Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
alkoholkranken Millers.
Mit jedem neuen Tag, der schon während der Morgendämmerung das Land offenbar in einen Backofen verwandeln wollte, beschlich sie ein klammes Gefühl der Angst.
Mit Tom stimmte etwas nicht.
*
Zwei Wochen war Jo krank gewesen, was ihm gut in den Kram gepasst hatte.
Tom hatte in diesen vierzehn Tagen keinen Grund gehabt, sich über Mangel an Arbeit zu beklagen. Abgesehen davon, dass sämtliche Hausarbeiten an ihm hängen geblieben waren, hatte er dafür zu sorgen gehabt, dass ein reibungsloser Ablauf des Kinobetriebs auch ohne die faule Ratte (Tom hatte inzwischen seiner Frau einen neuen, inoffiziellen Namen verliehen) gewährleistet geblieben war.
In diesen zwei Wochen waren ihm einige Dinge klar geworden, was zu der Ausarbeitung einer neuen Strategie geführt hatte. Es musste eine Möglichkeit geben, die Leute wieder dahin zu bringen, sich für das Kino zu interessieren. Wann war denn eine Vorstellung zum letzten Mal ausverkauft gewesen? Tom gelang es nicht, sich an das Jahr, geschweige denn an das Datum zu erinnern. Er träumte davon, dass Massen von Leibern sich an der Abendkasse drängten, um die allerletzten Billetts (für die Raucherloge) zu ergattern. Jeder sollte von Toms Programm so sehr gefesselt sein, dass kein Mensch mehr auf den Gedanken käme, das Kino vorzeitig zu verlassen oder für schmutzige Techtelmechtel zu benutzen.
Also fing er an, nach den Abendvorstellungen noch bis tief in die Nacht im Kino zu arbeiten. Die zündende Idee war wie ein wohlmeinender Dämon in ihn eingefahren, als ihm die letzte Stromrechnung ins Haus geflattert war.
Jo (die faule Ratte) hatte natürlich wieder aufgestöhnt und voller Sorge weinend die Hände vors Gesicht geschlagen, aber Tom hatte sich ganz ruhig die Rechnung angesehen und angefangen zu lächeln.
Wofür, um alles in der Welt, zahlte er eigentlich so viel Strom? Was gab diesen verdammten Kerlen das Recht, ihm eine solch horrende Summe abzuknöpfen?
Er wusste die Antwort.
Es war offensichtlich, dass die Stadt ihn ruinieren wollte. Es lag auf der Hand, dass dieses Schwein William mit dem Eisverkäufer Salini gemeinsame Sache machte, um ihn zu demütigen. Offensichtlich hatten diese zwei Scheißer die ganze Stadt mitsamt Bürgermeister auf ihrer Seite.
Tom war davon überzeugt, dass er den städtischen Zuschuss für die Raucherloge damals nur erhalten hatte, damit er sich in Unkosten stürzen konnte, die dann seinen Ruin zur Folge haben würden.
Und jetzt kamen sie mit dieser Stromrechnung, um ihn endgültig zu erledigen.
Nun, er würde noch weiterhin Strom verbrauchen. Er würde das, wofür er bezahlte, auch gottverdammt in Anspruch nehmen.
Er würde eine Sondervorstellung geben.
Diese würde dafür sorgen, dass mithilfe der von ihm während der letzten Tage entworfenen Installationen die Sitzreihen bis auf den letzten Platz gefüllt bleiben würden.
Dass die Sondervorstellung ausverkauft sein würde, war für Tom keine Frage, denn hier hatte er (wohl von demselben wohlmeinenden Dämon) eine Eingebung erhalten.
*
1980 wurde in einem anderen Bundesstaat ein Mann hingerichtet, der bis dahin eine traurige Berühmtheit erlangt hatte. Es handelte sich um Duane Mendoza , der des bewaffneten Raubes und mehrfachen Mordes für schuldig befunden und zum Tode auf dem elektrischen Stuhl verurteilt worden war. Jedermann im Land kannte Mendozas Gesicht, spätestens, nachdem er einen Supermarkt in Begleitung eines Flammenwerfers aufgesucht hatte. Mendoza war mit schwersten Verbrennungen als einziger Überlebender von der Polizei aus den rauchenden Trümmern geborgen worden, was ihm zusätzlich außerordentlich übel genommen wurde.
Der Umstand, dass sich unter den Opfern vorwiegend Hausfrauen und Schulkinder befanden, machte durchaus Eindruck auf die Geschworenen, und so konnte sich Mendoza , nachdem er mit allen Künsten der Medizin wiederhergestellt worden war, auf ein glattes Todesurteil einstellen.
Mendoza selbst, der seitdem unter dem Spitznamen Komet bekannt war, sagte zu alledem nicht viel, und die Beweggründe für seine Tat blieben weitgehend sein Geheimnis.
Zu der Zeit, als nun der Tag der Hinrichtung nahte, arbeiteten die beiden Rechtswissenschaftler Dr. William Schwartzberg und Dr. Ernest Bloom an einer (letztendlich völlig wertlosen) Studie über den modernen Strafvollzug in amerikanischen Gefängnissen. Schwartzberg und Bloom wollten im Zuge ihrer Arbeit anhand von genauesten Filmaufnahmen belegen, dass es sich bei
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