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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
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ausgestellte Jeans mit Bügelfalten und als Kopfbedeckung zum Schutz vor der hochstehenden Sonne einen großen grauen Stetson. Die beiden Männer kamen direkt auf mich zu und blieben genau vor mir stehen.
    Shoemaker ließ mit großspuriger Geste den Arm in der Luft kreisen, und ich konnte nun jedes gesprochene Wort deutlich verstehen.
    Shoemaker sagte: „Siehst du, Ernie, hier ist es. Die Koppel soll hier entstehen. Ich habe das gesamte Gebiet für ein paar lächerliche Moneten bekommen. Ich habe rechtzeitig erfahren, dass die Stadt ebenfalls daran interessiert war, und war schneller. Toll, was?“
    Ernie, ein im Vergleich zu Shoemaker hagerer junger Mann um die Dreißig nickte.
    „Gute Lage“, ließ er sich vernehmen. „Van wird sich darüber wohl sehr gefreut haben.“
    „Oh ja, sie ist ganz hingerissen“, bestätigte Shoemaker . „Sie war ja früher eine tolle Reiterin, und sie hatte immer davon geträumt, eigene Pferde zu halten. Hatte aber nie die Zeit dafür. Aber nun will sie es noch mal wissen.“
    „Keine Angst, dass sie mal vom Pferd fällt?“, fragte Ernie vorsichtig. „Du weißt doch, in dem Alter ...“
    Shoemaker hob hilflos die Schultern.
    „Was soll ich machen? Van kann man nicht umstimmen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. So ist das eben. Ich kann nur hoffen, dass sie noch etwas von ihren Reitkünsten behalten hat.“
    „Wie viele Pferde sollen es sein?“, erkundigte sich Ernie.
    „Ich habe erst einmal an vier bis fünf Stuten gedacht, aber Van macht mir die Hölle heiß, wenn nicht wenigstens ein Hengst dabei ist.“
    „Und wo wirst du sie kaufen?“
    „Ich fahre nächste Woche zur Bannister-Ranch und schau' mir ein paar Tiere an. Der alte Bannister wird mir einen guten Preis machen, das hat er mir schon vor Wochen zugesagt. Jedenfalls muss bis dahin alles fertig sein. Van ist gerade in L.A ., um als Gast an einer Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten von Kindern, deren Väter in Vietnam gefallen sind, teilzunehmen. Wenn sie wieder zurückkommt, da soll sie sich schon gleich auf einen Gaul setzen und einige Runden drehen können. Das hab' ich ihr versprechen müssen.“
    Shoemaker wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß aus dem Gesicht, während er fortfuhr:
    „Die Hütte für die Pferdepfleger, die du da drüben stehen siehst, ist seit vorgestern fertig. Schaffst du es, die Ställe und den Zaun mit der Elektrizität innerhalb einer Woche hinzukriegen?“
    Ernie lachte auf.
    „Mein Gott, Al ... ich mache das gerne für dich, aber eine Woche? Nun es ist knapp, sehr knapp. Zwei wären mir lieber.“
    Shoemaker stemmte die Fäuste in die massigen Hüften.
    „Liegt es an der Bezahlung? Ich gebe dir ...“
    „Um Himmels willen, nein!“, wehrte Ernie ab und hob beide Hände hoch.
    „Aber ich habe im Moment kaum Leute, die mir helfen können. Es wird in einer Woche nicht zu schaffen sein, auch wenn du mir das Empire State Building versprichst.“
    Selbst in diesem Traum wurde deutlich, dass Shoemaker nicht zu den Männern zählte, denen es leicht fiel, ein Nein zu akzeptieren. Seine Lippen wurden dünn, als er sagte: „Zehn Tage, Ernest. Ich gebe dir zehn Tage Zeit dafür. Alles, was ich von dir verlange, ist, dass du es in dieser Zeit packst, hier eine kleine Pferdekoppel mit ein paar lausigen Ställen hinzuzaubern. Wenn nicht ... dann suche ich mir woanders Handwerker.“
    „Zehn Tage“, wiederholte Ernie/Ernest, „das klingt schon besser. Zwar auch noch knapp genug, aber es ist zu schaffen. Okay.“
    Shoemakers Züge entspannten sich.
    „Fabelhaft. Und dieser Baum, Ernie“, (dabei deutete er auf mich) „der muss weg, am besten gleich morgen Mittag. Bring deine Motorsäge mit.“
    Bei dem Wort MOTORSÄGE durchlief mich ein eisiger Panikschauer.
    Die Ahnung einer Bedrohung, die sich in den Nächten zuvor angedeutet hatte, war nun Gewissheit geworden. Spätestens in dieser Sekunde war klar, dass ich mich in meinen Träumen in den Apfelbaum verwandelte, der sich seinen Mördern gegenübersah.
    „Kein Problem“, verlas Ernie mein Todesurteil, „ich mach' ihn morgen weg.“
    Die letzten Worte wiederholten sich kurz vor dem Erwachen als ein Echo des Grauens.
    Ich mach' ihn morgen weg.
    Schweißgebadet fuhr ich im Bett hoch. Hatte ich etwa geschrien? Es hätte mich nicht gewundert.
    Mir war noch immer zum Schreien zumute, als ich zitternd in meine Pantoffeln schlüpfte, in die Küche ging und zur Beruhigung ein Glas Wasser trank.
    Bring deine MOTORSÄGE mit

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