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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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faustgroß, andere so winzig, dass sie kaum auszumachen waren.
    Der Strom blauer Flugkäfer schien nicht abreißen zu wollen, während Frogyrr einen Schrei ausstieß, der gleichzeitig Kraftschrei und Schmerzenslaut zu sein schien.
    Die blauen Flugkäfer erfüllten die Luft. Blitze zuckten zwischen ihnen hin und her. Manche von ihnen fuhren hinauf in den Himmel und durchdrangen die dichte Wolkendecke, die sich daraufhin zunehmend aufzulösen begann. Es dauerte nicht lange, und die ersten Sterne waren am Nachthimmel zu sehen – und schließlich auch der Mond.
    Gorian sah, wie Dutzende der Fackelträger aus den Reihen der Frostkrieger einfach leblos zu Boden fielen und im schmelzenden Schnee liegen blieben, ohne dass ihre untoten Kampfgefährten davon Notiz nahmen. Sie waren weiterhin in ihren Singsang vertieft, der offenbar ein wesentlicher Teil des Zauberrituals war. Die Existenzkraft, mit der sie in ihrem untoten Leben ausgestattet waren, schien ihnen dabei allerdings wieder entzogen zu werden, und bei einigen wandelte sich der untote Zustand in den des Todes.
    Immer mehr der Frostkrieger öffneten in gleicher Weise wie Frogyrr den Mund, und auch aus ihren Schlünden drangen Schwärme von bläulichen Flugkäfern. Mehr und mehr der Untoten sanken daraufhin zu Boden, während Frogyrrs eigene Kraft nicht mehr ausreichte, die Kälte zu bewahren. Schnee und Eis schmolzen, von den Bäumen troff es nur so herab, der Schnee, der durch das Schmelzwasser schwerer wurde, ließ dutzendweise Äste brechen, und die Eiskrähen, die zuvor noch auf den Bäumen gehockt hatten, stoben völlig ungeordnet in alle Richtungen davon. Offenbar forderte dieses Ritual von Frogyrr alles an Kraft, und so war er nicht mehr in der Lage, dem Schwarm seinen Willen aufzuzwingen. Kreischend flogen die Vögel davon und verloren sich in der Nacht.
    Die blauen Flugkäfer hingegen erzeugten ein geradezu ohrenbetäubendes Geräusch, das alles andere überdeckte, eine Mischung aus Schaben, Kratzen und Knacklauten. Sie schwirrten nicht mehr planlos durcheinander, sondern bildeten eine Glocke um den Tempel, die wohl genau die schon sehr zusammengeschrumpften Grenzen des magischen Schutzfeldes markierte. Dann knisterten aus ihren abertausenden Leibern feine bläuliche Blitze und trafen die Schutzbarriere. Es gab einen Knall. Für einen einzigen Augenaufschlag leuchtete der Nachthimmel blau auf, dann fielen die Flugkäfer vom Himmel.
    Sie regneten auch auf Gorian herab, der zurück unter das Vordach des Tempelportals wich. Überall bedeckten sie innerhalb von wenigen Momenten den Boden, und das Geräusch, das dabei entstand, erinnerte an Hagelschlag. Der Nachthimmel war nun klar, mondhell und sternenübersät.
    Von den untoten Frostkriegern stand nicht einmal jeder dritte noch auf den Beinen. Ein übler Verwesungsgeruch wehte zum Tempel herüber.
    Auch Frogyrr war offensichtlich geschwächt. Er stützte sich auf seinen Stab, blutete stärker als je zuvor aus seiner leeren Augenhöhle und schnappte regelrecht nach Luft. Kein tiefes, kraftvolles Knurren entrang sich mehr seinem Bärenmaul, sondern lediglich ein schwächlicher, ächzender Laut.
    Zögernd drangen diejenigen Frostkrieger, denen noch genügend Existenzkraft geblieben war, in Richtung des Tempelportals vor. Der magische Schutz existierte nicht mehr.
    Frogyrr machte eine ausholende Bewegung mit zwei seiner Tatzen und krächzte dazu etwas. Der verhältnismäßig schwache Gedankenbefehl, den er dazu aussandte, war auch für Gorian erfassbar. »Tötet ihn! Zerfleischt ihn! Lasst nichts von ihm zurück, das an ihn erinnert oder ein Gefäß seines Geistes sein könnte!«
    Ein Speer wurde nach Gorian geschleudert. Er wich ihm aus, sodass die Spitze gegen das Gestein einer Säule klirrte. Eine Wurfaxt folgte und ein weiterer Speer sowie ein paar Pfeile, die mit orxanischen Langbögen abgeschossen wurden.
    Gorian nahm einen der Speere und warf ihn zurück, traf einen der Frostkrieger in die Brust. Ächzend wankte dieser ein paar Schritte nach hinten und brach dann in sich zusammen, blieb reglos liegen. Dass ihn bereits ein einfacher Speer außer Gefecht setzte, bewies die außerordentliche Schwäche, die Gorians Gegner erfasst hatte. Doch keiner der anderen Frostkrieger beachtete den am Boden liegenden Untoten, der offenbar einfach nicht mehr mit genug Existenzkraft ausgestattet gewesen war.
    Gorian zog seinen Dolch und hob außerdem eines der nach ihm geschleuderten Wurfbeile vom Boden auf. Er hatte sich

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