Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
übertragen.«
    »Ich bin weder Seherin noch Magierin.«
    »Das macht nichts. Du solltest es trotzdem lernen, dann könnten wir stets in Verbindung bleiben, selbst wenn wir uns an weit voneinander entfernten Orten befinden. Selbst manche Schwertmeister nutzen diese Kunst, sofern sie die nötige Begabung dazu haben, denn es ist einfach praktisch. Also los!«
    Sie überwand sich, sah in das grell gewordene Licht, das von seinen Handflächen ausstrahlte, und wandte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ab. »Ah, das war unangenehm!«
    »Du gewöhnst dich daran.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Mit wem stehst du denn in Verbindung?«
    Gorian sah auf. Das Licht in seinen Händen wurde schwächer und erlosch schließlich. »Mit einem ehemaligen Schüler des Seher-Hauses. Er hat vor einem Monat die Prüfung bestanden und wurde ins Herzogtum Ameer abberufen. Du kennst ihn vielleicht. Er heißt Matos aus Pantanela.«
    Das Königreich Pantanela lag östlich von Nemorien an der Mittlinger See, einem Nebenarm des Meeres von Ost-Erdenrund. Dieses Menschenreich, das im Osten an das Ogerland grenzte, gehörte nicht zum Heiligen Reich, doch Kaiser Corach und der König von Pantanela betrachteten sich traditionell als Verbündete. Es hatte unter Corach I. sogar einmal Verhandlungen darüber gegeben, ob sich Pantanela nicht dem Schutz des Heiligen Reichs unterstellen und als stimmberechtigtes Mitglied seinem Verbund beitreten sollte, aber das war am Einspruch der Priesterschaft durch den Bischof von Atrantis gescheitert. In Pantanela war der Glaube an den Verborgenen Gott nämlich Religion einer Minderheit, und der König weigerte sich daher, sie als einzig gültige Staatsreligion einzuführen, was nach Auffassung der Priesterschaft aber Voraussetzung für einen Beitritt war.
    Dass Matos kein gebürtiger Heiligreicher war, hatte ihn jedoch keineswegs daran gehindert, Mitglied des Ordens zu werden. Gorian war zu Ohren gekommen, dass die Talentsucher des Ordens sogar in den versprengtesten Menschendörfern des Ogerlandes noch nach geeigneten Bewerbern suchten.
    »In Ameer ist es jetzt sicher bereits schon Winter«, meinte Sheera.
    »Ja. Aber das ist nicht das Schlimmste.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Matos hat mir berichtet, dass die Frostkrieger inzwischen ganz Orxanien bis zur ameerischen Grenze eingenommen haben, und es könnte sein, dass sie schon sehr bald Ameer angreifen werden.«
    »Davon habe ich hier niemanden etwas sagen hören. Hätte Hebestis uns im Heilerunterricht nicht darüber informiert? Oder der Hochmeister?«
    »Ich glaube, dass die Lage einfach falsch eingeschätzt wird«, befürchtete Gorian. »Vielleicht ist man im Moment an schlechten Nachrichten auch schlichtweg nicht interessiert und versucht, ihre Verbreitung zu unterdrücken, wenn das irgendwie möglich ist.«
    »Du vertraust Matos aus Pantanela mehr als dem Hochmeister?«
    »Er ist dort, direkt vor Ort.« Er zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer, es ist jedenfalls eine tolle Sache, durch das Handlichtlesen mit jemandem, der sich weit entfernt aufhält, in Verbindung treten zu können.«
    Sheera lächelte. »Ich nehme an, Meister Thondaril hat dir das Handlichtlesen vor allem deshalb beigebracht, damit er dich auch noch ermahnen kann, wenn du mal ein paar Meilen von der Ordensburg weg bist.«
    Gorian erwiderte ihr Lächeln. »Ich fürchte, da hast du recht. Aber in so einem Fall ignoriere ich dann einfach die Gedankenbotschaft, die der Verbindung vorausgeht. Schließlich bin ich noch Schüler, und wer kann da was Böses vermuten, wenn ich vielleicht mal einen Gedankenruf schlichtweg nicht bemerke.«
    »Das lass aber niemals Thondaril hören!«
    »Ich werde es in seiner Gegenwart nicht einmal denken «, versicherte Gorian.
    Ihre Blicke verschmolzen für einen Moment miteinander. Das Mondlicht spiegelte sich in ihren Augen. Er nahm ihre Hände, öffnete sie und legte sie mit den Handkanten gegeneinander, so wie er selbst es vorhin getan hatte.
    »Versuch es doch einfach mal. Sammle etwas Alte Kraft, wie du es – sagen wir mal – bei einem schwer erkälteten Mitschüler machen würdest, um ihn zu heilen, und dann …«
    »Du Narr! Denkst du wirklich, wir benötigen das, um miteinander in Verbindung zu bleiben, wenn wir mal nicht am selben Ort sind?«, erreichten ihn plötzlich Sheeras Gedanken. Sie waren so intensiv, dass er im ersten Augenblick schon glaubte, die Worte gehört zu haben. Aber das konnte nicht sein. Sie hatte nicht gesprochen, ihre Lippen

Weitere Kostenlose Bücher