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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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will nicht beeindrucken, sondern das erreichen, was ich für richtig halte und wovon ich überzeugt bin, dass es notwendig ist.«
    »Dann versucht du etwa nicht Eindruck auf eine gewisse Heilschülerin zu machen?« Torbas grinste ihn an, dann zuckte er mit den Schultern. »Aber warum solltest du nicht? Das kann ich verstehen. Doch dem Kaiser Ratschläge zu geben, dass er sich Verbündete suchen soll?« Er kicherte, schüttelte aber dann energisch den Kopf. Seine Augen verloren die schwarze Färbung, da er die innere Sammlung, die für einen einigermaßen gefahrlosen Übungskampf vonnöten war, nicht mehr aufbrachte. Seine Körperhaltung entspannte sich, und er stützte die Arme auf sein Schwert. »Also das war wirklich dreist, Gorian. So dreist, dass man schon fast wieder Respekt davor haben muss.«
    »Aber es ist doch die Wahrheit!«, erregte sich Gorian. »Du bist den Frostkriegern nie begegnet. Du hast nicht erlebt, mit welcher Macht sie ins Land einfallen, mit welch dämonischer Kraft sie zu kämpfen verstehen und mit welcher Grausamkeit sie alles Lebendige auslöschen. Selbst Schwertmeister können nur mit Mühe gegen sie bestehen, und wenn das Frostreich erst zum großen Schlag ausholt, wird die Kälte das Land erfassen, sodass sich diese untoten Bestien darin wie zu Hause fühlen und noch an Kraft gewinnen.«
    »Aber der Kaiser hatte doch Erfolg«, erinnerte Torbas. »Sein Sieg wird überall durch seine Herolde im wahrsten Sinn des Wortes herausposaunt!«
    »Sieg nennst du das?«, höhnte Gorian. »Ein Sieg gegen ein paar geschwächte Verbände, die entweder versprengt, sich selbst überlassen und ohne Führung oder sowieso schon auf dem Rückzug waren. Das ist nichts, woraus man Hoffnung für die Zukunft schöpfen kann.«
    Torbas atmete tief durch. Er spürte wohl, wie ernst es Gorian damit war. »Und glaubst du vielleicht, deine Ratschläge an den Kaiser hätten irgendeinen Erfolg gehabt? Ich will dich ja nicht entmutigen, aber mir scheint, Corach ist mehr damit beschäftigt, seine eigene Herrschaft auf dem Heiligreichstag zu festigen und die Kaiserkrone möglichst auch noch für seinen Erstgeborenen zu sichern. Nur dafür sucht er Verbündete, unter anderem unseren verehrten Hochmeister, wie ich stark annehme. Westreichische Galeeren, die Krieger des Basilisken-Reichs, irgendwelche Oger-Söldner oder ein Luftheer der Greifenreiter nutzen ihm da nichts.«
    »Aber allein werden wir das Heilige Reich nicht verteidigen können. Es ist ein Riese auf tönernen Füßen, und Morygor holt bereits zum entscheidenden Schlag aus, um diesen Riesen zu Fall zu bringen. Vermutlich wartet er nur auf den astrologisch genau vorausberechneten Zeitpunkt, an dem sich irgendwelche metamagischen Kraftlinien des Polyversums schneiden. Er ist uns voraus, Torbas. Wie immer geht sein Blick viele Jahre weiter als der unserer besten Seher, und wir sind wie ein blinder Oger-Ringer auf dem Jahrmarkt, der nicht zu sehen vermag, wann der Angriff seines Gegners erfolgt.«
    »Ich schlage vor, du wirst Hochmeister und versuchst dann irgendwann, den Kaiser in deinem Sinn zu beeinflussen«, meinte Torbas. »Aber dazu solltest du vielleicht wenigstens in einem Haus die Prüfung eines Meisters abgelegt haben. Die anderen wirst du dann sicherlich in Windeseile nachholen.« Spott schwang in seinen Worten mit.
    »Wir haben keine Zeit mehr, um auf irgendetwas zu warten, Torbas.«
    Das Gesicht des Angesprochenen nahm daraufhin ebenfalls einen sehr ernsten Ausdruck an. Er trat auf Gorian zu, blieb nur zwei Schritte vor ihm stehen. »Was sollte deiner Meinung nach geschehen?«
    »Das, was ich immer schon gesagt habe: Morygors Schicksalslinie muss gekreuzt werden.«
    »Und du denkst, dass du dazu bestimmt bist, das zu tun?«
    »Ich hatte die nötigen Waffen schon, doch sie fielen in Morygors eisige Klauen. Wahrscheinlich hätte ich es gar nicht verhindern können, und trotzdem werfe ich mir immer wieder vor, dass ich es geschehen ließ. Es ist absurd, das weiß ich …« Er brach ab und fuhr einen Augenblick später fort: »Ich werde diese Schwerter, die mein Vater schmiedete, zurückholen, Torbas. Eines Tages werde ich sie in den Händen halten und Morygor damit gegenübertreten. Eines Tages. Ich weiß nicht, wann das sein wird und ob ich dann vielleicht schon ein alter Mann bin. Aber ich werde alles tun, damit es geschieht, wann auch immer das sein mag.«
    »Zwei Schwerter – für einen Mann?« Torbas zuckte mit den Schultern. »Es kommt vor, dass

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