptfilm ein.
    Daraufhin lehnte er sich in seinen Sessel zurück und beobachtete zum vierten Mal an diesem Tag (und zum sechzehnten Mal in dieser Woche) durch das kleine Fenster zwischen Vorführraum und Zuschauersaal die zwei Pumajungen, die übergroß auf der Leinwand miteinander spielten und den Betrachter völlig vergessen ließen, welche Gefährlichkeit von diesen Tieren später einmal ausgehen würde.
    Der Film war als Lichtquelle zu schwach, um Details aus dem Zuschauersaal zu offenbaren, und so blieben Tom die leeren Sitzreihen in gnädiger Dunkelheit seinem Blick verborgen.
    Während der Projektor neben ihm ratterte, goss er sich eine Coke ein und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen auf der Leinwand zu. Er hasste den Schund, mit dem William sein Publikum jahrelang regelrecht versaut hatte.
    Zugegeben, William hatte sich nie über leere Sitzreihen beschweren müssen, aber das hieß noch lange nicht, dass die Fullers sich in denselben moralischen Sumpf begeben mussten.
    Er hatte kürzlich einen Posten Filmrollen über Raubkatzen, Wale, Vögel und viele andere Wunder der Tierwelt bestellt, aber die Jugendlichen dieser Stadt hatten offensichtlich einen anderen Geschmack. Fuller 's Kino war mittlerweile ein Insidertipp für frischverliebte junge Pärchen, die mal eben für zwei Stunden bei gedämpfter Beleuchtung Händchen

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