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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
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dem Tod auf dem elektrischen Stuhl um die humanste Form der Todesstrafe handele.
    Die beiden Männer erhielten schließlich die Erlaubnis, die Hinrichtung von Duane Mendoza filmen zu dürfen, und so rückte am 17. März 1980 ein professionelles Kamerateam in die betreffende Vollzugsanstalt.
    Mendoza hatte (ein einziges Mal) die Lacher auf seiner Seite, als er orakelte, dass er wohl keinen eigenen Pflasterstein in Hollywood bekäme.
    Als der Priester sich anschickte, dem Verurteilten die letzte Beichte abzunehmen, versicherte ihm dieser nicht unfreundlich, dass es nichts zu beichten gebe, woraufhin der Gottesmann seine Arbeit als getan betrachtete.
    Mendoza , der es sich nie im Leben hätte träumen lassen, einmal bei einem Film mitwirken zu dürfen - schon gar nicht als Hauptdarsteller -, war deswegen sehr nervös und nahm mit der ihm größtmöglichen Würde auf dem betreffenden Stuhl Platz. Da die Kameraleute viel damit zu tun hatten, Mendozas Bedenken, er könne etwas falsch machen, zu zerstreuen, konnte der Zeitplan nicht ganz eingehalten werden. Dies führte wiederum dazu, dass die Leute vom Gefängnispersonal ihren geregelten Feierabend in Gefahr gebracht sahen.
    Der erste Stromstoß, der den Verurteilten traf, wurde schlampig durchgeführt und war daher zu schwach, um seinen Zweck schnell zu erfüllen.
    Mendozas Lampenfieber war jedoch wie weggeblasen. Er dachte überhaupt nicht mehr an den Film, sondern war nur noch ein zuckendes Bündel schmorenden Fleisches, dessen Blasen werfende Oberfläche (wie die ebenfalls anwesenden Dr. Schwartzberg und Dr. Bloom entsetzt mitverfolgten) sich langsam dunkel verfärbte.
    Duane Mendoza wurde nach der dritten Behandlung dieser Art offiziell für tot erklärt.
    Wenige Tage danach entzog man Schwartzberg und Bloom jegliche weitere finanzielle Unterstützung für ihre Studie. Der Film mit Mendoza in der Hauptrolle blieb Eigentum der Vereinigten Staaten und landete über diverse Umwege als Anschauungsmaterial über Besonderheiten des modernen Strafvollzugs in der U.C.L.A ., der Universität von Los Angeles. Dort stahl ihn ein Student der Rechtswissenschaften - ein gewisser Desmond B. Rosenberg -, um ihn seinem Vater William Rosenberg auszuhändigen. William Rosenberg wiederum war der Bruder von Joan Rosenberg, die ihren Namen in Joan Fuller umänderte, als sie den Elektriker Thomas Fuller heiratete.
    *
    William hatte seinem Schwager Tom versprochen, ihm eine Granate zu besorgen, nachdem dieser ihm erklärt hatte, wonach er dringend suche. William wusste sehr wohl um Toms prekäre Situation, und da dieser ihm noch einen saftigen Geldbetrag schuldete, war es ihm nur recht, wenn Tom sich besann und endlich Filme zeigte, die für normale Leute interessant waren.
    Er fluchte ungeniert durch die abendliche Stille.
    Wieso musste er eigentlich zu Tom gehen und für ihn den Laufburschen spielen? Er hatte ihm diesen Film schließlich besorgt und durfte ihn nun zur Belohnung auch noch durch die Gegend schleppen.
    Desmond hatte einfach das Auto genommen (natürlich um sich mit seinen nichtsnutzigen Freunden zu treffen), und er hatte keine Lust auch nur einen verdammten Cent an ein Taxi zu vergeuden.
    Dass Tom und er sich im Kino treffen würden, war seiner Stimmung ebenfalls nicht gerade förderlich, denn dort gab es keine Klimaanlage.
    Zähneknirschend blieb er vor dem Eingang des Kinos stehen. Die letzte Vorstellung war schon seit geraumer Zeit vorüber, und William hoffte, dass sein Schwager wenigstens die Tür offen gelassen hatte, sonst würde er ihm seinen verdammten Film einfach hier in den Dreck legen und wieder nach Hause gehen.
    Die Tür war offen.
    William stieg ächzend die schmale Treppe zum Vorführraum hinauf und klopfte an die Tür. Der Schweiß rann ihm nur so über das Gesicht. Zu Hause würde er sofort eiskalt duschen und sich danach ein kühles Bier genehmigen.
    Er hörte undeutlich Toms Stimme, also trat er ein.
    Das Letzte, was William in seinem Leben zu sehen bekam, waren zwei schwarze   Löcher, nämlich die beiden Läufe einer Schrotflinte. Sie formten eine waagerechte Acht, welche als Symbol der Unendlichkeit den ganzen Raum auszufüllen schien.
    Bevor Williams schwerer Körper auf dem Boden aufschlug, hatte sich sein Kopf bereits - einem modernen Kunstgemälde nicht unähnlich - an der hinteren Wand des Raumes verteilt.
    Tom stellte ohne Hast die rauchende Flinte in die Ecke.
    Noch vor ein paar Minuten hatte er sich ein wenig mehr beeilen müssen, um noch

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