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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Krieger auf diese Weise kämpfen. Auch Schwertmeister. Aber eigentlich ist das eher etwas für Oger-Schaukämpfe, oder?«
    »Ich brauche einen Gefährten, der die zweite Klinge führen wird«, sagte Gorian. »Jemanden, der über ein entsprechendes Maß der Alten Kraft verfügt und dessen Geist die nötige Stärke hat, um zu tun, was getan werden muss.« Gorians Linke glitt an den Griff des Rächers an seinem Gürtel. »Was in der Kathedrale geschehen ist, hat ja gezeigt, dass der Umgang mit Sternenmetall nicht so ganz einfach ist. Selbst für jemanden, der seit Jahren daran gewöhnt sein sollte.«
    »Dachtest du an … jemand Bestimmten?«, fragte Torbas.
    »An jemandem, der in derselben Nacht an derselben Küste unter derselben Himmelskonstellation geboren wurde und in dem auch ein gleichgroßes Talent schlummert.«
    Torbas hob die Augenbrauen. »Kommt der Kerl zufällig aus Thiskaren?«
    »Das dachte ich bis gerade.«
    »Wieso?«
    »Weil er bis dahin noch Thiskaven statt Thiskaren gesagt hat.«
    Torbas lachte kurz auf, dann aber wurde sein Gesicht wieder ernst. »Du meinst das wirklich so, wie du es sagst, oder?«
    »Kann ich auf dich zählen, wenn es irgendwann so weit ist?« Gorian zog den Rächer aus der Scheide und hielt ihn Torbas hin. »Du warst doch so wild darauf, solch eine Klinge zu halten. Nun, was ist? Oder ist es dir doch zu heikel, ein richtiges Schwert aus Sternenmetall zu führen?«
    Torbas atmete tief durch, dann nickte er. »Ich bin dabei«, erklärte er mit einem für seine Verhältnisse schon fast feierlichen Ernst. »Wenn es denn mal irgendwann so weit ist.«
    »Glaub mir, das wird schneller sein, als uns beiden lieb ist.«

18
     
    Eiswinde
     
    Die Monate gingen dahin, und die Blätter wurden golden. Ein eisiger Wind blies aus Nordwesten und fegte sie von den Bäumen, und immer höhere Wellen schlugen gegen die Umfassungsmauern des Ordenshafens.
    Die Neuigkeiten vom Heiligreichstag verbreiteten sich überall und eilten den Herolden, die sie offiziell verkünden sollten, voraus. Hochmeister Aberian hatte die ganze Zeit über in Estis geweilt und an den Beratungen und Abstimmungen teilgenommen, hüllte sich aber in Schweigen über den genauen Hergang der Ereignisse.
    Es war offenbar hoch hergegangen auf der Versammlung der Reichsfürsten. Und es hatte ein Abstimmungspatt gegeben, als Kaiser Corach die Nachfolge für seinen im Übrigen noch ungeborenen Sohn sichern wollte. Damit war sein Plan fürs Erste gescheitert.
    Und gescheitert war wohl auch sein Gegenangriff auf seinen ärgsten Konkurrenten, den Herzog von Eldosien, der, da er in Personalunion zwei weitere Herzogtümer regierte, allein schon das dreifache Stimmengewicht jedes anderen Fürsten besaß. Corach hatte den Heiligreichstag aufgefordert, ein altes Gesetz wieder anzuwenden, das derartige Herrschersysteme verbot. Wäre es wieder eingeführt worden, hätten sich die Stimmenverhältnisse auf dem Heiligreichstag zu seinen Gunsten verschoben, und für kurze Zeit hatte wohl die Hoffnung bestanden, die Herzöge von Garilanien und der Dreilande zum Seitenwechsel bewegen zu können, indem Corach ihre Hofverschuldungen übernahm. Letztlich war es dazu aber nicht gekommen, und es wurde gemunkelt, dass sich der Herzog von Eldosien unter der Hand als noch zahlungskräftiger erwiesen hatte als das Kaiserhaus.
    Damit blieb im Heiligen Reich alles beim Alten. Wie Hochmeister Aberian das Ergebnis der Versammlung in Estia beurteilte, ließ er zumindest öffentlich nicht erkennen. Vielleicht äußerte er sich dazu im Entscheidungskonvent, aber davon drang nichts nach außen.
    Gorian war allerdings aufgefallen, dass Aberian während der Zeit des Heiligreichstags offenbar täglich zwischen Estoria und der Ordensburg hin- und herpendelte. Natürlich benutzte er dabei die Schattenpfade. Wenn Gorian in der Früh das erste Licht des Tages nutzte, um auf dem Südturm der inneren Burg in alt-nemorischen Schriften zu lesen und sich die Formeln und Vokabeln in all ihren manchmal dutzendfach verschiedenen Bedeutungsnuancen einzuprägen, sah er den Hochmeister als Wolke aus dunklem Rauch durch die Wände der Hochmeisterkanzlei dringen. Jemand ohne eine genügend große magische Begabung hätte ihn gar nicht bemerkt, und auch für Gorian verflüchtigte sich diese Wolke stets nach wenigen Augenblicken. Aber er wusste inzwischen so viel über die Kunst der Schattenpfadgängerei, dass er solche Phänomene erkennen konnte, und so war für ihn ein

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