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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schattenpfadgänger, der sich gerade entstofflicht hatte, mittlerweile länger sichtbar als für die meisten anderen Betrachter, wenn auch nur als dunkler, rauchartiger Schemen.
    Gorian hatte sich angewöhnt, die täglichen Schattenpfadgänge des Hochmeisters zur eigenen Übung und Vervollkommnung bei der Erkennung von Schattenpfaden zu nutzen. Er konzentrierte seine Kräfte darauf, und als der Heiligreichstag zu Ende war, vermochte er dem Schattenpfadgang des Hochmeisters fast eine halbe Meile weit geistig zu folgen. Und am späten Abend, wenn oft schon der Mond vom Himmel schien und sich der Sternenhimmel wie ein Lichtermeer über Gontland wölbte, erkannte er oft bereits im Voraus, wann Aberian zurückkehren würde.
    Manchmal verstofflichte sich der Hochmeister auch mitten im inneren Burghof, an anderen Tagen führte ihn sein Schattenpfad auf direktem Weg in die Kanzlei oder gar in die Kathedrale, wo sein Kunstwerk inzwischen nicht nur vollständig wiederhergestellt, sondern auch für gefahrlos befunden worden war, sodass auch Schülern der Zutritt zu dem heiligen Gebäude wieder erlaubt war.
    »Ich möchte, dass Ihr bald einen Schattenpfadgang mit mir unternehmt, ehrwürdiger Hochmeister«, wandte sich Gorian irgendwann in den spürbar frostiger werdenden Tagen nach Ende des Heiligreichstags an den Hochmeister.
    »Du nimmst noch nicht lange am Unterricht in Schattenpfadgeherei teil, und in letzter Zeit haben mich meine Verpflichtungen auf dem Heiligreichstag auch von meinen Lehrverpflichtungen abgehalten«, gab Aberian zu bedenken. »Wenn man dann noch mit einrechnet, dass Fortschritte im Haus der Schatten ohnehin immer erst zu einem späteren Stadium der Ausbildung erreicht werden als in anderen Ordenshäusern, muss man resümierend einfach feststellen, dass du auf keinen Fall bereits weit genug sein kannst, um einigermaßen gefahrlos einen Schattenpfadgang zu absolvieren.«
    »Ich habe meine Übungen auch während Eurer Abwesenheit gewissenhaft durchgeführt«, sagte Gorian. »Und ich fühle mich stark genug.«
    »Hast du schon davon gehört, dass sich bei der Schattenpfadgängerei auch schon Kandidaten in den unzähligen Verzweigungen der Schattenpfade verloren haben? Kannst du dir vorstellen, wie es ist, in der Weite des Polyversums auf einer der unzähligen Welten zu stranden, vielleicht auf einer, in der kaum etwas anderes existiert außer du selbst, sodass du dann jämmerlich zugrunde gehst?«
    »Ich habe vieles gelesen über die Gefahren, denen sich jeder Schattenpfadgänger aussetzt«, erklärte Gorian. »Und ich bin bereit, die Risiken auf mich zu nehmen.«
    »Und ich muss es dir nach wie vor verweigern.«
    Gorian schwieg zunächst. »Ich hatte ehrlich gehofft, etwas schnellere Fortschritte in Eurem Haus machen zu können«, gestand er dann.
    »Es tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss. Aber jede andere Entscheidung wäre unverantwortlich von mir, und ich dürfte nicht länger ein Lehrer des Ordens sein, würde ich meine Schüler so fahrlässig in Gefahr bringen.«
    »Ich dachte, Ihr könntet mich darin unterweisen, wie ich diese Kräfte unter Kontrolle halte und verhindere, dass ich irgendwo im Polyversum strande oder vorzeitig zu einem alten Mann werde.«
    »Das werde ich auch«, versprach Aberian in einem Tonfall, der Gorian deutlich machte, dass diese Unterhaltung beendet war.
     
    »Schau her«, sagte Gorian in einer frostkalten Nacht, die er auf dem Südturm der Ordensburg verbrachte, um dort für seinen Unterricht im Haus der Seher Pflichtübungen zur Bestimmung der Gestirne durchzuführen. Sheera leistete ihm dabei Gesellschaft. Ein belebendes Getränk aus dem Bestand der Heiltränke, deren Zubereitung und magische Veredelung Sheera bereits erlernt hatte, verhinderte, dass sie beide einschliefen. Um das Bedürfnis nach Schlaf zurückzudrängen, war dies allemal besser, als die Alte Kraft anzuwenden, so wie Gorian es während seiner Flucht vor den Frostkriegern getan hatte.
    Gorian hielt die Hände mit den Kanten in einem rechten Winkel gegeneinandergelegt und sah in die offenen Handflächen, von denen ein immer stärker werdendes Leuchten ausging, das in sein Gesicht strahlte. »Komm, sieh hinein!«, forderte er von Sheera.
    »Das blendet.«
    »Tu es trotzdem!«
    »Gorian, das ist etwas, das zur Ausbildung der Magier und Seher gehört.«
    »Ja und? Ich habe es von Meister Thondaril gelernt. Man kann dadurch Botschaften, Gedanken und Bilder über unendlich große Entfernungen hinweg

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